Kochwut
der Provinz ja gar nicht. Wir haben zwei von den Jungs bis Lensahn mitgenommen.«
Angermüller betrachtete aufmerksam die schlanke Moderatorin.
»Wann kamen Sie zurück? War da jemand zu Hause?«
»Das muss so gegen 21.30 Uhr gewesen sein. Ebbo und ich waren die Einzigen im Haus. Vom Team hat hier sonst keiner übernachtet. Es war herrlich ruhig, ich habe geschlafen wie in Morpheus’ Armen!«
Alix Blomberg schenkte Jansen einen langen Blick aus ihren strahlend großen Augen.
»Ist Ihnen irgendwas aufgefallen, als sie vom Essen zurückkamen?«
Ihr war nichts aufgefallen. Sie und der Regisseur hatten in der Küche, in der man jetzt saß, noch einen Wein zusammen getrunken, und dann war jeder auf sein Zimmer gegangen. Als sie am Morgen nach unten kam, um einen Kaffee zu trinken, waren da Grit Fischer, Pierre Lebouton und andere versammelt und in heller Aufregung. So hatte sie von dem Geschehen erfahren.
»Ist das nicht entsetzlich?«
Alix Blomberg legte leidend eine Hand an die Schläfe und sah die Kommissare mit ihren großen Augen verzweifelt an. In anklagendem Ton fragte sie: »Warum Christian? Er war ein so wertvoller Mensch!«
»Kannten Sie ihn denn näher?«
Versonnen sah Alix Blomberg auf den Küchentisch und spielte dabei mit dem breiten goldenen Armband an ihrem linken Handgelenk.
»Ach ja«, sie seufzte und blickte hoch. »Wir standen uns einmal sehr nahe, Christian und ich.«
Angermüller, dem es nicht leichtfiel, fremde Leute nach wenigen Minuten über Details aus ihrem Privatleben auszufragen, hatte den Eindruck, dass die Blomberg von sich aus gern mehr darüber erzählen wollte. Beim Hereinkommen hatte er ihr Alter auf Mitte 30 geschätzt, nun saß sie ihm direkt gegenüber, und er sah deutlich das starke, wenn auch perfekte Make-up in ihrem Gesicht. Es vermochte die zehn Jahre, um die sie tatsächlich älter war, doch nicht ganz zu tilgen.
»Wie lange ist das her mit Ihnen und Herrn von Güldenbrook?«
»Ich weiß nicht mehr so genau, vielleicht fünf Jahre? Fast hätten wir geheiratet …«, sie lächelte wehmütig in sich hinein. Jansen beobachtete sie fasziniert und überließ es Angermüller, die Fragen zu stellen.
»Warum ist nichts daraus geworden?«
»Ach ja, es waren wohl mehrere Gründe. Mein Leben ist zuweilen recht unstet, mein Job, wissen Sie, unregelmäßig, anstrengend, auslaugend … Aber er ist mir wichtig, ich würde ihn nie für eine Ehe aufgeben. Man hat ja auch eine Verpflichtung seinem Publikum gegenüber, nicht wahr?«
Alix Blomberg lächelte Jansen an, der sogleich zurücklächelte.
»Und dann war da noch die alte Gräfin«, sie schüttelte ihre Lockenpracht. »Eine alte Dame mit dem Charme eines Fallbeils, und dass sie mich nicht mochte, machte sie mir in der ersten Sekunde klar. Ich, weder Adel noch Geldadel, und dann auch noch beim Fernsehen – das war nicht ihre Klasse. Und sie hatte enormen Einfluss auf Christian.«
»Lebt sie hier auf dem Gut?«
»Sie liegt mittlerweile auf dem Friedhof, unter ihresgleichen, nehme ich an. Sie ist letztes Jahr gestorben.«
»Sie sind Herrn von Güldenbrook durch die Arbeit hier ja öfter noch begegnet …«
Alix Blomberg ließ Angermüller nicht ausreden.
»Wir sind gute Freunde geblieben, wenn Sie das meinen! Wir sind schließlich beide erwachsene, zivilisierte Menschen – gewesen. Außerdem war Herr von Güldenbrook ein Gentleman durch und durch«, sie senkte bekümmert ihren Kopf und schloss die Augen. »Ach, Christian.«
»Kennen Sie Clemens von Güldenbrook?«
»Seinen Sohn meinen Sie? Der wurde mir einmal vorgestellt. Das ist ewig her. Seitdem habe ich höchstens mal sein Auto hier auf dem Gelände gesehen.«
Die Moderatorin stutzte einen Moment.
»Jetzt, wo ich so darüber rede, fällt mir ein, der Wagen könnte auch gestern hier gestanden haben, als wir zum Essen losgefahren sind.«
Die beiden Kommissare horchten auf.
»Ach ja?«
»Ja, irgendwie ist mir so. Aber ich habe nicht darauf geachtet. Es ist irgend so ein teurer englischer Sportwagen, den sein Sohn fährt. Es war ja schon dunkel draußen, und ich hab den nur so aus dem Augenwinkel gesehen, wenn Sie wissen, was ich meine.«
»Genauer können Sie das Auto nicht beschreiben?«
»Es ist silberfarben, aber sonst? Tut mir leid.«
»Aber das ist doch kein Problem, Frau Blomberg.«
Claus Jansen war die Liebenswürdigkeit in Person und bekam dafür wieder ein nettes Lächeln.
»Können Sie sich denn vorstellen, wer einen Grund gehabt haben
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