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Kölner Kreuzigung

Kölner Kreuzigung

Titel: Kölner Kreuzigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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vor. Wo sich Stadträte überall herumtrieben.

33
    Thielbeck und Wiedemann waren deutlich angenehmere Gesprächspartner als Samuel Schorch. Marius traf den Regisseur und den Schauspieler nach einer Aufführung an der Bar des kleinen Theaters an der Aachener Straße. Peter Wiedemann wirkte aufgekratzt, Marius nahm an, dass es an der vorhergehenden Aufführung lag.
    »Sie sind einer der wenigen Kollegen, die mit Christian Alberti befreundet waren.«
    »Das liegt daran, dass wir nicht zusammengearbeitet haben.« Wiedemann lachte kurz schnatternd auf. »Verstehen Sie mich nicht falsch, wir waren gute Freunde. Aber mit Christian zu arbeiten war die Hölle. Nicht wahr Jan?«
    Jan Thielbeck kam mit zwei Kölschgläsern zu ihnen zurück und stellte sie auf den kleinen silberfarbenen Tisch. »Er war ein lieber Kerl, aber die Pest bei der Arbeit, das stimmt.«
    »Der liebe Kerl neigte auch im Privatleben durchaus zu Ausbrüchen, nach dem, was man so hört«, wandte Marius ein.
    »Das sind die Drogen. Die machen uns alle kaputt.« Die beiden Künstler prosteten sich zu und tranken. »Eigentlich war Christian ein Seelchen, doch wenn er zugekokst war, war er ungenießbar. Und zugekokst war er zuletzt öfters.«
    »Sie halten es also für möglich, dass er Julia Stolz und sich erschossen hat.« Peter Wiedemann zögerte sichtlich mit seiner Antwort, Thielbeck nicht.
    »Auf jeden Fall. Leider.«
    »Haben Sie dieses Bild an dem Abend gesehen?« Die beiden Männer schauten auf die Kopie und schüttelten den Kopf.
    »Nein, das Bild passt auch gar nicht zu Christian.«
    »Und zu Julia schon einmal gar nicht«, ergänzte Wiedemann seinen Regisseur. »Wie sollte er denn daran gekommen sein?«
    »Er hat es geerbt.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Christian geerbt hat.« Wiedemann stellte sein leeres Kölschglas ab und stand auf. »So, ich muss los. Ich will morgen laufen gehen.« Mehr aus Höflichkeit, vielleicht aber auch aus Intuition stellte Marius seine nächste Frage, während Thielbeck unbeteiligt an seinem Mobiltelefon herumspielte.
    »Wo laufen Sie denn?«
    »Zwischen Nippes, Mediapark und Ehrenfeld, über den Hügel, dann rüber in den Grüngürtel.«
    »Die Strecke kennst du inzwischen doch im Schlaf.« Thielbeck schaltete sich wieder ins Gespräch ein. »So oft wie du die läufst.« Wiedemann schaute kurz verunsichert von einem zum anderen.
    »Ich mag Routinen.«
    Als Wiedemann die Bar verlassen hatte, drehte sich Thielbeck zu Marius um.
    »Ich würde ja nicht da laufen, wo ein Mann gekreuzigt wurde.«
     
    Der Versuch, in der Nacht noch mit DJ Ambassador zu reden, war aussichtslos. Der Club, in dem er auflegte, war zu voll und zu laut. Marius sah den DJ ganz am anderen Ende des Raums auf einem Podest in seine Arbeit vertieft und beschloss, den fünften Mann auf seiner Liste erst am nächsten Tag zu treffen.
    Doch bevor der Privatdetektiv DJ Ambassador alias Georg Friedrichs besuchte, traf er sich mit dem Vermögensberater Boris Lenau in dessen Büro, einem zurückhaltenden Mann im schlichten grauen Anzug, der ein paar Jahre älter als Marius war. Lenau schenkte sich einen Kaffee ein und bot Marius ebenfalls einen an. Der Detektiv wählte allerdings das alternativ angebotene Wasser. Die neugierige Reaktion des Bankers war Marius mittlerweile schon gewohnt.
    »Privatdetektiv? Interessant. Manchmal beschäftigen wir hier selber welche. Vielleicht kommen wir da ins Geschäft?«
    Marius lächelte. Auch wenn Lenau ein Verdächtiger war, hatte er sich noch keinerlei Gedanken gemacht, wie er eigentlich weiter vorgehen sollte, wenn er Detektiv bliebe. Ein neuer Kunde oder zumindest ein neuer Interessent wäre vielleicht gar nicht verkehrt. Er drückte Lenau eine Visitenkarte in die Hand.
    »Gerne. Um ehrlich zu sein: Ich weiß allerdings nicht, wie lange die Detektei noch existiert.«
    »Oh, Sie wollen Ihren Laden gleich wieder dicht machen?«
    »Mein Chef lebt nicht mehr und ich schließe hier eigentlich nur ein paar Ermittlungen für ihn ab. Aufräumarbeiten sozusagen.«
    »Verstehe. Das tut mir leid. Standen Sie sich nahe?«
    Marius zuckte mit den Achseln. Taten Sie das? »Ich vermisse ihn.«
    »Dann ist er überraschend gestorben?«
    »Er wurde ermordet.«
    Boris Lenau holte sichtlich Luft. »Heftig.« Er sammelte sich rasch wieder. »Verzeihen Sie bitte, aber so etwas hört man nicht alle Tage. Schrecklich. Ich habe fast das Gefühl, so etwas verfolgt mich. Sie wissen, Alberti und Stolz.«
    »Ja, deswegen bin ich hier. Sie waren an

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