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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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die Wucht der Detonation gebremst hat.
Die hat viel abgehalten.«
    »Was … ist …?«, brachte Marius schließlich
zustande. Seine Stimme hallte schmerzhaft in den Ohren, die Geräuschkulisse bestand
zu weiten Teilen immer noch aus Pfeifen und Rauschen. Langsam nahm er die Welt um
sich herum wieder wahr. Es war also nicht nur seine Wahrnehmung, die ihm die Sinne
vernebelt hatte. Ein grauer Schleier hing in der Luft. Er saß, die Beine von sich
gestreckt, im Treppenhaus vor seiner Bürotür. Auf dem Treppenabsatz hinauf in den
dritten Stock erkannte Marius ein paar Nachbarn, an ihm vorbei drängten sich zwei
Feuerwehrleute die Treppe herunter, nachdem sie ein paar Worte mit Paula Wagner,
die hinter dem Arzt stand, gewechselt hatten. Neben ihm stand, an die Wand gelehnt,
seine Bürotür, an den Seiten sah er helles, gesplittertes Holz, das sich bemerkenswert
farbig von dem grauen Lack der Tür abhob. Paula beugte sich nun zu ihm besorgt herunter.
    »Wie geht es Ihnen, Sandmann?«
    Heute wieder beim formellen Sie,
dachte Marius, der röchelte und hustete, anstatt zu antworten.
    »Geben Sie ihm ein, zwei Minuten,
Frau Kommissarin, dem Mann ist gerade sein Büro um die Ohren geflogen. Der braucht
ein wenig Zeit.«
    Marius blickte den Arzt an und zeigte
mit einem seiner Zeigefinger auf ein Ohr.
    »Ihre Ohren? Rauschen, was? Machen
Sie sich mal keine Sorgen, das geht vorbei.« Der Arzt machte eine kurze Pause. »Vermutlich«,
ergänzte er.
    Ächzend versuchte der Detektiv aufzustehen,
indem er sich mit einer Hand an der Wand abstützte. Die Gaffer auf der Treppe schauten
ihn mit großen Augen an. Ein letzter Feuerwehrmann kam aus dem schwarzen Loch, das
früher einmal der Eingang zu Marius Sandmanns Büro war, und gab die Räume frei.
Paula wollte von ihm wissen, was seiner Meinung nach die Explosionsursache gewesen
war. »Wenn Sie mich fragen«, hier blickte er kurz auf Marius, »da wollte jemand
das Büro und seinen Nutzer in die Luft jagen.«
    »Also eine Bombe? Und nicht die
Gasleitung?«, schob Paula nach.
    »Davon würde ich ausgehen.«
    Marius kämpfte sich immer noch hoch,
jetzt indem er langsam den Rücken an der Wand hochstemmte. Niemand half ihm, bis
Paula Wagner ihm kurzentschlossen beide Hände unter die Achseln schob. Marius blieb
an der Wand gelehnt stehen. Ihm war schwindlig. Zwei Männer in den typischen Plastikschutzanzügen
der Spurensicherung kamen mit kleinen Koffern in der Hand die Treppe hoch und gingen
– Paula kurz grüßend – an ihnen vorbei in Marius’ Büro. Der Detektiv blickte ihnen
nach. Für einen Moment schienen die weißen Männer durch das Loch, das einmal seine
Bürotür war, in einem finsteren, expressionistischen Gemälde zu verschwinden. Die
Wände waren schwarz vor Ruß, kleine Bläschen glitzerten von Wasser und Löschschaum,
der ehemals graue, jetzt verkohlte und grauschwarzbraun schimmernde PVC-Boden wellte
sich, einige Bodenplatten waren herausgerissen und lagen verstreut im Raum. Die
Küchenmöbel waren bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, nur die Metallfüße des Küchentisches
strahlten hell und glänzend, als wollten sie ihren eigenen, kleinen Triumph über
das Feuer stolz präsentieren. Die Tür in das hintere Zimmer war ebenfalls aus den
Angeln gerissen und hing lose im Türrahmen. Marius konnte im zweiten Raum nicht
viel erkennen. Nur der schwere, alte Schreibtisch stand fast unversehrt mitten im
Raum, an seinen Ecken einige schwarze, verbrannte Stellen.
    Jetzt erst blickte Marius an sich
herunter. Seine Jeans und das Kapuzen-Sweatshirt waren von einer dunklen Staubschicht
bedeckt, an den Händen hatte der Detektiv einige Abschürfungen und auf der Stirn
bildete sich eine Beule. Der Notarzt hatte vermutlich recht gehabt. Die Tür hatte
ihm das Leben gerettet. Eine fliegende Tür mit seinem Körper zu bremsen, war allerdings
schmerzhaft genug.
    »Kann ich reingehen?« Endlich konnte
Marius wieder sprechen.
    Paula schüttelte den Kopf. »Erst
muss die Spurensicherung mit ihrer Arbeit fertig sein. Dann können wir gemeinsam
durch die Räume gehen, damit Sie mir sagen können, ob Ihnen irgendetwas verändert
…«, hier unterbrach und korrigierte sich die Kommissarin, »… auffällig vorkommt.«
    »Und dann?«
    »Dann wird Ihr Büro versiegelt und
nach ein paar Tagen wieder freigegeben.«
    »Das meinte ich nicht.«
    »Sondern?«
    »Wo soll ich hin? Ich habe hier
die letzten sechs Monate gelebt.«
     
    Die nächsten Stunden verbrachten der Privatdetektiv und die

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