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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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im Sender anzutreffen war. Und auf
lange telefonische Verhandlungen mit seiner Ex-Freundin Verena Talbot hatte er keine
Lust. Also hatte er sich zu diesem kleinen Überfall entschlossen.
    »Was fehlt, sind ein paar handfeste
Beweise.« Verena lächelte Marius bei diesen Worten mit ihrem professionellsten Lächeln
an. »Und mit einem anderen, dem wirklichen Täter wäre es ein echter Knaller. Hast
du eine Idee, wer – wenn deine Theorie stimmt – hinter dem Attentat stecken könnte?«
    »Ehrlich gesagt, noch nicht. Mein
Auftrag ist es, die Wahrheit herauszufinden, für meinen Auftraggeber ist das gleichbedeutend
mit dem Nachweis von Ali Ökçans Unschuld.«
    »Und glaubst du, dass Ökçan etwas
mit der Tat zu tun hat?«
    »Am Anfang war ich skeptisch, mittlerweile
glaube ich tatsächlich nicht, dass Ali das Attentat verübt hat.«
    »Was uns zurück zu der Frage nach
dem wirklichen Täter führt. Ein Racheakt an Blender wäre natürlich denkbar.« Verena
Talbot tippte mit einem Kugelschreiber gegen die etwas zu perfekt geschminkten Lippen,
als würde sie intensiv nachdenken. In Wirklichkeit wartete sie darauf, dass Marius
etwas sagen würde. Doch der Detektiv schwieg.
    »Da müsste man vielleicht ein wenig
nachbohren. Oder ein wenig Wind machen.« Beherzt stand sie auf. »Was wir haben reicht,
um ein wenig Zweifel zu säen. Lass uns einen kleinen Beitrag drehen, vielleicht
kriege ich den heute noch in die Sendung. Danach schauen wir einfach mal, wer am
lautesten aufschreit.« Ihr Lächeln war einem diabolischen Grinsen gewichen. Kein
Zweifel, Verena Talbot liebte ihre Arbeit.
    Aber Marius hob abwehrend die Hände.
»Das liegt nicht im Interesse meines Klienten. Lass uns damit noch ein paar Tage
warten.«
    »Marius, du kannst nicht hier ankommen,
mir diese Story auftischen und dann sagen, dass wir sie nicht machen können. So
funktioniert das bei mir nicht.«
    »Ich bin nicht hier, um dir eine
Story aufzutischen. Eigentlich wollte ich etwas von dir wissen.«
    »Oh«, Verena Talbot versuchte sich
in einem Gesichtsausdruck, der mühsam schlechtes Gewissen vortäuschen sollte, »habe
ich dich ausgehorcht?« Bis hierher war das Gespräch tatsächlich im Sinne der Journalistin
verlaufen. Marius hatte ihr bereitwillig erzählt, was er wusste, ohne dass sie selbst
irgendetwas über ihre eigenen Recherchen hatte preisgeben müssen.
    »Quid pro quo«, antwortete Marius.
»Du weißt, dass das eine Riesenstory ist, wenn ich recht habe: Ermittlungsfehler
bei dem schlimmsten Anschlag, den Köln je erlebt hat.«
    »Beim bislang einzigen islamistischen
Terroranschlag, den Deutschland je erlebt hat«, ergänzte Verena.
    »Wenn wir zu früh damit rausrücken,
weißt du selbst am besten, was passiert: Sie zerreißen diese Story in der Luft.
Und dich als verantwortliche Journalistin gleich mit.« Verena Talbot verzog die
Mundwinkel. »Gib mir Zeit, um mehr herauszufinden und ein paar handfeste Beweise
zu finden. Und hilf mir dabei. Du hast dich schon mit dem Fall beschäftigt und warst
eine der ersten Journalistinnen am Tatort.«
    Verena setzte sich wieder auf ihren
Drehstuhl hinter dem Schreibtisch, legte die Unterarme bequem auf die Tischplatte
und blickte Marius geschäftsmäßig an. »Was willst du wissen?« Sie hatte ihre Alternativen
abgewogen und war zu dem Schluss gekommen, dass es ihr mehr Vorteile bot, mit ihrem
Ex zusammenzuarbeiten. Möglicherweise hatte er Zugang zu Quellen, die sie nicht
kannte, und was er bisher herausgefunden hatte, versprach ihr die lang ersehnte
ganz große Story. In Gedanken verabschiedete sie sich bereits aus dem Lokalfernsehen.
    »Zwei Dinge. Erstens: Ist dir irgendetwas
am Abend des 11. November aufgefallen, das Hinweise auf einen anderen Täter zulässt?«
    Sie überlegte kurz. Dann schüttelte
sie den Kopf. »Nein. Wir sind gar nicht mehr richtig nahe herangekommen. Einer unserer
Kameramänner hat sich an eines der zerstörten Fenster vorgemogelt und ein paar Aufnahmen
mit dem Handy gemacht. Das hat ihm das BKA gleich abgenommen. Ansonsten kamen wir
Journalisten nicht über die Tatortabsperrung hinaus. Ich habe also auch nur die
Informationen, die das BKA rausgegeben hat und die du schon kennst.«
    »Das muss eine ziemlich rigorose
Absperrung gewesen sein, wenn sie dich abgehalten hat.« Marius registrierte zufrieden
eine leichte Röte im Gesicht seiner Gesprächspartnerin.
    »Ich wollte nicht näher ran. Mittlerweile
muss ich nicht mehr alles zeigen. Und auch nicht alles sehen.« Sie schaute

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