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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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Aufmerksamkeit der Nachbarn auf sie zog und das
Marius gut gefiel. »Vom Helfersyndrom zum Raubtierkapitalismus. Genau! Nein, Spaß
beiseite: Auch mit Betriebswirtschaft kann man ein paar vernünftige Sachen machen.
Allein, weil die meisten Leute, die sich engagieren, davon keine Ahnung haben und
ein wenig Nachhilfe gebrauchen können.«
    »Ein Raubtier mit Helfersyndrom«,
antwortete er und wurde mit dem klirrenden Lachen und einem amüsierten Blick belohnt.
Dann hielt die ehemalige Krankenschwester inne. »Woher weißt du überhaupt, dass
ich Krankenschwester war?«
    »Eine kleine Vorab-Recherche im
Internet«, antwortete der Detektiv, »ich weiß gerne, mit wem ich es zu tun habe.«
Er lächelte, doch Pia Eckstein blieb ernst.
    »So«, sagte sie nur.
    »Berufskrankheit, vermute ich.«
    »Ich mag es nicht, wenn man mich
ausspioniert.« Sie packte ihren Mantel und ihre Tasche und verließ ohne ein weiteres
Wort das Lokal. Nachdem er sich von seiner Überraschung erholt hatte, saß Marius
noch eine Weile in der Bar, wegen der Braue von den Hereinkommenden misstrauisch
beäugt, und machte sich erst gegen Mitternacht auf den Heimweg ins Büro. Den Gedanken,
ihr nachzugehen, hatte er rasch verworfen.
    Als er nach Hause kam, lag die Vogelsanger
Straße still und friedlich da. Der erste Frost hatte für Glatteis gesorgt. Marius
schloss die Haustür auf, ein einzelnes Auto fuhr vorsichtig die Straße in Richtung
Innenstadt, sonst war nichts zu sehen und zu hören. Er ging die beiden Stockwerke
hoch ins Büro und öffnete die Tür. Im hinteren Raum, den er als Schlafzimmer nutzte,
schaltete er das Licht ein, plötzlich klirrte Glas, ein Stein flog krachend durch
die Scheibe und landete vor Marius’ Füßen. Rasch löschte der Detektiv das Licht
und schlich sich die Wand entlang ans Fenster. Draußen war niemand zu sehen.
     
    Marius erwachte, als es noch dunkel war. Ob die Kälte Schuld war, die
durch das notdürftig abgedichtete Fenster in den Raum zog, oder seine unruhigen
Träume, konnte der Detektiv nicht mit Bestimmtheit sagen. Das zerbrochene Fenster
hatte er mit einer Plastiktüte und einem Streifen Paketband abgeklebt. Den Regen
hielt dieses Provisorium fern, doch nicht die Kälte. Der Stein lag auf dem alten
Schreibtisch, den Marius an die Wand geschoben hatte. Er hatte solche Steine in
den letzten Tagen gegenüber auf einer Baustelle gesehen. Jeder hätte sie sich nehmen
können. Er hatte kaum eine Chance, herauszufinden, wer ihm diesen warnenden Gruß
ins Büro geworfen hatte und ob es derselbe war, der ihm die erste Warnung per Audiodatei
sozusagen elektronisch ins Postfach geworfen hatte. Irgendetwas passte dabei nicht
zusammen. Wenn er eine Vermutung hätte äußern müssen, hätte er auf Kurt getippt,
allerdings war er nicht sicher, ob der Hüne mit seinen Verletzungen schon wieder
in der Lage gewesen wäre, einen Stein bis in den zweiten Stock zu schleudern. Ziemlich
sicher war sich Marius, dass dessen Kumpel dazu nicht in der Lage waren. Sie wirkten
wie Mitläufer, die in Kurts Schatten ihren Spaß hatten. Vielleicht aber hatte er
einen von ihnen beauftragt? Mehr noch beschäftigte ihn etwas anderes: Statt aus
dem Haus zu rennen und nach dem Steinewerfer zu suchen, war er im Büro geblieben
und hatte sich schließlich hingelegt. Freilich, ohne allzu gut zu schlafen. Er hatte
schlichtweg Angst gehabt, vor dem, der ihn draußen erwartete.
    Prüfend rieb er sich die Augenbraue,
sie schmerzte kaum noch, deshalb ging er ins Bad und entfernte den Verband. Auf
der Innenseite war Blut, aber als er die Wunde betastete, war sie trocken. Nachdenklich
betrachtete er sich im Spiegel. Nach wie vor hatte er keine Ahnung, was gestern
Abend in ihn gefahren war. Der Trainer hatte von Hemmschwellen gesprochen, die Marius
übertreten hatte. Für ihn fühlte es sich allerdings eher an wie ein Dammbruch. Und
was ihn am meisten ängstigte: Er konnte sich an nichts erinnern. Nur an das vage
Gefühl eines triumphierenden Rausches. Mit diesen wenig erbaulichen Gedanken verließ
er das Bad und begann trotz leicht schmerzender Muskeln sein morgendliches Trainingsprogramm
aus Liegestützen, Klimmzügen, Hanteltraining und Sit-Ups am Türreck. Während des
Trainings beruhigten sich seine Gedanken wieder. Anschließend versuchte er Paula
Wagner zu erreichen. Zum Glück hatte er ihre Nummer im Handy gespeichert. Es klingelte
ein paar Mal, dann ging die Mailbox an. Marius hörte die bekannte, motzige Stimme
der Kommissarin, überlegte,

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