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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)
Autoren: Stefan Keller
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Eselskostüm gesehen und Marius glaubte nicht,
dass Ali sich umgezogen hatte.
     
    Es war erstaunlich, wie schnell man mit Orten und Menschen vertraut
werden kann, dachte Marius, als er zum zweiten Mal in seinem Leben die Turnhalle
in Köln Nippes betrat, um seinen Krav-Maga-Kurs fortzusetzen. Zu seiner Erleichterung
waren Kurt und seine Kumpel heute nicht da, sein Bedarf an Stress mit irgendwelchen
Prolls hielt sich in Grenzen. Entspannt suchte er sich einen Platz im Kreis neben
dem Mädchen, das Kurt beim letzten Mal angebaggert und für die sich Marius eingesetzt
hatte. Sie stellte sich als Jessica vor. Der Trainer begann gerade mit den ersten
Übungen, als Marius hinter sich Lachen und laute Schritte auf dem federnden Holzboden
hörte. Eine Hand krachte auf seine Schulter.
    »Na, Sportsfreund, alles frisch?«
Die drei Männer in ihren einheitlich schwarzen Trainingsanzügen drängten sich zwischen
Marius und Jessica.
    Der Detektiv murmelte ein undeutliches
»Etwas voll hier …« und wechselte den Platz, das Mädchen folgte ihm demonstrativ.
Hinter ihnen machte Kurt Knutschgeräusche, seine Freunde lachten. Als sich die beiden
in den Kreis wieder einreihten und umdrehten, zwinkerte Kurt Marius zu und grinste.
Marius wusste, dass Kurt nur auf eine Möglichkeit wartete, sein Spiel fortzusetzen.
    »Komm, Kleiner, Kurti beißt nicht.«
Schon bei der zweiten Übung mischten sich die Mitglieder des Kreises neu und Kurt
stand vor Marius, der genervt mit den Augen rollte. Ob es nicht einen Versuch wert
war, die eigene Kraft gegen die größere Kampferfahrung seines Widersachers einzusetzen?
Doch da griff der Trainer bereits ein und beorderte Marius neben Jessica und Kurt
zu einem kräftigen Türstehertypen auf der anderen Seite des Kreises.
    »Ein Mädchen ist genau der richtige
Gegner für dich«, zischte ihm Kurt im Vorbeigehen zu. Marius ignorierte ihn. In
dieser Konstellation beendeten sie den Kurs ohne weitere Vorkommnisse.
    Nach dem Unterricht duschte Marius
ausgiebig, die Möglichkeit ergab sich nicht oft, seitdem er im Büro wohnte. Als
er herauskam und sich anzog, landete Kurts Hand plötzlich neben ihm an der Wand,
sodass Marius erschrocken zur Seite fuhr. Kurts Männer standen in der Tür.
    »Bin extra noch mal zurückgekommen.
War ja schade, dass wir heute nicht spielen konnten. Das holen wir nach.« Mit einer
leichten, spielerischen Backpfeife wandte Kurt sich ab.
    »Was ist eigentlich dein Problem?«
Bevor er richtig nachdenken konnte, hatte Marius die Frage bereits gestellt. Der
blonde Mann drehte sich in der Tür wieder zu dem Privatdetektiv um.
    »Du bist einfach scheiße. Außerdem
funkt man mir nicht dazwischen, wenn es um mein Liebesglück geht. Kommt Jungs, ich
hab’ Kölschdurst.« Den letzten Satz richtete er im Hinausgehen an seine Begleiter,
die ihm feixend folgten. »Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, meine Süße«, zischte
Kurt laut genug, damit Marius es hören konnte. Als er seinen Kopf aus der Umkleide
herausstreckte, um zu sehen, wen Kurt jetzt wieder angepöbelt hatte, erblickte er
Jessica, die auf der Treppe sitzend wartete.
    »Eigentlich wollte ich fragen, ob
du vielleicht Lust hättest, was trinken zu gehen.«
    »Ich bin nicht in Stimmung.«
    »Ich auch nicht mehr.«
    Sie drehte sich um und Marius sah
ihr kurz nach, wie sie die Treppe hochging. Dann packte er seine Sachen in eine
alte Sporttasche und folgte ihr. Draußen sah er noch die Rücklichter eines kleinen
Ford Ka. Immerhin war sie weggekommen, ohne erneut auf die drei Männer zu treffen.
Allmählich musste Marius sich Gedanken machen, wie er mit ihnen umgehen wollte.
Denn eins war klar: Kurt würde ihn nicht in Ruhe lassen.
     
    Das erste Mal stand Marius Sandmann vor dem Schauplatz des Anschlags.
Von außen wirkte das Gebäude auf eine erschreckende Art normal. Ein gewöhnliches,
etwas heruntergekommenes Kölner Mietshaus mit einer um diese Zeit geschlossen aussehenden
Eckkneipe. Weder Brand-noch Rußspuren, nur die mit Brettern vernagelten Fenster
auf der einen Seite des Hauses ließen erkennen, was hier geschehen war. Sollte man
nicht erwarten, dass der Mord an sechs Menschen mehr Spuren hinterließ? Der Privatdetektiv
ging die Front des Hauses einmal ab, kritisch beäugt von einer Rentnerin im Haus
gegenüber, die ihn, halb hinter einem Vorhang verborgen, beobachtete. Schließlich
drückte Marius die Klinke an der Eingangstür zur Kneipe auf.
    Zu seiner Überraschung war ›Zum
Treuen Husar‹ geöffnet und ein Gast saß
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