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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)
Autoren: Stefan Keller
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hat?«
    Der Irokese setzte das Gespräch
fort. »Langweilig war es da. Wir sind dann rüber zum Eisenmarkt und am Nachmittag
zum Heumarkt.«
    »Zusammen mit Peter Kopf?« Die drei
nickten.
    »So bis sechs Uhr«, fuhr der Irokese
ungefragt fort. »Wir sind nach Hause, Peter ist mit irgendeiner Tussi weitergezogen.«
    »Ein Mädchen? Kanntet ihr sie?«
    Der Irokese schüttelte den Kopf.
»Irgend so ein Mädchen halt. Peter hat sie angesprochen. Keine Ahnung, wer das war.«
    »Könntest du sie beschreiben?«
    »Hübsch war sie«, sagte der Dicke,
»Peter hatte ein Händchen für so was.«
    »Nicht nur ein Händchen«, ergänzte
der Junge mit der Kappe und kicherte.
    »›Hübsch‹ ist eine ungenaue Beschreibung«,
führte die Kommissarin das Gespräch in für sie interessantere Bahnen zurück. »Geht
es nicht etwas genauer?«
    »Na ja, Peters Beuteschema halt,
lange blonde Haare, schlank, dicke Titten, blaue Augen«, beschrieb der Irokese das
Mädchen, mit dem Peter Kopf verschwunden war.
    »… und sie trug ein Krankenschwesterkostüm«,
ergänzte der Kappenträger.
    »Wisst ihr wenigstens, wie alt sie
war oder habt ihr einen Namen?«
    Der Dicke antwortete wieder. »Also
eher unser Alter halt.«
    »Name?«
    Die drei schüttelten den Kopf. Paula
Wagner würde also eine blonde Jugendliche suchen müssen, die sich am 11.11. als
Krankenschwester verkleidet hatte. Ließ sie außer Acht, dass ein Großteil der Feiernden
vermutlich aus dem Umland in die Stadt gekommen war, blieben immer noch Hunderte
Kandidatinnen übrig. Nebenbei fragte sie sich, ob Blondinen wohl in Hannes Bergkamps
Beuteschema passen würden, aber sie entschied sich dagegen, den Hauptkommissar zu
bitten, nach der Zeugin zu suchen. Das würde nichts beschleunigen. Im Gegenteil.

8
    Marius hatte sich von Michael Eckstein verabschiedet, nicht ohne die
Handynummer von dessen Schwester Pia zu notieren, und noch im Herausgehen versucht,
Alis angebliche Freundin anzurufen. Zwei Menschen, die Ali nahe standen – sein Jugendfreund
Taner Caglar und sein Studienfreund Michael Eckstein – schätzten den mutmaßlichen
Attentäter vom 11. November völlig gegensätzlich ein. Irrte sich einer der beiden
oder hatte sich Ali Ökçan in den letzten Jahren oder Monaten verändert?
    Pia Eckstein hatte sich kurzfristig
einverstanden erklärt, den Privatdetektiv zu treffen. Nun erwartete ihn die Studentin
im Foyer der FH in der Südstadt und Marius erkannte sie an ihrem lockigen roten
Haarschopf. »Das sollte nicht schwer sein, mich zu finden«, hatte sie am Telefon
gesagt und gelacht. Erst bei näherem Hinsehen entdeckte Marius die Ähnlichkeiten
zu ihrem Bruder: die Stupsnase, die kleinen, dennoch strahlenden blauen Augen.
    »Danke, dass Sie so kurzfristig
Zeit für mich hatten, Frau Eckstein«, begann Marius.
    »Nenn mich ruhig Pia, der Altersunterschied
zwischen uns ist nicht so groß, oder?«
    »Vermutlich nicht«, antwortete Marius
und sie blieben für den Rest des Gesprächs beim Du und beim Vornamen.
    »Ich habe noch nie einen Privatdetektiv
getroffen. Eigentlich habe ich mir so jemanden etwas anders vorgestellt.« Sie musterte
Marius aufmerksam. »Langweiliger«, beendete sie schließlich ihre Betrachtung. »Wollen
wir uns setzen?« Pia Eckstein deutete auf die Stufen, die vom Foyer ins Treppenhaus
führten. Marius nickte und sie gingen nebeneinander zu den Treppen, wo sie sich
hinsetzten.
    »Dein Bruder erzählte mir, dass
du mit Ali Ökçan zusammen warst.«
    »Stimmt. Michael hat mich inzwischen
angerufen. Du arbeitest für Alis Eltern?«
    »Das ist richtig.«
    »Andernfalls hätte ich auch nicht
mit dir geredet.« Marius zweifelte keine Sekunde, dass sie meinte, was sie sagte.
»Kanntest du seine Eltern?«
    »Nein, Ali meinte, sein Vater würde
uns umbringen, wenn sie herausfänden, dass er eine deutsche Freundin hat.«
    »Und das hast du geglaubt?«
    »Nein, eigentlich nicht. Ich habe
Mustafa Ökçan mal gegoogelt. Er machte mir nicht den Eindruck, als ob er Probleme
mit einer deutschen Freundin für seinen Sohn gehabt hätte. Was genau hofft er herauszufinden?«
    »Dass sein Sohn unschuldig ist«.
    Pia hielt einen Becher Kaffee, den
sie sich vor ihrem Treffen am Automaten gezogen hatte, mit beiden Händen umklammert
und schaute über den Flur hinweg zur Tür hinaus. »Das ist es wohl, was Eltern von
ihren Kindern glauben wollen: Dass sie unschuldig sind.«
    »Was glaubst du: Hat er recht?«
    Pia Eckstein blickte Marius ins
Gesicht. »Mein Bruder jedenfalls ist
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