Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall
geglaubt, dass ich ihn finde, geschweige denn, dass er noch lebt, nicht wahr?«
»Wir sollten den Boss anrufen«, unterbrach ihn Hanno. Er tippte Bashkim an. »Du hältst die unter Kontrolle.« Anschließend verließ er die Küche. Bashkim richtete die Pistole auf die beiden Männer am Küchentisch. Marius beobachtete Altmann. Von ihm ging die größte Gefahr aus. Tatsächlich schien er sich seiner Situation langsam bewusst zu werden. Er hatte Marius unterschätzt und sich verspekuliert.
»Gib mir die Waffe. Du kannst Hanno draußen helfen. Ich komme hier zurecht«, wandte er sich an seinen jungen Begleiter. Marius zuckte zusammen. Wenn Bashkim ihm die Waffe gab, würde Altmann für zwei tote Zeugen an seinem Tisch sorgen, die ihm nicht weiter gefährlich werden konnten. Bashkim blickte von Altmann zu den beiden Männern, die Waffe fest in der Hand.
»Was soll ich Hanno draußen helfen? Der kann allein telefonieren.«
»Irgendwer muss auf die Tür aufpassen oder willst du, dass hier gleich die Nachbarn reinschneien?«
»Mach dir da keine Sorgen, Bashkim, die Nachbarn in diesem Haus sind seltsame Ereignisse in dieser Wohnung gewöhnt.«
»Halt die Fresse!«, fuhr Altmann Marius wütend an.
Marius hob abwehrend die Hände. »Es ist wohl besser erst zu reden, wenn Münzenberg da ist.« Er belauerte Altmanns Reaktion, registrierte die leichte gereizte Rötung im Gesicht und das Zittern der Hände. Barscher, als wohl gewollt, forderte Altmann Bashkim ein zweites Mal auf, ihm die Waffe zu geben. Doch dessen Misstrauen war geweckt. »Nee, nee, geh du mal auf deine Tür aufpassen. Ich bleib hier und hab ein Auge auf deine Gäste.«
»Vielleicht erzählst du uns einfach, was aus Kathrin Münzenberg geworden ist.« Gutes Timing, lobte sich Marius in Gedanken selbst, denn in diesem Moment kam Hanno aus dem Flur zurück. Überrascht schaute er Altmann an.
»Wovon redet der?«, wandte sich der Angesprochene an seine Begleiter, doch die rückten ein Stück von ihm ab. So verharrten die fünf Männer, bis die Wohnungstür erneut aufgestoßen wurde und schwere Schritte im Flur erklangen.
48
Es war ihr erstes richtiges Date und wenn Paula es sich ehrlich eingestand, ihr erstes richtiges Date seit Jahren. Umso mehr genoss sie den Abend. Draußen mochte die winterliche Kälte nach Köln zurückgekehrt sein, hier in dem kleinen Lokal unweit des Rheinufers war es wohlig warm. Aber selbst die bitterste Kälte hätte Paula wohl nicht bemerkt. Franka saß ihr gegenüber, sündhaft leckerer Nachtisch lag halb aufgegessen vor ihnen, der Wein hatte ihre Wangen gerötet. Perfekt.
Bis Paulas Handy schellte. Sie hatte überlegt, es stumm zu schalten. Doch ihr Pflichtbewusstsein war stärker. Widerwillig starrte sie auf das Display.
Wenn Franka enttäuscht war, ließ sie sich nichts anmerken. »Dienstlich? Wer zum Teufel ruft um diese Zeit noch an?«
»Doktor Brandt«, antwortete Paula. Das Klingeln verstummte. Paula wollte das Handy schon wegpacken, doch Franka widersprach.
»Du solltest ihn zurückrufen.«
»Warum? Ich habe frei.«
»Wir haben nie frei. Außerdem würde Brandt nicht anrufen, wenn er nichts Wichtiges zu sagen hätte. Tust du es nicht, sitzen wir beide den Rest der Nacht herum und fragen uns, was er hatte sagen wollen.«
Ebenso resigniert wie überzeugt drückte Paula Brandts Nummer. Der Rechtsmediziner nahm den Anruf nicht an. Typisch, dachte Paula, und steckte das Handy in die Tasche. Dort klingelte es nach ein paar Sekunden erneut. Hektisch kramte die Hauptkommissarin danach und stellte wenig überrascht fest, dass es Brandt war.
»Er muss unbedingt selbst bestimmen, wann wer mit ihm redet, oder?«, fragte Franka. Paula bejahte, deutete mit einer Handbewegung an, dass ihre Freundin still sein sollte.
»Doktor Brandt«, begrüßte sie ihren Gesprächspartner, »machen Sie nie Feierabend?«
Brandt klang beleidigt, als er antwortete. »Ich kann dir ebenso gut morgen erzählen, was ich herausgefunden habe. Oder den Bericht mit der Post schicken. Vielleicht hast du ihn dann nächste Woche.«
»Nein, passt schon. Was haben Sie für mich?« Franka neben sich wissend, zog Paula es vor, den Rechtsmediziner zu siezen.
Doch statt einer Antwort reagierte Brandt mit einer Gegenfrage. »Wo bist du gerade? In einem Restaurant? Bist du mit jemandem zum Essen verabredet?«
»Das geht Sie nichts an. Aber wo wir beim Thema sind: Wie geht es Ihrer Frau?« Sie konnte nicht fassen, dass ihr ehemaliger Liebhaber immer noch
Weitere Kostenlose Bücher