Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
Vom Netzwerk:
durchbrechen. Mit ein paar gezielten
und irregulären Tritten gegen das Schienbein gelang ihm das. Dem Privatdetektiv
schmerzten inzwischen die Schulter, die Schienbeine und auch der Magen, wenn er
sich falsch bewegte. Kurt jedoch ließ nicht locker mit seinen Provokationen: »Du
musst schneller werden, Jüngelchen!« Und: »Box mal, wehr dich, mach doch!« Der Trainer
schaute ihn kurz scharf an, sagte allerdings nichts. Eine Unaufmerksamkeit Marius’
nutzte der Hüne für einen gezielten Schlag gegen seine Augenbraue. Blut lief ihm
ins Auge. Im Hintergrund hörte er mit halbem Ohr den Trainer etwas sagen. Es reichte.
Wie in der Übung vorgesehen, setzte Marius zu seinem eigenen Schlag an, der härter
ausfiel, als er geplant hatte Überrascht taumelte Kurt zurück, sammelte sich und
verpasste Marius eine schallende Ohrfeige. »So nicht, Jüngelchen« rief er.
    Marius Ohr rauschte, auf den Lippen
schmeckte es metallisch nach Blut und ehe er eine bewusste Entscheidung getroffen
hatte, sah er seine linke Faust auf Kurts Nase aufschlagen. Der Hüne hielt sich
verblüfft die Nase, bückte sich leicht und warf sich mit dem ganzen Körper auf Marius,
der drei Schritte zurückgeworfen wurde, dann aus purer Sturheit heraus innehielt
und einfach stehen blieb. Er hatte die Schnauze voll und nicht nur voll Blut. Mit
beiden Händen stieß er Kurt von sich weg und noch bevor sein Gegner sich aufgerichtet
hatte, donnerte die rechte Faust des Privatdetektivs auf Kurts linke Augenbraue.
Kurt sah Marius mit einer Mischung aus Staunen und Wut an. Sein Blick war das Letzte,
das Marius bewusst wahrnahm. Erst als ihn jemand nach hinten riss und er rücklings
auf den Boden fiel, kam er wieder zur Besinnung und fühlte den Trainer auf seinem
Bauch sitzen und seine beiden Hände fest umklammern. Der Privatdetektiv wollte ihn
schon von sich schleudern, zwei leichte Schläge ins Gesicht und das Rufen seines
Namens brachten ihn schließlich zur Besinnung.
    Kurt Maassen lag vor ihm, zusammengekrümmt,
um sein Gesicht hatte sich eine kleine Blutlache gebildet, eine junge Arzthelferin,
die Mitglied des Kurses war, hockte neben ihm. Die anderen Teilnehmer standen stumm
im Kreis um sie herum, bevor der Trainer sie schließlich nach Hause schickte. Nur
Marius hielt er zurück. Kurt schleppte sich in den Armen seiner Freunde aus der
Halle.
    Der Detektiv saß stumm auf dem Hallenboden,
den Kopf gesenkt, als der Trainer mit einem Tuch und Desinfektionsmittel zu ihm
zurückkehrte und Marius’ Wunden im Gesicht verarztete.
    »Du musst lernen, deine Kraft zu
zügeln.«
    »Ich wollte das nicht.«
    »Ich weiß.«
    Marius stand auf und packte seine
Sachen. Als er fast an der Hallentür war, rief ihn der Trainer erneut. »Eins noch:
Ich will dich hier nicht mehr sehen.«
    Marius nickte nur. Ihn beschäftigte
etwas ganz anderes. Er konnte sich nicht erinnern, was er eben mit Kurt gemacht
hatte. Zwischen dem überraschten Blick seines Widersachers und den Schlägen des
Trainers klaffte eine tiefschwarze Lücke in seiner Erinnerung.

14
    Manchmal liebte Paula Wagner die Segnungen der Technik. Im Zuge eines
Klassentreffens mit ihrer alten fränkischen Grundschulklasse hatte sie sich überreden
lassen, ein Facebook-Profil anzulegen. ›Um in Kontakt zu bleiben‹, wie ihre Klassenkameradinnen
meinten. Viel genutzt hatte es nur leider nicht. Allerdings war Facebook eine derart
gute Informationsquelle, um sich ein Bild über alle möglichen Leute machen zu können,
dass sie irgendwann sogar eine Software für ihr Handy installiert hatte, um das
Netzwerk auch außerhalb des Büros nutzen zu können. Um ehrlich zu sein: Sie hatte
einen der Systemadministratoren des Polizeipräsidiums bezirzt, damit er ihr das
Programm auf das Handy spielte. Jetzt schätzte sich dieser stolz und glücklich,
einer ihrer zwei Facebook-Freunde zu sein. Der andere war die frühere Klassenbeste
im Kopfrechnen. Nachdem die Kommissarin das Präsidium verlassen hatte, hatte sie
einen dritten Menschen eingeladen, ihr Facebook-Freund zu werden. Allerdings nur,
weil Marlon Schlüssel seinen Account für fremde Nutzer gesperrt hatte. Sie hätte
Schlüssel in seinem Büro anrufen oder besuchen können, aber sie war sich nicht sicher,
ob Brandt davon erfahren würde und was er davon hielt, wenn Paula seine Mitarbeiter
für ihre Ermittlungen einspannte. Brandt selbst zu fragen wiederum war ein aussichtsloses
Unterfangen. Sie hatte keine Lust auf einen neuerlichen Ausflug in die Kühlkammer
des

Weitere Kostenlose Bücher