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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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Bekannter von mir, ein Freund, von mir aus, aber mehr
nicht. Ich habe keine Ahnung, wie ich Ihnen helfen kann.« Taner hatte sich bei diesen
Worten aufgerichtet und griff nach einer gläsernen kleinen Teetasse vor sich. Als
er trank, sah Marius, wie sich eine undeutliche Bewegung im Boden der Tasse widerspiegelte.
Scheinbar versuchte der Geistliche, den jungen Türken zu beruhigen. Marius drehte
sich zu ihm um.
    »Ob ich wohl auch einen Tee bekommen
könnte?« Abu Yilmaz rief etwas auf Türkisch in den vorderen Raum, Marius hörte umgehend
Geschirr klirren. Dann wandte er sich wieder Taner zu. »Noch einmal: Trauen Sie
Ali Ökçan den Anschlag im Treuen Husar zu?«
    »Ali? Hätten Sie Ali an diesem Tag
gesehen, würden Sie das nicht fragen.«
    »Sie haben Ali Ökçan am Tag des
Attentats gesehen?« Marius versuchte, sich seine Aufregung nicht anmerken zu lassen.
    »Wir sind uns begegnet, ja. Ich
hätte Ali fast nicht erkannt in seinem albernen Eselskostüm.«
    Marius hörte neben sich ein leichtes
Klirren, aus dem Augenwinkel nahm er eine Hand wahr, die eine Tasse Tee neben ihm
platzierte. »Sie mögen Karneval nicht besonders, oder?«
    »Es ist lächerlich und es ziemt
sich nicht. Nicht für einen Moslem.«
    »War Ali kein Moslem?«
    »Sie verstehen nicht, was ich meine.
Ali, dieses Eselskostüm, all diese Leute. Soll ich Ihnen die Wahrheit sagen: Ich
kann verstehen, dass jemand dagegen ein Zeichen setzen wollte!«
    Ein leises Rascheln im Hintergrund
brachte Marius dazu, auf seine Tasse zu schauen. Der Geistliche stand mitten im
Raum, doch Taner ignorierte ihn. Zeit für Marius, seine Chance zu nutzen, solange
der junge Türke wütend war.
    »Mit einer Bombe?«
    Statt einer Antwort sprang Taner
auf: »Das sind doch alles …« Bevor er weiterreden konnte, hörte Marius, wie Yilmaz
Taner auf Türkisch scharf zurechtwies. Doch Alis Freund war nun in Fahrt, eine Weile
brüllten sich die Männer in ihrer Sprache an. Dann verließ der Jüngere mit wütenden
Schritten den Kiosk, die Tür knallte bedenklich, als er sie hinter sich zuwarf.
Die Männer hinter der Theke blickten ihm durch ein Fenster neben der Tür nach. Marius
hörte nur, wie sich Taners leise weiter schimpfende Stimme entfernte. Abu Yilmaz
stand zwischen ihm und der Tür, friedlich, unaufdringlich, aber bestimmt. Marius
kam nicht an ihm vorbei, um Taner zu folgen.
     
    Es nieselte. Marius zog die Kapuze seines Pullis über den Kopf, als
er sich zu Fuß vom Kiosk auf den Weg zum Büro machte. Mit Ausnahme von Michael Eckstein
schien niemand Ali Ökçan das Attentat zuzutrauen. Weder seine Freundin noch Taner,
der nach dem vorhergegangenen Gespräch für den Detektiv schon eher als Täter infrage
kam. Auf der anderen Seite erzählte jeder über Ali Ökçan etwas anderes. Der junge
Türke war bestimmt keine so facettenreiche Persönlichkeit gewesen. Eher vermutete
er, dass Ali für seine unterschiedlichen sozialen Umfelder verschiedene Gesichter
getragen hatte. Als hätte er nicht nur zum Karnevalsauftakt ein Kostüm getragen,
sondern zu jeder denkbaren Gelegenheit eine andere Maske angelegt: Für die Freundin
der fremdländische, aber aufmerksame Geliebte, für seine Freude der gute Kumpel,
für Taner der religiös interessierte Glaubensgenosse und für seine Familie der gute,
traditionsbewusste Sohn.
    Neben Marius hielt ein silberner
Mercedes und holte den Detektiv mit einem Hupen aus seinen Gedanken. Das Seitenfenster
wurde heruntergelassen und Alis Vater blickte ihn vom Fahrersitz aus an. Auch heute
war er akkurat gekleidet, allein der Preis seines Sakkos durfte Marius’ Tagessatz
um einiges übersteigen.
    »Ich nehme Sie ein Stück mit«, sagte
der Mann am Steuer und öffnete die Beifahrertür. Marius sah keinen Grund, das Angebot
seines Auftraggebers abzulehnen, auch wenn Klienten sich nur die Mühe machten, mit
einem Detektiv zu reden, wenn es Unerfreuliches zu besprechen gab. Mit einem satten,
dumpfen Geräusch fiel die Tür hinter Marius zu. Im Wageninneren war es, im Gegensatz
zu den Außentemperaturen, angenehm warm.
    »Ich werde mich wohl nie an den
deutschen Winter gewöhnen.«
    »Wir könnten uns wahrscheinlich
alle besseres Wetter vorstellen als das …«, Marius deutete vage auf den Himmel hinter
der Windschutzscheibe, auf der sich trotz laufendem Scheibenwischer zahlreiche kleine
Tröpfchen niederließen.
    »Eigentlich liebe ich den Regen.
Ihr Deutschen sehnt euch immer nach Sonne und Hitze. Wenn du aus dem Süden bist,
dann liebst du nicht

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