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Kölner Kulissen

Kölner Kulissen

Titel: Kölner Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Pranschke
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mit großen Augen an. Er hat wieder begonnen, seine Hände zu kneten und zu reiben.
    »Ich hab gesagt, du sollst das lassen«, sagt Zoltan und wirft einen wütenden Blick auf Slobos Hände.
    Slobo begreift nicht. »Was ist, wenn wir bis morgen warten?«
    »Du«, korrigiert Zoltan. »Wenn du bis morgen wartest, erlebst du übermorgen vielleicht nicht. Und jetzt halt gefälligst die Hände still.«
    Er öffnet die Tür, doch Slobo hält ihn am Arm zurück.
    »Hast du noch was von dem Zeug?«, fragt er. Er zittert.
    Zoltan schüttelt den Kopf. »Dass dir die Lust daran nicht vergangen ist«, sagt er und steigt aus dem Wagen.
    Dragan sagt zunächst nichts. Im Morgenmantel sitzt er hinter seinem Schreibtisch und hört zu. Wenn Slobo eine Pause macht, stützt Dragan sich mit beiden Händen auf den Elfenbeingriff seines Stocks und lehnt sich ein wenig vor. Dabei dreht er den Kopf nach rechts, um Slobo sein linkes Ohr zuzuwenden. Wenn Zoltan sich einschalten und Slobo bei seinem Bericht helfen will, schneidet Dragan ihm mit einer waagerechten Handbewegung das Wort ab. Als Slobo immer längere Pausen macht und sich zu wiederholen beginnt, um nur irgendetwas zu sagen, lehnt sich Dragan endlich zurück und stellt die erste Frage:
    »Steht der zweite Wagen noch vor dem Haus der Frau?«
    »Wir haben ihn zurück zum Club gebracht«, antwortet Zoltan.
    »Habt ihr das Haus nach dem restlichen Stoff durchsucht?«
    »Nach dem Schuss wäre es zu gefährlich gewesen. Wir mussten verschwinden.«
    Dragan nickt und stellt weitere Fragen. Um welche Uhrzeit hat Zoltan mit der Frau die Bar verlassen? Wann sind sie bei ihrem Haus angekommen? Wie lange haben sie sich dort aufgehalten? Und wer war die Frau überhaupt? Zoltan beantwortet die Fragen ebenso nüchtern, wie Dragan sie stellt. Als er den Namen der Frau nennt, horcht Dragan auf.
    »Die Schauspielerin aus ›Stadt am Fluss‹?«
    Zoltan zuckt mit den Schultern und sieht Slobo an. Der nickt.
    Dragans Augenbrauen ziehen sich zusammen. »Na, da bin ich aber mal gespannt, was die Drehbuchschreiber sich jetzt einfallen lassen«, sagt er.
    Mit Bleistift macht er sich Notizen auf einem Block aus dünnem grauem Papier. Neben dem Notizblock befinden sich auf seinem Schreibtisch lediglich ein Telefon, ein zugeklappter Laptop und ein bronzener Briefbeschwerer in Form einer Taube. Nach einer letzten Notiz reißt Dragan den beschriebenen Zettel vom Block, betrachtet ihn eine Weile konzentriert, faltet ihn schließlich mehrfach zusammen und steckt ihn in die rechte Tasche seines Morgenmantels. Erst danach kommt er auf Slobos und Zoltans Theorie zu sprechen.
    »Ein Komplize?«, sagt er und sieht dabei Slobo in die Augen.
    »Die Schlampe hat das nicht allein durchgezogen«, meint Slobo.
    »Nenn sie nicht Schlampe.«
    Slobo sieht seinen Onkel fragend an.
    Dragan steht auf. »Das gehört sich nicht«, sagt er. »Schließlich hast du die Frau gerade erschossen.«
    »Aber sie hat dich doch bestohlen.«
    »Wenn ich sie Schlampe nenne, ist das etwas anderes.« Er kommt langsam um den Schreibtisch herum auf Slobo zu. »Und ob sie Cramer den Stoff abgenommen hat, ist noch fraglich. Das hast du selbst gesagt.« Er wendet sich an Zoltan. »Seid ihr sicher, dass es mein Koks ist?«
    Zoltan nickt. »Garantiert derselbe Stoff. Dazu ihre Äußerung, sie könne mehr davon besorgen. Und die Tatsache, dass sie bei Vicos Beerdigung war. Das passt alles zusammen.«
    »Du glaubst wohl nicht an Zufälle?«, fragt Dragan.
    »Ob ich daran glaube oder nicht – beides bringt mich nicht weiter. Ich sehe mir die Fakten an. Und fest steht: Julia Schwartz ist unsere einzige Spur zu deinem Koks.«
    »Gut. Dann such in dieser Richtung weiter. Sie hat doch sicher Freunde gehabt, die auch in Vicos Adressbuch stehen?«
    Zoltan sagt, er habe das Adressbuch der Schauspielerin aus ihrer Handtasche mitgenommen. Er werde alle Namen darin mit den Namen in Vicos Adressbuch vergleichen. Wo es Übereinstimmungen gebe, werde er versuchen, Fotos der Betreffenden aufzutreiben. Mit Hilfe des Internets sei das ein Kinderspiel, nicht nur bei Schauspielern. Sicher würden Fotos von Leuten dabei sein, an die er sich von Vicos Beerdigung erinnere. Und die würden dann Besuch von ihm bekommen.
    »Mir gefällt die Systematik deines Vorgehens«, lobt Dragan. »Aber Slobo soll dir bei den Fotos helfen. Mit deinen Augen, Zoltan … Ich weiß, Slobo hat sich gerade nicht mit Ruhm bekleckert. Aber ich glaube, er wird so bald keine Fehler mehr machen.« Damit

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