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Kölner Kreuzigung

Kölner Kreuzigung

Titel: Kölner Kreuzigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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doch Paula Wagner wollte es Museumsdirektor Malven nicht unnötig schwer machen und nickte ihm zu, als sie sich von den Karten abwandte. Sie streckte ihm die Hand entgegen, die er mit einem für Wagner überraschend schlaffen Druck nahm. Anschließend rieb er die Hände unauffällig in der Jacketttasche ab, wie die Polizistin bemerkte.
    »Kommissarin Wagner, nehme ich an? Interessieren Sie sich für Bilder?«
    »Um ehrlich zu sein: nicht besonders. Ich verstehe nicht viel von Kunst. Es reicht vielleicht gerade, um einen Picasso von einem Lochner zu unterscheiden.« Malven hob kurz die Augenbraue.
    »Nun, wenn Ihnen der Name Stephan Lochner geläufig ist, dann wissen Sie, fürchte ich, schon mehr als die meisten anderen Menschen in dieser Stadt. Aber vielleicht haben Sie Lust, sich unser Museum einmal anzuschauen?«
    »Eine Privatführung vom Direktor persönlich?« Paula Wagner war überrascht. Sie hatte einen reservierteren Menschen erwartet. »Da sage ich nicht nein!«
    »Dann kommen Sie!« Anton Malven führte die Polizistin an einem Wärter in bordeauxroter Uniformjacke vorbei durch eine einfache Glastür in ein schlichtes, mit dunklem Stein ausgelegtes Treppenhaus. »Dieses Treppenhaus liegt übrigens genau über der Straße, auf der Stephan Lochner zuletzt gelebt und gearbeitet hat. Die Bilder in unserem Museum hängen also quasi wieder da, wo sie entstanden sind.« Neugierig blickte Paula Wagner aus den schmalen Fenstern an den Seiten des Treppenhauses. Sie sah keine Straße. Malven schien ihre Gedanken zu erraten. »Das irritiert jeden. Die Gasse wurde im Lauf der Jahre überbaut und geriet völlig in Vergessenheit.«
    »Obwohl ein so prominenter Künstler dort gelebt hat?«
    Malven zuckte etwas verlegen mit den Achseln. »Das spielte keine so große Rolle, nein.«
    »Köln geht recht nachlässig mit seinem Kunsterbe um.«
    »Köln geht allgemein recht nachlässig mit seiner Geschichte um.«
    »Ich dachte immer, die Kölner lieben ihre Stadt?«
    »Sie sind nicht von hier, oder?«
    »Nein, ich bin aus der Nähe von Fürth.«
    »Eine Fränkin? Was hat Sie nach Köln verschlagen?«
    »Ein Mann, was sonst? Und Sie?«
    Malven lachte. »Die Arbeit, was sonst?«
    Mittlerweile standen die beiden in einem blau getünchten kleinen Saal, an dessen Wänden Bilder hingen, die für Paula Wagner alle gleich aussahen. Malven redete fröhlich weiter, erklärte Wagner die Unterschiede der Bilder, ihre Geschichte, ihre Besonderheiten. Er war sichtlich in seinem Element, und Paula Wagner begann sich zu langweilen.
    »Das ist eine sehr beeindruckende Sammlung, über die Ihr Museum verfügt. Was man so hört, muss sie früher noch viel beeindruckender gewesen sein.«
    »Wie meinen Sie das, Frau Kommissarin?«
    Paula Wagner mochte es, wenn der Direktor ihren Titel mit seinem niedlichen und völlig unpassenden niederländischen Akzent nannte. »Es ist doch sicherlich viel im Krieg verschwunden oder zerstört worden?«
    Malven hielt kurz inne. »Manches ist verschollen, ja, aber die allermeisten Werke haben den Krieg Gott sei Dank heil überstanden.«
    »Und die Lochners? Alle vollständig und heil?«
    »Worauf wollen Sie hinaus, Frau Kommissarin?«
    Ein niedlicher niederländischer Akzent und eine gewisse Schärfe in der Stimme. Interessante Mischung, fand Paula Wagner, ließ sich aber nicht aus ihrem Konzept bringen.
    »Um ganz offen zu sein: Wir haben in einem Fall einen jungen Mann, der steif und fest behauptet, Sie hätten ihn als Privatdetektiv beauftragt, um ein verschollenes Bild von Stephan Lochner zu finden.«
    »Das ist absurd! Die Stadt und unsere Stifter würden uns die Hölle heiß machen, wenn wir für einen solchen Unfug Geld ausgeben würden. Mal davon abgesehen, dass wir das Geld gar nicht haben.«
    »Lassen Sie es mich so sagen, Herr Malven: Unser Zeuge ist sehr überzeugend.« Das war zwar gelogen, diente aber der Wahrheitsfindung, und war deswegen in Paula Wagners Urteil durchaus erlaubt. »Außerdem hat er eine Menge Ärger deswegen auszustehen. Denn wenn sich seine Geschichte als falsch entpuppt, ist er Verdächtiger in einem Mordfall.«
    Malven schaute angestrengt auf ein Bild, das einen kargen schwarzen Baum in einer Winterlandschaft zeigte, als suchte er darin eine Antwort zu finden. Paula Wagner schien es, als wollte er sich am liebsten hinter diesem schwarzen Baum verstecken. Sie hatte nicht die Absicht, das zu erlauben.
    »Es tut mir leid um Ihren Zeugen, aber er lügt, und vielleicht haben Sie in ihm ja

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