Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall
wesentlich ergiebiger. Wir wissen, dass Sperber ein Haus am Friesenwall besaß und dass seine Erben das Haus kurz nach seinem Tod an Spekulanten verkauft haben. Interessanterweise kamen diese Spekulanten aus dem Rotlichtmilieu, das in der gleichen Gegend damals aktiv war.«
»Zuhälter als Immobilienhaie? Lustige Idee! Könnt ihr wenigstens das beweisen?«
»Das können wir. Wir haben Namen der Käufer, wir wissen, wie sie vorgegangen sind, und wir haben sogar eine Immobilienfirma, die damals beteiligt war und bis heute aktiv ist.«
Mit einem Füllfederhalter tippte sich Brandt auf die Unterlippe. »Jetzt möchtest du Beweise, dass beide Fälle miteinander zu tun haben?« Paula nickte. »Was hast du davon?«
»Ich kann den Täterkreis einengen und ein paar Leuten kräftig auf den Zahn fühlen.«
»Dieser Heck, dieser Polizist, was glaubst du, hat er in der Kleinen Brinkgasse gewollt?«
»Wir gehen davon aus, dass er hinter das Hobby, um dein Wort aufzugreifen, seiner Kollegen gekommen ist. Dem guten Katholiken war das vielleicht ein Dorn im Auge. Außerdem sind Polizisten, die sich Gefälligkeiten von Prostituierten erweisen lassen, nicht gerade die Art von Polizisten, die man sich wünscht.«
»Dein Lieblingsthema also: böse Polizisten.« Brandt überlegte. »Glaubst du ernsthaft, Polizisten waren ebenfalls in die Immobiliengeschäfte dieser kleinen Mafia verwickelt?«
Paula schüttelte den Kopf. »Ich gehe eher davon aus, dass beide Morde Auftragsmorde waren … «
»… und dass in beiden Fällen ein Polizist diesen Auftrag ausgeführt hat?«
»Warum nicht?« Paulas Antwort klang trotziger als gewollt. Sie wusste, was Brandt gerade dachte und was sie doppelt ärgerte: Sie fragte sich dasselbe. Hatte sie sich verrannt?
»Gibt es einen bestimmten Polizisten, den du verdächtigst.«
Die Hauptkommissarin zögerte mit der Antwort. »Kommissar Heimering hat seinerzeit die Ermittlungen im Fall Heck übernommen. Er wäre ein Kandidat.«
»Heimering … «, Brandt versuchte den Namen einzuordnen. »Ich erinnere mich an den. Drecksack. Trotzdem ein guter Polizist.«
»Vielleicht war er es nicht«, wich Paula aus. »Wenn du in den Beweisstücken aus beiden Fällen irgendetwas findest, was damals nicht zu entdecken war, können wir ihn vielleicht aber auch als Verdächtigen ausschließen.«
Brandt seufzte. »Ich schaue mir die Sachen einmal an. Anforderung an die Asservatenkammer ist raus?« Paula nickte. »Versprech’ dir nicht zu viel. Die Beweismittel sind alt und eventuell völlig versaut.«
»Ich weiß«, antwortete Paula. Sie hoffte auf ein anderes Ergebnis.
Sie warteten über zwei Stunden, ehe sie Geräusche an der aufgebrochenen Tür hörten, ein leises Flüstern. Altmann war nicht allein, wie Marius gehofft hatte, denn er und Baumgart waren unbewaffnet. Er lauschte in den Flur hinein, aus dem er vorsichtige Schritte hörte. Bashkim lugte als erster durch die Küchentür herein, wie in einem schlechten Film eine Pistole mit beiden Händen neben das Gesicht haltend. Zur Beruhigung des Detektivs ließ er die Waffe sinken, grinste und trat ein.
»Es ist bloß unser Detektiv. Der mit der schicken Ische.«
»Ist die Ische dabei?«, tönte Hanno aus dem Flur.
»Die nicht«, antwortete Bashkim, während sich Altmann an ihm vorbei in seine Küche schob, Marius hasserfüllt anschauend. Sie waren also zu dritt.
»Dass du es noch einmal wagst, dich hier sehen zu lassen … « Jetzt erst blickte er Baumgart an.
»Hallo Pit!«
Marius kannte zwar die Redewendung, doch hatte er noch nie gesehen, wie einem Menschen die Gesichtszüge entglitten. Altmanns Kinn fiel herunter, der Mund öffnete und schloss sich. Die Augen weiteten sich, bevor er sie ungläubig und prüfend zusammenkniff, um schließlich mit offenem Mund und geweiteten Augen zu verharren. »Hallo Siggi!« war das einzige, was ihm zu sagen einfiel, bevor er den Mann im schwarzen Anzug weiter stumm anstarrte.
»Wer ist der Rentner?«, fragte Bashkim. Statt Altmann antwortete Hanno.
»Dat is’ ’ne Mythos.«
»Hallo Hanno«, sagte Baumgart ruhig, »du bist ganz schön fett geworden.«
»Und du bist alt geworden, Siggi«, erwiderte Hanno, bevor Altmann ihm ins Wort fiel.
»Was machst du hier?«, fragte er immer noch völlig konsterniert.
»Ihr habt diesen Jungen losgeschickt, um mich zu finden«, Siggi deutete mit dem Daumen hinter sich auf Marius, »jetzt bin ich da.«
»Aber … «, stammelte Altmann, »aber … «
»Du hast nicht
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