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Kölner Kreuzigung

Kölner Kreuzigung

Titel: Kölner Kreuzigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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dass Wiedemann als Gastschauspieler an einem der freien Theater arbeitete, praktischerweise unter der Regie von Jan Thielbeck, der ebenfalls Gast der Party gewesen war. Neben diesen beiden hatte Alberti offenkundig wenige Freunde unter seinen Berufskollegen. Das passte zu dem Ruf, den er hatte.
    Albertis Cousin Michael Johnen traf Marius auf einem Spielplatz in der Nähe dessen Hauses an, wo er die beiden Kinder hütete. Er gab sich als Detektiv für eine Versicherung aus, die einige Fragen zum Ableben der beiden Schauspieler hatte. Johnen schien sich über ein derartiges Vorgehen nicht weiter zu wundern. Vielleicht war er auch einfach nur abgestumpft? Johnen war gelernter Bankkaufmann und zurzeit arbeitslos. Seine Frau arbeitete inzwischen wieder halbtags, wie er erzählte.
    Der Frust über seine Situation war ihm deutlich anzumerken. Waren sie zu Beginn des Gesprächs noch eine willkommene Ablenkung, wie Marius schien, steigerten die Fragen des Detektivs Johnens Gereiztheit immer mehr, sodass einige der Mütter, die in dicken Winterjacken um sie herumsaßen, aufmerksam wurden. Der Kinderlärm tat sein Übriges. Marius war froh, als das Gespräch vorbei war, allerdings war er sich sicher, dass er sich mit Michael Johnen noch näher beschäftigen musste. Auch wenn er vorgab, nichts von einem Bild zu wissen.
    Drei weitere Gespräche schaffte er noch am gleichen Abend. Den Barbesitzer Samuel Schorch traf er in seinem Arabella-Club, nachdem er eine üppige russische Blondine abgewimmelt hatte.
    »Magst du meine Mädchen nicht, Junge?« Der Ton in der Stimme des Barbesitzers passte so gar nicht zu dem sanften Säuseln, das als Musik leise aus den Boxen drang.
    »Ich bin nicht wegen Ihrer Mädchen hier.«
    »Jeder ist wegen meiner Mädchen hier.« Schorch stützte sich demonstrativ mit einer kräftigen Pranke auf der Theke ab, sein Jackettärmel rutschte ein Stück weit hoch und gab den Blick frei auf eine schwere, goldene Rolex.
    Marius war ein bisschen erstaunt, dass es so etwas noch gab. »Oder er ist schnell wieder weg.«
    Die grauen Augen des Barbesitzers versuchten streng unter der getönten Brille hervorzuschauen. Marius wusste, dass er hier Ärger bekommen konnte, der Bluterguss auf seinem Unterarm pulsierte leicht. Das Beste würde sein, schnell zur Sache zu kommen.
    »Ich bin wegen Christian Alberti hier.«
    »Ah, Christian! Bist Du ein Bulle? Siehst nicht so aus.«
    »Ich bin Privatdetektiv.«
    »Privatdetektiv, so, so. In wessen Auftrag bist du denn unterwegs?«
    »Es ist eine persönliche Angelegenheit.«
    »Also doch ein Mädchen.«
    Marius seufzte und blickte auf die verspiegelte Auslage hinter der Theke. Das würde ein schwieriges Gespräch werden. »Vielleicht erzählen Sie mir einfach, woher Sie Christian kannten und in welcher Beziehung Sie zu ihm standen?«
    »Christian war ein Freund, verstehst Du?«
    Marius verstand. Er kannte den Code. Über einen Freund wurde nichts Schlechtes gesagt. Was gleichzeitig bedeutete, dass es etwas Schlechtes über ihn zu sagen gab.
    »Erinnern Sie sich an den letzten Abend, als Sie bei ihm waren?« Das erste Mal hatte Marius das Gefühl, so etwas wie eine Regung bei seinem Gegenüber feststellen zu können. Nur deuten ließ sie sich nicht.
    »Ja klar. Den letzten Abend mit einem Freund vergisst man nicht!«
    Marius zog das mittlerweile leicht zerknitterte Bild der Kreuzigung hervor, das er bereits Johnen auf dem Spielplatz vergeblich gezeigt hatte. »Haben Sie dieses Bild vielleicht gesehen an dem Abend?«
    Verdutzt nahm Schorch die Kopie in seine Hände. »Ja, ich erinnere mich. Das stand im Schlafzimmer auf dem Boden und lehnte an der Wand.«
    »Was haben Sie im Schlafzimmer gemacht?«
    »Ich habe die Stolz gevögelt, was denn sonst?« Schorch lachte schallend. »Nun guck nicht so bescheuert, Junge, war nur Spaß! Ich hatte mit Christian ein Geschäft zu regeln. Aber das geht dich nichts an.«
    »Hat er bezahlt?«
    Die joviale Freundlichkeit, die Schorchs Scherz folgte, verschwand augenblicklich. »Worauf willst Du hinaus?«
    »Auf gar nichts. Aber so wie es aussieht, war Alberti knapp bei Kasse und Sie wären nicht der Einzige, bei dem er Schulden gehabt hätte.«
    »Hau ab!« Marius nahm seine Fotokopie und steckte sie in die Tasche. Sinnlos, hier weiter zu fragen. Beim Aufstehen schaute er noch einmal kurz in den Spiegel über der Theke. Der Mann, der hinter ihm in den hinteren Bereich der Bar huschte, geführt von einer jungen Schwarzen, kam ihm nur zu bekannt

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