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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)
Autoren: Stefan Keller
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stand er eine Stunde später auf einem, von einer
in warmem Gelb gestrichenen Mauer umgebenen Parkplatz mitten in Ehrenfeld. Einige
Wagen der Oberklasse parkten hier, kein Vergleich zu seinem eigenen Renault 19.
Hinter dem in der gleichen Farbe gestrichenen einstöckigen Bau an der westlichen
Seite des Parkplatzes lag der mit blassroten Ziegeln befestigte Bahndamm der Strecke
Köln-Aachen. Marius fühlte sich durch die dunklen Glasscheiben des Gebäudes beobachtet.
Sehen konnte er freilich niemanden. Schließlich ging er auf das flache Haus zu,
doch bevor er die Eingangstür unter dem spitzen, arabisch wirkenden Ornament erreicht
hatte, kam ihm ein Mann von Mitte 50 in einem dunklen Kaftan entgegen, sein Gesicht
hinter einem dichten, schwarzen Vollbart teilweise verborgen, und streckte ihm freundlich
lächelnd die Hand entgegen.
    »Sie müssen Herr Sandmann sein!
Herr Ökçan hat Sie bereits angekündigt. Mein Name ist Abu Yilmaz.«
    Das hatte Marius befürchtet. Nach
dem Gespräch mit Pia Eckstein hatte er zunächst versucht, Alis Vater und dessen
Onkel zu erreichen, um zu erfahren, ob und – falls ja – welche Moschee Ali besucht
hatte. Der Gemüsehändler hatte ihn schließlich zurückgerufen und geraten, es hier
zu versuchen. Hatte er anschließend die Moschee angerufen, um ihm den Zutritt zu
erleichtern oder die Glaubensbrüder zu warnen?
    »Wir sind alle noch sehr aufgewühlt
durch die Ereignisse, müssen Sie wissen. Ahmed hat uns gebeten, Sie zu unterstützen.«
    »Ich suche einen Freund seines Neffen,
leider weiß ich seinen Namen nicht.«
    »Ja, ja, das ist kein Problem. Folgen
Sie mir einfach.«
    Yilmaz griff Marius kurz an der
Schulter, ging an ihm vorbei und – zu Sandmanns Überraschung – in einen Kiosk auf
der anderen Straßenseite. Die Tür klapperte hörbar, als sie hineingingen, hinter
dem Tresen standen zwei Männer, die nur kurz aufschauten, Marius’ Führer zunickten
und sie dann nicht weiter beachteten. Im hinteren Raum waren gepolsterte Bänke an
die Wand montiert worden, in einer Ecke des fensterlosen Zimmers saß ein junger
Mann in Alis Alter, den Marius verblüfft anschaute. Trotz der durch einen elektrischen
Heizstrahler im Durchgang der beiden Räume verbreiteten Hitze trug er eine dicke
schwarze Daunenjacke, so als wäre er hier nur auf dem Sprung. Yilmaz sprach einige
Worte auf Türkisch zu Alis Freund Taner, dieser antwortete mit einem unwirschen
Unterton. Marius’ Begleiter wechselte mitten in seiner Erwiderung ins Deutsche,
offenbar um Marius in das Gespräch einzubeziehen. Doch der Privatdetektiv verstand
nur den letzten Teil der Antwort, exakt so, wie es Abu Yilmaz beabsichtigt hatte.
    »… im Namen der Familie.«
    Offenbar half das Argument, denn
Taner setzte sich nun aufrecht hin, sein Führer wies Marius einen Platz am Tisch
des jungen Mannes zu und setzte sich an das andere Ende des Raumes. Der Detektiv
meinte seine Blicke im Rücken spüren zu können. »Da waren Sie wohl etwas länger
mit Ali befreundet, als Sie dachten«, grinste der Detektiv.
    Taner schaute kurz zu dem Mann in
Marius’ Rücken und zuckte mit den Achseln. »Sie wissen doch: Unsere Familien sind
befreundet.«
    »Alis Freundin erzählte mir, Sie
beide hätten sich in letzter Zeit öfter getroffen.« Das entsprach zwar nicht ganz
der Wahrheit, aber Marius hoffte, Taner mit dem Bluff aus der Reserve zu locken.
    »Alis Freundin?«, echote der junge
Türke.
    »Pia Eckstein«, bestätigte Marius.
    » Die hatten was miteinander?«
Taner wirkte aufrichtig überrascht und das erste Mal interessiert, seitdem Marius
den Raum betreten hatte. »Ali und die Rothaarige?«
    »Sie waren ein Paar. Zumindest hat
Pia Eckstein das gesagt. Und Ali Ökçan ist zurzeit nicht der Mann, mit dem liiert
gewesen zu sein man sich in der Öffentlichkeit brüstet.«
    Taner lächelte. »Hätte ich ihm gar
nicht zugetraut.«
    »Aber Sie haben sich in den letzten
Wochen öfters mit Ökçan getroffen?«
    Genervt blickte er Marius an. »Wir
waren ein paar Mal zusammen drüben in der Moschee und haben geredet. Ja.«
    »Worüber haben Sie geredet?« Zu
gern hätte Marius gesehen, was Yilmaz in seinem Rücken tat. Der Mann hinter ihm
konnte das Gespräch nicht nur belauschen, sondern auch lenken.
    »Über dies und das.«
    »Über Gott und die Welt sozusagen«,
versuchte es Marius und ertappte Taner, wie er einen verärgerten Blick zu dem Mann
in seinem Rücken schickte.
    »Hören Sie, ich weiß nicht, was
Sie wollen. Ali Ökçan war ein
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