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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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plante?«
    »Unsere Quellen deuten darauf hin.«
    »Hatte er Komplizen?«
    »Nein, er war das, was wir einen
vernetzten Einzeltäter nennen.«
    »Noch einmal: Vor wem müssen Sie
Ihre Quellen dann schützen?«
    Goldberg platzte der Kragen. »Sie
glauben doch nicht im Ernst, dass wir Ihnen unsere geheimsten Informanten preisgeben?
Wir haben Jahre damit zugebracht, überhaupt in diesen Kreisen ermitteln zu können.
Meinen Sie, das lassen wir uns von Ihnen kaputt machen?« Genervt trat er das Bonbon,
das ihm aus dem Mund gefallen war, in den Boden.
    »Vielleicht verstehen Sie meine
Schwierigkeiten, Herr Goldberg. Ali Ökçans Eltern tun sich schwer damit, dass Ihr
Sohn ein Terrorist gewesen sein soll. Auch in seinem Umfeld gibt es nur wenige,
die ihm das zutrauen. Wenn ich nun zu den Eltern gehen soll, um ihnen mitzuteilen,
was Sie mir gerade erklärt haben, wären ein paar mehr Angaben für mich sehr hilfreich.«
    »Sorry, es gibt nicht mehr als das,
was ich Ihnen heute gesagt habe, und das, was wir bereits den Medien erzählt haben.
Sie können zweifelsfrei darauf vertrauen, dass Ali Ökçan der Täter war. So leid
mir das für seine Eltern tut.«
    »Wissen Sie, wie er den Tag verbracht
hat?«
    »Den 11. November meinen Sie?«
    Marius nickte.
    »Nein, das wissen wir nicht.«
    »Stand Ali Ökçan unter Überwachung?«
    »Nicht von uns.«
     
    Das war das letzte, was Marius Sandmann von Jan-Peter Goldberg erfuhr.
Im Anschluss drückte ihm der BKA-Mann noch rasch die offiziellen Presseunterlagen
zum Fall in die Hand und verschwand in seinem schwarzen BMW im Dunkel der A 3 Richtung
Frankfurt. Der Privatdetektiv schaute den Rücklichtern des Wagens nach.
    ›Nicht von uns‹, hatte Goldberg
gesagt. Ali Ökçan wurde also überwacht. Wenn nicht vom BKA, von wem dann? Und warum?
    Marius kehrte zurück zu seinem Renault
und blätterte das umfangreiche Pressedossier durch. Neben vielen Hintergrundinformationen
zum islamistischen Terrorismus fand der Detektiv eine sorgfältige Tatrekonstruktion
und einige wissenschaftliche Erläuterungen zum Sprengstoff, seiner Wirkung und den
forensischen Ermittlungen. Auch wenn er die Presseberichte über das Attentat in
den letzten Tagen mehrfach gelesen hatte, musste er zugeben, dass er eine derart
umfassende Darstellung bisher nirgends gefunden hatte.
    Der Detektiv widmete seine Aufmerksamkeit
als Erstes den Hintergrundinformationen über den islamistischen Terrorismus in Deutschland.
Wenn Ali Ökçan als Täter infrage kam, musste er Kontakte zu dessen Netzwerken gehabt
haben. Anders ließ sich nicht erklären, dass der junge Türke überwacht worden war.
Doch vieles in diesem Dossier blieb vage, auf der dritten Seite des Textes stieß
er endlich auf einen konkreten Hinweis: den Namen der Moschee, die er vor einigen
Stunden besucht hatte. Das BKA beschrieb sie als religiöses Zentrum und Heimstatt
radikalen Gedankenguts. Auf mehreren Bildern waren extremistische Prediger abgebildet,
darunter Abu Yilmaz, der Mann, der ihn an der Moschee so freundlich empfangen hatte.
Auch er befand sich im Visier der Ermittler. Dennoch konnte sich Marius Ali nicht
als Attentäter unter dem Einfluss von Yilmaz vorstellen. Hatten ihn der Geistliche
oder Taner ohne sein Wissen instrumentalisiert? Wäre es möglich gewesen, Ali eine
Bombe unterzujubeln, ohne dass der junge Mann etwas davon mitbekommen hätte? Das
Dossier beschrieb die Wirkung der Explosion als begrenzt, allzu groß musste der
Sprengkörper demnach nicht gewesen sein. Aber wenn die Moschee im Zentrum des Netzwerkes
stand, warum hatte ihn der Iman so bereitwillig mit Taner zusammengebracht? Sollte
der junge, wütende, eigentlich jedes Klischee eines islamistischen Attentäters erfüllende
Mann Marius auf eine falsche Spur locken? Weg von Ali Ökçan? Es musste ihnen klar
sein, dass Taner Marius früher oder später wieder zurück zu ihnen führen würde.
Vielleicht ahnten die Geistlichen und die Verantwortlichen der Moschee gar nicht,
was sich da in ihrem Dunstkreis tat? Wäre Taner jemand, der seinen Freund Ali in
den Tod schicken würde?
    Entnervt wollte der Detektiv das
Dossier bereits zuklappen. Doch dann erinnerte er sich an etwas anderes, auf das
Taner ihn hingewiesen hatte. Mit dem Finger die Zeilen abfahrend suchte er nach
einer bestimmten Stelle, auf der zweiten Seite des Textes fand er sie: die Beschreibung
des Attentäters. ›Im Scheichkostüm verschaffte sich der Attentäter Zugang zu der
Kneipe‹, hieß es da. Taner hatte Ali im

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