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Kölner Kreuzigung

Kölner Kreuzigung

Titel: Kölner Kreuzigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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dem Abend vor ihrem Tod bei den beiden.«
    »Eine Party, richtig. Ich war ehrlich gesagt überrascht, dass Herr Alberti mich eingeladen hat. Er ist hier Kunde und eigentlich sind wir keine so engen Freunde.«
    »Haben Sie eine Idee, warum er Sie eingeladen haben könnte? Wollte er etwas von Ihnen? Geldgeschäfte oder Ähnliches?«
    »Geldgeschäfte wollen alle meine Kunden machen. Nein, damit hatte das glaube ich nichts zu tun. Ich denke einfach, Christian Alberti versammelte gerne Leute um sich, die er exotisch fand, und in seiner Welt war ich als Vermögensberater definitiv ein Exot.« Lenau pustete und trank dann einen Schluck aus seiner Tasse. »So habe ich mich an diesem Abend auch gefühlt. Wie ein Exot.«
    »Es war nicht Ihre Art von Party?«
    Lenau lachte. »Nein, wirklich nicht. Glauben Sie mir, ich habe Dinge gesehen, auf die hätte ich gut verzichten können. Sie wissen schon … Es war eine exzessive Feier.«
    »Ja, das habe ich gehört.«
    »Ich bin dann auch früh gegangen. In der Woche kann man ja eh nicht so lange ausbleiben als arbeitender Teil der Bevölkerung.« Marius nahm das Bild der Kreuzigung aus seiner Mappe und legte es vor Boris Lenau auf den Schreibtisch.
    »Haben Sie dieses Bild an dem Abend vielleicht gesehen?« Lenau nahm die Kopie und betrachtete sie lange. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Nein, ist mir nicht aufgefallen. Ich habe aber auch nicht darauf geachtet. Ich bin ein Mann der Zahlen, Herr Sandmann. Von Kunst habe ich keine Ahnung.«
    »Verstehe. Ist Ihnen sonst noch etwas aufgefallen an dem Abend?«
    »Mir ist jede Menge aufgefallen an diesem Abend, aber nichts, was Ihnen weiterhelfen könnte, würde ich sagen. Das waren alle sehr exaltierte, nicht sehr prüde, nicht sehr gehemmte Menschen. Wie gesagt: Ich habe mich dort nicht wirklich wohl gefühlt und bin recht früh wieder gegangen. Das war nicht so meine Welt.«
     
    »Ehrlich gesagt, war die Party ein wenig fad.« Georg Friedrichs, der als DJ Ambassador in mehreren Kölner Clubs auflegte, hatte eine völlig andere Meinung zu Christian Albertis letztem Abend als der Mann im grauen Anzug, den Marius zuvor befragt hatte. »Verstehen Sie mich nicht falsch. Christian war ein lieber Kerl, aber der Abend war mau. Außerdem haben er und Julia sich vorher wohl schon gestritten und die Spannung hing die ganze Zeit in der Luft. Ich war nicht überrascht, als ich dann in der Zeitung las, dass er sie erschossen hat. Er war ein Arsch, aber sie war auch ein Biest.«
    »Haben Sie das Bild hier an dem Abend vielleicht gesehen?« Marius legte ein Foto auf das Mischpult. Clubs am Tag irritierten ihn. Er war immer nur als Gast in diesen Läden. Dann war es laut, meistens voll, es stank. Im Augenblick war der große Raum leer bis auf ihn und Friedrichs, der Geruch von Putzmittel hing in der Luft, und obwohl es draußen Tag war, imitierten die schwarzen Wände der Diskothek und die mondfarbene Discokugel an der Decke die Nacht.
    »Nee. Passt auch nicht zu Christian. Gehört das Julia?«
    »Nein, Christian Alberti. Wieso meinen Sie, dass es Julia Stolz gehört hätte?«
    »Keine Ahnung, sie war die Frau, die entweder nutzlose Typen oder sinnlosen Kram anschleppte. Am besten beides.«
     
    Während Marius Sandmann bei einem Satz Liegestützen über die Gespräche der letzten Stunden nachdachte, ging Paula Wagner eigenmächtig einer in den Augen Bergkamps und Steins vagen Spur nach. Allerdings musste sie zugeben, dass sie einige Zweifel hatte, ob an der Geschichte etwas dran war. Doch sie wollte sich nicht vorwerfen müssen, nicht alles probiert zu haben. Sollte Stein doch seine Pressekonferenzen geben und Bergkamp im Café herumsitzen.
    Noch wartete sie auf ihren Gesprächspartner, betrachtete mäßig interessiert die Auslage der Buchhandlung und studierte teils schmunzelnd, teils zynischen Gedanken nachhängend die mehr oder weniger kunstvollen oder komischen Postkarten, die in der Ecke des Ladens auf einem eigenen kleinen Regal aufgebaut waren. Ihr kam schon die Präsentation dieser Karten in einem edlen, graubrauen Holzregal wie die Zurschaustellung von Kunst vor und sie hoffte, dass in den Sälen des Museums die Kunst der Präsentation eher gerecht würde als hier in diesen Regalen.
    Ein Mann Mitte 50, ganz in schwarz gekleidet und mit einem sorgfältig gestutzten weißen Dreitagebart bog um eines der höheren Regale. Suchend blickte er sich um, ohne seinen Schritt nennenswert zu verlangsamen. Um diese Zeit waren nur wenige Besucher hier,

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