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Kochwut

Titel: Kochwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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glauben mir auch so, dass ich es bin.«
    Und er gab Jansen seine Daten. Er war 61, wie Angermüller kurz nachrechnete. Mit seinem glatten Gesicht, den hellen, wachen Augen und dem vollen Haar wirkte er noch sehr jugendlich. Trotz seines französischen Namens sprach er vollkommen akzentfreies Deutsch.
    Es klopfte kurz, die Küchentür ging auf, und eine große, gut aussehende Frau in einem knapp sitzenden, lindgrünen Kostüm schwebte auf hohen Absätzen herein. Sie schien sofort vom ganzen Raum Besitz zu ergreifen. Lange, kastanienrote Locken fielen ihr auf die Schultern, und sie hielt ein halbvolles Weinglas in der Hand.
    »Die Vorspeise war göttlich, wie immer, Pierre!«, raunte sie zu Lebouton, der nur abwesend nickte, wandte sich dann an die Kommissare und sagte mit ihrer angenehm dunklen Stimme: »Ich bin Alix Blomberg. Grit sagte, Sie wollten mich sprechen?«
    Ihre Augen waren auffällig groß und gaben ihrem Gesicht einen Ausdruck ständigen Erstaunens.
    »Wir sagen Ihnen Bescheid, Frau Blomberg«, nickte Angermüller und deutete in Richtung Tür.
    Jansen hatte sich schnell erhoben und begleitete die Fernsehmoderatorin nach draußen.
    »Es dauert nicht lange«, sagte er leise zu ihr und lächelte sie an.
    Er lächelte immer noch, als er wieder neben Angermüller am Tisch Platz nahm. Mit seinen Gedanken schien er jedenfalls nicht bei der Zeugenvernehmung und Herrn Lebouton zu sein.
    »Sind wir so weit, Claus?«
    Zur Eingrenzung des Tatzeitpunktes ergab die Vernehmung Leboutons keine weiterführenden Fakten. Der Kochstar hatte von Güldenbrook am gestrigen Nachmittag so gegen 17 Uhr das letzte Mal gesprochen und ihn danach nicht mehr gesehen. Anschließend hatte er sich in seiner Wohnung aufgehalten und den Abend im Haus seines früheren Verwalters verbracht. Erst durch einen Anruf von Grit Fischer am Morgen hatte er von dem Geschehen erfahren.
    »Ich bin sofort hinüber ins Lager geeilt. Da lag Christian. Entsetzlich!«
    Lebouton schloss die Augen und presste einen Zeigefinger gegen die Stirn.
    »Wenn Sie das so entsetzlich finden, wieso haben Sie nicht Ihre Aufzeichnung heute verschoben?«
    Der Meisterkoch hob seinen Blick und sah Angermüller mit unbewegtem Gesicht an.
    »Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun«, sagte er ungerührt. »Außerdem wäre das auch ganz und gar nicht in Christians Sinn, kann ich Ihnen versichern.«
    »In welcher Beziehung standen Sie zu Christian von Güldenbrook?«
    »Wir waren Partner.«
    »Können Sie das etwas genauer sagen?«
    »Christian war zuständig für die Finanzen der Lebouton-Unternehmen.«
    »Wie war Ihre Zusammenarbeit?«
    »Perfekt.«
    »Wie laufen die Geschäfte?«
    »Ich weiß zwar nicht, was das hiermit zu tun haben soll, aber dennoch: Sie laufen hervorragend.«
    Angermüller und Jansen warfen sich einen kurzen Blick zu.
    »Waren Sie Freunde?«
    »Wir haben sehr gut zusammengearbeitet. Privat gingen wir eher getrennte Wege.«
    »Aber Sie wohnten doch beide hier im Herrenhaus?«
    »Zeitweise wohne ich auf Güldenbrook, das stimmt. Mit einer Mietwohnung im herkömmlichen Sinne ist das allerdings nicht zu vergleichen«, der Anflug eines nachsichtigen Lächelns legte sich auf Leboutons Gesicht. »Wenn jeder um die 200 Quadratmeter für sich hat, kommt man sich nicht so leicht ins Gehege, wissen Sie.«
    Angermüller ließ sich von Leboutons herablassendem Ton nicht irritieren.
    »Hat Herr von Güldenbrook Familie, Angehörige?«
    »Er ist geschieden und hat einen Sohn, Clemens.«
    »Wohnt der auch hier?«
    »Christian lebte allein. Clemens in Lübeck, soweit ich weiß.«
    »Wie alt ist er? Was macht er so?«
    Lebouton spähte ungeduldig auf seine Armbanduhr.
    »Er muss so Mitte 30 sein. Er hat lange studiert, irgendwas und sich dann mit einer Firma selbstständig gemacht. Aber was er genau macht, kann ich Ihnen gar nicht sagen. Ich habe ihn in letzter Zeit nur selten gesehen. Das Verhältnis zwischen ihm und seinem Vater war wohl nicht das beste.«
    »Was ist mit der ehemaligen Frau?«
    »Die habe ich nie kennengelernt. Soweit ich weiß, lebt sie schon seit Langem mit ihrem zweiten Mann in den USA.«
    »Wer, glauben Sie, könnte von Güldenbrooks Tod profitieren?«
    Wieder ein Blick auf die Uhr.
    »Meine Herren, ich denke, es ist Ihre Aufgabe, das herauszufinden. Meine Zeit ist leider begrenzt.«
    Die Ungeduld des Zeugen ließ Angermüller ganz ruhig werden.
    »Ich stelle meine Frage noch einmal: Wer könnte von Güldenbrooks Tod profitieren? Sein Sohn? Sie, als

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