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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)
Autoren: Stefan Keller
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selten den regennassen, dunklen Wald viel mehr.«
    »Manchmal lieben wir das, was uns
fremd ist«, erwiderte Marius Sandmann.
    »Meistens fürchten wir es.«
    Nur das gleichmäßige Klick-Klack
des Blinkers unterbrach die gedämpfte Stille im Innern des Wagens. Als der Mercedes
ein Stück gefahren war, setzte der Geschäftsmann das Gespräch fort. »Wie kommen
Sie voran?«
    »Ich höre mich um«, antwortete Marius
ausweichend. Es war noch nicht an der Zeit, seinem Auftraggeber Bericht zu erstatten.
    »Das hat man mir erzählt … Haben
Sie schon andere Spuren gefunden? Gibt es – außer meinem Sohn, den offenbar alle
für den Attentäter halten – noch andere Verdächtige?« Mustafa legte eine besondere
Betonung auf das Wort ›alle‹.
    »Ich versuche mir noch ein Bild
zu machen.«
    »Von meinem Sohn?« Der Fahrer des
Mercedes hob die Stimme, jedoch ohne zu schreien. Mustafa Ökçan war ein Mann, der
es gewohnt war, dass die Dinge liefen, wie er es wünschte. »Ich bezahle Sie, damit
Sie herausfinden, wer dieses Attentat wirklich begangen hat. Nicht dafür, dass Sie
meinem toten Sohn hinterherschnüffeln. Wenn Sie etwas über Ali wissen möchten, kommen
Sie zu mir. Ich bin sein Vater, ich weiß alles über ihn.«
    »Kannten Sie seine Freundin?«
    »Ali hatte keine Freundin.« Den
Verkehrslärm und die Motorengeräusche mochte der Wagen dämpfen, Mustafa Ökçans Stimme
nicht.
    Marius zog es vor, das Gespräch
darüber nicht fortzusetzen. Er hatte seinen Standpunkt klargemacht. »Wenn ich wirklich
etwas herausfinden soll, das Ihren Sohn entlastet, muss ich dort anfangen, wo die
Polizei den Täter vermutet. Nur wenn ich da auf Ungereimtheiten stoße, haben wir
eine Chance, dass die Ermittlungen überhaupt fortgeführt werden.«
    »Ich bezahle Sie, um diese Ermittlungen
zu führen.«
    »Nur habe ich nicht die Möglichkeiten,
die die Polizei zur Verfügung hat.«
    »Die Polizei … Die sehen nur den
türkischen Jungen und schon haben sie ihren Täter. Keine weiteren Fragen, keine
weiteren Ermittlungen.«
    »Dann lassen Sie mich ermitteln
– auf meine Art. Dazu gehört es, sich umzuhören, gerade wenn es um Ihren Sohn geht.«
    Abrupt blieb der Mercedes am Straßenrand
stehen. »Sie schicken mir von jetzt ab jeden Tag einen Bericht über Ihre Ermittlungen.
Guten Tag.«
    »Sobald ich neue Informationen habe,
werde ich Sie informieren. Lassen Sie mich noch eine Frage stellen: Wenn ich die
Wahrheit herausfinde, eine für sie unbequeme Wahrheit, sind Sie dann bereit, sie
zu akzeptieren?«
    Mustafa Ökçan blickte regungslos
geradeaus. »Verlassen Sie meinen Wagen!«
    Marius tat, wie ihm geheißen. Er
war genauso weit vom Büro entfernt wie zuvor.

9
    Jan-Peter Goldberg öffnete die kleine Box, die er immer in seiner Manteltasche
trug, und nahm ein weißes Pfefferminzbonbon heraus. Er bot dem Mann, der ihm in
der Dunkelheit des Autobahnrastplatzes Königsforst gegenüberstand, ebenfalls eines
an, doch der kräftige Endzwanziger lehnte kopfschüttelnd ab. Das Minzbonbon kauend,
stellte Goldberg einen Fuß auf die Holzbank und wischte sich kurz über den Schuh.
Eigentlich hätte er gar keine Zeit für dieses Treffen gehabt und er war sich selber
nicht schlüssig, warum er zugestimmt hatte. Berufliche Neugier, entschied er, nachdem
er sein Gegenüber ein weiteres Mal gemustert hatte. Selbst unter dem dicken Kapuzenpulli
und der schwarzen Seemannsjacke zeichneten sich die Muskeln des Mannes deutlich
ab. Ohne die schwarze Brille hätte Goldberg geglaubt, es mit einem Türsteher oder
dem Angehörigen einer ähnlichen Berufsgruppe zu tun zu haben. Innerlich schmunzelte
er. Sein Gesprächspartner ging einer nicht weniger anrüchigen Beschäftigung nach.
»Sie sind also Privatdetektiv, Herr Sandmann?«
    »Wollen Sie meine Lizenz sehen?«,
antwortete der Detektiv.
    »Sehr gerne.« Er sah Marius zu,
wie er in die Innentasche seiner Jacke griff. Unwillkürlich bewegte sich seine eigene
Hand an den Gürtel, wo er, gut unter Mantel und Sakko verborgen, eine kleine Beretta
950 Jetfire trug. Eine Mädchenwaffe, hatte ein Kollege sie einmal spöttisch genannt,
Goldberg hatte nur kalt gelächelt. Er liebte die Beretta. Sie war unauffällig, handlich,
dezent und ebenso tödlich wie einer der dicken Revolver, auf die manch anderer Kriminalbeamte
abfuhr. Marius Sandmann streckte Goldberg seine Lizenz entgegen, der BKA-Beamte
nahm sie und betrachtete sie in Ruhe. Zum einen hatte er so etwas noch nie in seiner
Laufbahn gesehen, zum anderen wusste
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