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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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er gerne, mit wem er es zu tun hatte. »Interessanter
Vorname«, sagte er und gab dem Detektiv seine Lizenz zurück. Dass er sich Name,
Adresse, Lizenznummer und alle anderen Daten genau eingeprägt hatte, musste sein
Gegenüber nicht wissen. Er schätzte es als großen Vorteil, ein gutes Gedächtnis
zu haben, und noch mehr schätzte Jan-Peter Goldberg es, wenn alle anderen davon
nichts wussten. Vielleicht mochte er die Beretta deswegen: Man unterschätzte sie
ebenso leicht wie ihn.
    »Sie sind also der leitende Ermittler
im Attentat auf die Kölner Kneipe ›Zum Treuen Husar‹?«
    »Ich bin Teil eines Teams von Ermittlern
und Experten, die diesen Fall aufgeklärt haben. Warum beschäftigen Sie sich mit
dieser Geschichte?«
    »Es gibt Leute, die zweifeln an
Ihren Ergebnissen.«
    »Sagen Sie Ökçans Angehörigen«,
die Verachtung war deutlich in seiner Stimme zu spüren, »dass wir alles genauestens
untersucht haben. Und unsere Quellen sind sehr zuverlässig, davon können Sie ausgehen.«
    »Ich würde mich gerne einmal mit
Ihren Quellen unterhalten.«
    Goldberg fiel fast das Minzbonbon
aus dem Mund. Für wen hielt der Kerl sich? Dass es den Angehörigen von Terrorverdächtigen
schwerfiel, die Taten ihrer Kinder zu akzeptieren, konnte der Ermittler nachvollziehen.
Er hatte selbst zwei kleine Kinder, und wenn er sich vorstellte, dass eines Tages
bei ihm die Polizei klingeln würde, um ihm zu erklären, dass sein Sohn zum Mörder
geworden war, dann würde er genauso mit Unglauben und Wut reagieren. Dass Eltern
an die Öffentlichkeit gingen und Forderungen stellten oder Verschwörungstheorien
in die Welt setzten, konnte er als Ausdruck ihres Schmerzes verzeihen. Aber dass
eine türkische Familie diesen Privatdetektiv engagierte, um professionelle Ermittlungen
des BKA zu untersuchen, das überstieg sein Fassungsvermögen. Und dass sich ein Detektiv
fand, der diesen Auftrag tatsächlich annahm, zeigte ihm nur, wie übergeschnappt
die Welt war, gegen die er und seine Kollegen kämpfen mussten. Gerade in diesem
Fall wäre es ein Leichtes für Sandmann gewesen, sich alle notwendigen Informationen
durch die Presse oder eine Internetrecherche zu besorgen. Stattdessen stand er ihm
nun auf diesem dunklen, kalten Parkplatz gegenüber und erwartete, dass er ihm seine
Quellen preisgeben würde. »Das geht auf gar keinen Fall.«
    »Halten Sie Ihre Quellen nicht für
seriös?«
    »Unsere Quellen sind in höchstem
Maße seriös«, entgegnete Goldberg empört. »Aber es ist unsere Aufgabe, sie zu schützen.«
    Der Detektiv zeigte sich wenig beeindruckt.
Sein Atem ging ruhig und bildete eine kleine Wolke, die im Licht der Laterne, unter
der sie standen, matt glänzte. »Wenn der Attentäter tot ist, warum müssen Sie dann
Ihre Quellen schützen? Er kann ihnen doch nicht mehr gefährlich werden.«
    »Sie haben ja keine Ahnung, wie
viele gut ausgebildete junge Männer nur darauf warten, seinem Beispiel zu folgen.
Vor denen müssen wir unsere Quellen schützen.«
    Der Detektiv wechselte das Thema.
»Was können Sie mir denn aus Ihrer Sicht über den Fall erzählen?«
    »Vor allem, dass wir ihn ziemlich
schnell gelöst haben. Wir haben Ali Ökçan zweifelsfrei als Täter überführen können,
die Beweise sind erdrückend. Außerdem kann ich Ihnen versichern, dass die verschiedenen
Behörden, die für die Terrorabwehr zuständig sind, ganz hervorragend zusammengearbeitet
haben. Anders gesagt: Das Untersuchungsergebnis ist doppelt und dreifach abgesichert.«
    »Verhindern konnten Sie die Tat
nicht.«
    »Selbst uns sind manchmal die Hände
gebunden. Vieles, was möglich wäre und unsere Bevölkerung besser schützen würde,
ist leider politisch nicht gewollt. So schrecklich ein solcher Anschlag sein mag,
er erhöht die Sensibilität für unsere schwierige Arbeit.«
    Der Detektiv ging darauf nicht weiter
ein. »Wie sind Sie denn auf Ali Ökçan als Täter gekommen?«
    »Wir hatten Informationen über ihn
und als er unter den Opfern identifiziert wurde, war die Sache ziemlich schnell
klar. Ein Detail fügte sich ins nächste. Solche Attentäter legen es nicht darauf
an, unerkannt zu bleiben.«
    »Eine leichte Ermittlung also?«
    »Unsere Schwierigkeit liegt eher
darin, solche Taten zu verhindern und im Vorfeld Aufklärung zu betreiben. Ist es
einmal passiert, ist unsere Arbeit bedauerlicherweise recht einfach, wie Sie es
formulieren.«
    »Ich verstehe. Es gab also im Vorfeld
bereits Hinweise, dass Ali Ökçan Terroranschläge

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