Koch zum Frühstück (German Edition)
die Nachrichten. Vielleicht arbeitet er heute gar nicht. Seine Sendung kommt nur dienstags und freitags. Heute ist Mittwoch. Allerdings ist er Nachrichtensprecher, oder? Vielleicht ist er doch gleich auf Sendung.
Wie hei ß t er eigentlich? Ach, muss mich das interessieren? Er kennt meinen Namen ja auch nicht. Es gibt nun wirklich keinen Grund, sich noch weiter in diese peinliche Geschichte hineinzusteigern. Zumal er schon einen Freund hat, dem ich nie im Leben das Wasser reichen k ö nnte. Erst recht nicht, wenn alles, was ich zu bieten habe, ein geiler Arsch ist. Und selbst der ä ndert nichts daran, dass ich eine Niete im Bett bin. Womit sollte ich ihn also f ü r mich einnehmen?
Resigniert strecke ich meinen Arm aus und taste nach dem Schalter f ü r den Wecker. Ich sollte jetzt einfach duschen und dann schlafen gehen. Doch da kommt die Meldung: » Und jetzt hat Kilian Hubert die Nachrichten f ü r uns zusammengestellt. «
Dann seine angenehme, warme Stimme. Wie elektrisiert horche ich auf. Ich kriege den Inhalt gar nicht mit. Nur den Klang sauge ich in mich auf.
* * *
Am n ä chsten Tag beginnt meine Schicht wieder um halb neun. Immerhin habe ich diese Nacht durchgeschlafen. Ein weiterer positiver Aspekt: Markus ist wieder unter den Lebenden und steht arbeitsam hinter der Theke.
» Wo warst du gestern? « , erkundige ich mich.
» Der Chef hat mir freigegeben « , gesteht er zerknirscht. » War viel los? «
» Ja und nur Fiona war noch da « , berichte ich.
Er macht ein schuldbewusstes Gesicht. » Die Neue? Himmel, na ja, ich dachte, der Chef wei ß schon, wie ‘ s hier unten aussieht. «
» Der interessiert sich wie alle anderen nur f ü r das R ü hrei « , seufze ich und binde mir die Kellnersch ü rze um. Er lacht. Selten, dass ich jemanden mit meinem trockenen Humor dazu bekomme.
» Na, du lebst ja noch. « Markus grinst fr ö hlich. » Heute kommt, so viel ich wei ß , noch Lisa und die ist ja schon ganz flott. «
Ich nicke dankbar und mache mich daran, das Buffet aufzustellen. Lisa ist zwar flott, aber meistens zu sp ä t, weil sie immer ihren Bus verpasst und auf den n ä chsten warten muss.
In der K ü che geht es schon hei ß her. Zum Gl ü ck ist das nicht mein Job. Ich h ä tte jetzt echt keine Lust, K ä se zu schneiden und Wurst auszulegen.
» Oh, du bist ja schon fast fertig mit Aufbauen! Sorry! « Mit diesem Ausruf rauscht Lisa in den Raum.
Ich zucke mit den Schultern. » Schon gut. War gerade so dabei. «
» Du bist ein Engel « , sagt sie grinsend und f ä llt mir um den Hals.
Bei Frauen bekomme ich davon immer Beklemmungen. Bei M ä nnern eigentlich auch, wenn ich sie nicht gut kenne … Aber da ist es etwas anderes. Ich schiebe sie von mir.
» Daf ü r ü bernimmst du die ersten G ä ste. «
Sie gibt schnell nach. » Okay. Ich mach ‘ dann mal auf. Oder kommt der Chef? «
» Warten wir lieber nicht drauf « , meine ich und reiche ihr ihre Sch ü rze. » Sag mir Bescheid, wenn's zu viele werden. Ich geh ‘ schnell was fr ü hst ü cken. « Eigentlich habe ich morgens nie Hunger, aber ein Br ö tchen brauche ich schon, um auf den Beinen zu bleiben. Bis zum Mittag halte ich sonst nicht durch.
Ich habe gerade herzhaft hinein gebissen, als Lisa das erste Mal in die K ü che stolpert. » Du hast Stammkundschaft, Ruben. «
» Bitte? « , nuschle ich mit vollem Mund.
» Da ist so'n geiler Typ, der darauf besteht, von dir bedient zu werden. « Sie grinst von einem Ohr zum anderen. Aber das, was sie sagt, klingt v ö llig absurd.
Ich blicke unbeteiligt zu ihr auf. » Willst du mich veralbern? «
» Nein, ehrlich. Gro ß , schwarze Haare, blaue Augen, umwerfendes L ä cheln. Kommt mir auch irgendwie vage bekannt vor. «
» Aus der Radiowerbung im Kino? « Mein Herz setzt einen Schlag aus und mein Gehirn wird blank.
Sie stutzt und nickt dann begeistert. » Jetzt wo du's sagst! Stimmt! Das ist der Typ, der die Nachrichten bei Sazu spricht. «
Der Typ, der die Nachrichten spricht, dessen Stimme mich in meine Tr ä ume verfolgt und der mir an den Hintern gefasst hat. Ich schlucke und versuche, die Verwirrung in meinem Inneren zu bek ä mpfen .
‚ Bleib rational, Ruben. Es muss eine vern ü nftige Erkl ä rung daf ü r geben ‘ . Irritiert runzle ich die Stirn und versuche, nachzudenken. F ü hlt er sich noch schlecht wegen dem Geschirr? Unsinn. Er hat mir Trinkgeld im doppelten Wert gegeben. Rumr ä tseln bringt da wohl nichts – und ist auch unm ö glich, solange
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