Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall
Detektiv sie in den Keller. Leider hatte er Altmanns Kellerschlüssel brav zurückgegeben. Nun standen sie vor verschlossener Tür.
»Da wollen wir rein?«, fragte der Alte, schob sich an Marius vorbei, hantierte einige Zeit am Schloss und zog schließlich die Tür auf.
»Wie zum Teufel haben Sie das gemacht?«
»Betriebsgeheimnis«, antwortete der Alte.
»So etwas lernt man vermutlich, wenn man Unter Krahnenbäumen aufwächst, oder?«
»So etwas lernt man, wenn man Küster unter einem vergesslichen Pfarrer ist.«
Marius brauchte nicht lange, um das Feuerzeug zu finden. Er gab es Baumgart, der es fast ehrfürchtig in die Hand nahm. »Ist das Kathrins Feuerzeug?«
Der Alte drehte es in seinen Fingern, betrachtete es von allen Seiten, und nickte.
»Jetzt würde ich gerne wissen, wie das in Peter Altmanns Keller kommt.«
Gemeinsam stiegen sie die Treppe zur Wohnung hinauf. Marius schellte erneut. Altmann öffnete nicht. »Geben Sie mir eine kleine Nachhilfestunde?«, wandte sich der Detektiv an den Küster. Drei Minuten später standen sie in Peter Altmanns Wohnungsflur. Sie beschlossen, in der Küche auf ihn zu warten.
Paula Wagner hatte den Besuch vor sich hergeschoben, sie hatte sogar mit dem Gedanken gespielt, Franka oder Scharenberg zu schicken. Aber sie wusste, wie Doktor Brandts Eitelkeit darauf reagieren würde. Wenn er sprach, wollte er mit der Chefin persönlich sprechen. Deswegen saß nun Paula im vertrauten Büro des Leiters der Kölner Rechtsmedizin mit der unbequemen Polstermöbelgarnitur.
Sie zog zwei Aktenmappen aus ihrer braunen Ledertasche und legte sie vor Brandt auf den Schreibtisch.
»Die Task Force Science , die mir untersteht und deren Mitglied du bist, braucht ein paar Auskünfte.«
Brandts blaue Augen zogen sich unter der Metallbrille noch kleiner zusammen, als sie es ohnehin schon immer taten. »Es wäre mir neu, dass ich dir unterstellt bin.« Die Akten würdigte er keines Blickes. »Das wäre ein Kündigungsgrund«, schob er hinterher.
Paula lächelte noch immer. »Du wärest lieber arbeitslos, als unter meinem Kommando zu arbeiten?«
»Definitiv.«
»Vielleicht hat die Polizeidirektion bei der Konstruktion unserer kleinen Task Force nicht alle Zuständigkeiten und Aufgabenbereiche konsequent zu Ende gedacht«, erwiderte sie.
»Dann sollte die Polizeidirektion sich schleunigst ein paar Gedanken machen. Wir waren, sind und bleiben ein unabhängiges Institut«, erwiderte er und Paula wusste, dass seine Empörung nicht gespielt war.
»Arbeiten wir bis dahin einfach partnerschaftlich zusammen?«, lenkte die Hauptkommissarin das Gespräch in freundlichere Bahnen. »Vor dir liegen die Akten der Mordfälle Heck und Sperber aus den 70er beziehungsweise 80er Jahren. Beide Männer wurden erstochen. Heck in der Kleinen Brinkgasse, Sperber in seiner Galerie in der Marzellenstraße. Heck war pikanterweise Polizist, offiziell jedoch nicht dienstlich in der Brinkgasse unterwegs.«
»Ein Nuttenbesuch zum Privatvergnügen«, vermutete Brandt. »Das war damals, glaube ich, unter Polizisten ein verbreitetes Hobby.«
»Das haben wir ebenfalls vermutet. Nur wäre das kein Grund ihn zu erstechen. Nach allem, was wir wissen, war Heck eher aus beruflicher Neugier dort gewesen.«
»Was glaubst Du, wie viele Männer niedergestochen werden, weil sie mit der falschen Frau gevögelt haben? Von mir aus bleiben wir erst einmal bei der beruflichen Neugier: Das wäre ein Motiv, ihn umzubringen. Hast du sonst noch Interessantes herausgefunden?«
»Nicht wirklich. Unsere Untersuchungen im Fall Heck stecken in einer Sackgasse. Wir haben jedoch den Eindruck gewonnen, dass die Ermittlungen damals nicht wirklich zielgerichtet geführt wurden.«
»Geht das präziser? Das ist immerhin eine ziemlich heftige Beschuldigung.« Brandt hasste unpräzise Äußerungen und egal, wer ihm gegenüber saß, er ließ es ihn spüren.
Paula atmete durch. »Wir gehen davon aus, dass der Täter nicht gefunden werden sollte und dass alle Spuren zu ihm in einer Unmenge von nutzlosen und nebensächlichen Informationen untergehen sollten.«
»Hast du Beweise dafür?«
»Bisher nicht, nein.«
Brandt musterte sie. Paulas Stimmung sank ein wenig, sie fühlte sich wie eine Schülerin, die gerade eine dumme Prüfungsantwort gegeben hatte. Doch der Rechtsmediziner ging nicht weiter darauf ein, stattdessen tippte er mit einem neuerdings beringten Zeigefinger auf die andere Mappe. »Und der Fall Sperber?«
»Der Fall Sperber ist
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