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Kölner Kulissen

Kölner Kulissen

Titel: Kölner Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Pranschke
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selbst etwas zum Gespräch beizutragen. Sie wundert sich nur darüber, wie lange es dauert, bis Richard das bemerkt. Mittlerweile steht ihr Essen auf dem Tisch. Paula hat Salat bestellt, Richard Spaghettini mit Gambas.
    »Ist irgendwas?«, fragt er und schiebt sich eine Gabel Nudeln in den Mund.
    »Wieso?«
    »Ich dachte, du wolltest mit mir reden.«
    »Dachte ich auch.«
    »Dafür sagst du aber nicht besonders viel.«
    »Vielleicht sollte ich dasselbe bestellen wie du.«
    »Gambas?«
    »Nein, einen Wein nach dem anderen.«
    Richard verdreht die Augen. »Ich hatte gehofft, wir hätten nach so langer Zeit ein anderes Gesprächsthema.«
    »Du hast recht, und zum Glück geht es mich ja auch nichts mehr an.« Lustlos stochert sie in ihrem Salat herum. Für ein paar Sekunden sagen beide nichts. Mit einem Blick auf seine Kamera versucht Paula, die Unterhaltung wieder in Gang zu bringen. »Bist du unterwegs zu einem Termin?«
    Er schüttelt den Kopf und tupft sich mit einer Serviette die Lippen ab. Die Schufterei der letzten Jahre beginne sich auszuzahlen, erklärt er. »Ich kann es mir öfter erlauben, für ein paar Stunden aus dem Studio zu verschwinden. Und dann fotografiere ich, was mir gefällt, ohne Auftraggeber.«
    Paula gratuliert ihm dazu, dass sein Geschäft so gut läuft. Und wieder kommt ihr der Gedanke, den sie schon seit heute Morgen zu verdrängen versucht. Ob Richard ihr helfen würde? Natürlich würde sie ihm das Geld zurückzahlen.
    Nein, sie kann ihn nicht darum bitten. Aber während er von einer Ausstellung einiger seiner jüngsten Fotografien erzählt, ertappt sich Paula dabei, wie sie ihren Groll über seine Trinkerei beiseiteschiebt und sich Richards Stärken vor Augen führt. Und momentan ist für sie die interessanteste seiner Stärken nun einmal seine Finanzstärke.
    »Das freut mich so für dich«, sagt sie und drückt seine Hand – erstes Semester Schauspielschule. »Wann ist denn die Vernissage?«
    »Ich schick dir die Einladung per E-Mail. Würdest du denn kommen?«
    »Warum nicht?«
    »Na ja … hast du die E-Mails und SMS gezählt, die ich dir in den letzten Wochen geschrieben habe?«
    »Natürlich nicht.« Sie grinst.
    »Wie kommt es, dass du mich plötzlich doch wiedersehen wolltest?«
    »Du kennst doch meine masochistische Veranlagung.«
    Er lacht nicht darüber. Von einer Sekunde zur nächsten wirkt er ernst. Er legt sein Besteck auf den Teller und beugt sich zu ihr über den Tisch.
    »Ich hab dich vermisst.«
    Das ist ihr jetzt doch ein bisschen zu viel. »Richard, wir haben uns doch hier nur zum Essen verabredet, oder? Und wenn ich zu deiner Vernissage komme, dann weil ich mich für deine Fotos interessiere.«
    Er lehnt sich wieder zurück und trinkt sein Glas aus. »Natürlich.«
    Und dann liegt sein Schweigen zwischen ihnen. Paula sucht noch krampfhaft nach einem unverfänglichen Thema, um das Gespräch wieder aufzunehmen, als er sie mit einer Frage überrascht.
    »Wer ist der Mann, mit dem ich dich gesehen habe?«
    »Wie bitte?«
    »Seid ihr zusammen?«
    »Wo hast du mich denn gesehen?«
    »Gestern Abend am Ebertplatz. Und am Samstag auf der Aachener Straße.«
    »Beobachtest du mich?«
    »Ich geh halt auch gern aus.« Er rollt mit der Gabel noch ein paar Nudeln auf, steckt sie in den Mund und kaut ausgiebig. Dabei sieht er Paula in die Augen.
    »Und wenn es so wäre?«, fragt sie.
    »Dann würde ich dir gratulieren. Er sieht gut aus. Vielleicht ein bisschen jung, oder?«
    »Danke, wie nett von dir. Ich frage lieber nicht, wie jung deine Betthasen sind.«
    »Ach … er ist dein Betthase?«
    Wie früher dreht er ihr das Wort im Mund um. Sie knallt ihre Gabel auf den Teller. »Ich kenne ihn erst seit ein paar Tagen.«
    »Und?«
    »Nichts und.«
    Sie fragt sich, ob Richard gestern Abend gesehen hat, wie sie vom Ebertplatz zu Vincents Wohnung gegangen sind. Doch dann müsste er ihnen gefolgt sein. Warum sollte er das tun? Und selbst wenn er gesehen hätte, wie sie in dem Hauseingang verschwunden sind, was wäre schon dabei? Warum sagt sie ihm nicht einfach, wie es ist? Dass sie die vergangene Nacht mit Vincent verbracht hat. Irgendetwas hindert sie daran, Richard unbefangen und selbstbewusst gegenüberzutreten. Und das macht sie wütend. So wütend, dass sie sich plötzlich nicht mehr in der Lage fühlt, dieses absurde Gespräch fortzusetzen. Sie zieht ihr Portemonnaie aus der Handtasche und klemmt zwanzig Euro unter ihr Glas.
    »Erledigst du das für mich, bitte?«, sagt sie.
    »Du

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