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Kölner Kulissen

Kölner Kulissen

Titel: Kölner Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Pranschke
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Schläfe auf ihrer Schulter, hat sie ihm beinahe von den E-Mails erzählt. Es wäre verrückt, schließlich hat sie bisher nicht einmal Anselm etwas davon verraten. Vielleicht ist es die Ordnung in Vincents Wohnung, die sie so weit gebracht hat. Die Ordnung, die er selbst ausstrahlt. Wer so lebt, verliert nicht leicht den Überblick. Und vielleicht könnte er Paula auf etwas stoßen, das im Chaos ihrer Gedanken und Gefühle bisher unentdeckt geblieben ist. Eine Lösung ihrer Probleme, ein Weg aus dem Labyrinth. Aber jetzt ist sie froh, dass sie vorhin den Mund gehalten hat. Noch immer ist Vincent kaum mehr als ein Fremder. Daran ändern auch die vergangenen Stunden nichts. Und welchen Grund für die Erpressung könnte sie ihm nennen außer dem wahren?
    Sie bindet sich das Haar zusammen, zieht ihre Jacke über und schlüpft aus der Wohnung. Beim Schließen der Tür bemüht sie sich, kein Geräusch zu machen. Ob sie sich wieder bei Vincent melden wird, weiß sie noch nicht. Vorerst will sie abwarten, ob er sie anruft. Doch das hat Zeit. Hoffentlich sieht er das genauso.
    Als sie auf der Straße nach einem Taxi Ausschau hält, muss sie an Julia denken. Ob sie schon schläft? Sie hat versprochen, sich bereits heute Nacht nach Kunden für Vicos Koks umzusehen. Vielleicht ist sie noch unterwegs. Selbst in einer Montagnacht um vier Uhr früh wäre das für Julia nicht ungewöhnlich. Beim Gedanken daran, wie Julia versucht, den Stoff an den Mann zu bringen, macht sich Paula Vorwürfe. Ich hätte sie wenigstens begleiten sollen, sagt sie sich. Sie zieht ihr Telefon aus der Tasche und wählt die Nummer von Julias Handy. Sechsmal klingelt es, bevor die Ansage der Mailbox beginnt. Paula hinterlässt keine Nachricht. In Julias Wohnung ruft sie nicht an. Wahrscheinlich schläft sie.
    Das Display ihres Telefons zeigt eine ungelesene Nachricht an. Sie erinnert sich an Richards SMS vom Vortag, öffnet sie und liest:
    entschuldige, schreibe viel mist in letzter zeit, sei nicht böse, bitte, richard
    Sie denkt an die drei Punkte hinter den Wörtern »mal wieder« in seiner letzten E-Mail. Immerhin merkt er noch, dass er unverschämt ist. Vielleicht sollte sie ihn einfach mal anrufen. Vielleicht könnten sie ja wieder miteinander reden. Vielleicht … Nein, sie verwirft den Gedanken, kaum dass er aufgetaucht ist.
    Ein Taxi hält neben Paula. Eine Viertelstunde später liegt sie in ihrem Bett. Doch es ist bereits hell, als sie endlich in einen unruhigen Schlaf fällt.
    Gegen neun Uhr lässt sie der Lärm, der von der Zoobrücke durch ihr geöffnetes Fenster dringt, nicht mehr schlafen. Sie tritt auf den Balkon, um eine Zigarette zu zerbrechen. Ihr Nachbar hängt Blumenkästen an die Brüstung seines Balkons. Paula verschwindet wieder in der Küche, bevor er sie entdecken kann. Sie ärgert sich darüber, dass sie sich von ihm das Vergnügen einer nicht gerauchten Zigarette auf dem Balkon verderben lässt. Aber weiterer Small Talk mit ihm kommt einfach nicht in Frage. Paulas Nase fährt an der Zigarette entlang. Sie atmet das Aroma des Tabaks ein und zerbröselt die Kippe über ihrer Spüle.
    Sie hat von Julia geträumt. Erinnern kann sie sich an den Traum jedoch kaum. Nur daran, dass Julia sie über die Schulter angesehen und sich dann von ihr abgewandt hat. Das Bild hinterlässt ein unangenehmes Gefühl. Einen schalen Nachgeschmack, eine Mischung aus Sorge und schlechtem Gewissen. Dabei hat sich Julia gern auf Paulas Bitte eingelassen. Und geschäftstüchtig einen Anteil gefordert. Nein, Julia passt schon auf, dass sie nicht zu kurz kommt. Und trotzdem macht Paula sich Vorwürfe, weil sie ihre Freundin mit in die Sache hineingezogen hat. Sie greift zum Telefon und wählt Julias Nummer. Entweder schläft sie noch, oder sie ist unterwegs. Paula probiert es auf ihrem Handy. Wie letzte Nacht meldet sich auch jetzt nur die Mailbox.
    »Ich bin’s, Paula«, sagt sie und lässt eine lange Pause folgen. Was soll sie sagen? Nach Anselms Vorführung traut sie sich kaum noch, einen Anrufbeantworter zu benutzen. »Meld dich doch mal«, beendet sie also ihre Nachricht und legt auf. Wahrscheinlich ist Julia schon im Studio – wegen Bomkes strengem Drehplan.
    Bei ihm muss Paula sich ebenfalls melden. Warum, zum Teufel, zögert sie eigentlich, sein Angebot anzunehmen? Die Rolle würde ihr zum ersten Mal ein geregeltes Einkommen bescheren. Vielleicht würde der Sender ihr sogar einen Vorschuss zahlen. Einen Vorschuss, mit dem sie Ulmers Forderung

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