Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)
drehte sie sich noch einmal um: »Einen
Unfall schließe ich allerdings aus.«
Eine halbe Stunde später standen Paula Wagner und Hannes Bergkamp an
einem Stehtisch in Bergkamps bevorzugtem Café in der Nähe des Präsidiums. Paula
hätte die nüchterne Arbeitsatmosphäre ihres Büros vorgezogen, zumal sie dort ein
paar erste Anfragen durch den Polizeicomputer hätte jagen können. Doch der Hauptkommissar
hatte darauf bestanden. Bergkamp lud gerade zwei Tassen mit Kaffee und zwei belegte
Brötchen von einem Tablett auf den Tisch. Paula griff hungrig zu. Sie musste zugeben,
dass es besser war, als das meiste, was die Kantine des Präsidiums zu bieten hatte.
»Was denkst du? War es Selbstmord?«
»Wir werden das prüfen müssen.«
Paula überlegte, ob sie Bergkamp
erzählen sollte, was Sandmann über Horst Blenders Vergangenheit herausgefunden hatte.
Auf der anderen Seite musste sie dann befürchten, dass Bergkamp umgehend Goldberg
beim BKA informieren würde. Sie wollte an diesem Fall lieber noch ein wenig selber
arbeiten. Zeit gewinnen erschien ihr als die beste Alternative. »Vielleicht sollten
wir erst einmal abwarten, was Brandt herausfindet? Vorher stochern wir eh nur im
Nebel.«
»Ich dachte, du stocherst gerne
im Nebel«, antwortete der Hauptkommissar, den Kaffeebecher in der Hand.
Paula Wagner verdrehte genervt die
Augen. »Es kann nicht schaden, sein Umfeld zu überprüfen und zu schauen, ob wir
Hinweise auf Depressionen finden oder vielleicht jemanden, der ein Interesse am
Tod des Wirts haben könnte.«
Die Kommissarin war unschlüssig.
Einerseits bot sich ihr die Chance, zumindest am Rande, am Fall des Attentats zu
arbeiten. Auf der anderen Seite wollte sie Maassen nicht aus den Augen verlieren.
Wenigstens war Lembach am Tatort gewesen. Sie konnte in einem Fall wühlen, der ihr
entzogen worden war, und dennoch weiter mit Lembach im Gespräch bleiben. Sie schlang
ihr Brötchen hinunter und ließ den Hauptkommissar im Café zurück. Noch auf dem Weg
ins Präsidium führte sie drei Telefongespräche. Zunächst ließ sie Volker Brandt
über Marlon Schlüssel ausrichten, dass der Fall des erhängten Wirts aktuell keine
allzu hohe Priorität habe, da sie von einem Selbstmord ausgehen würden. Warum den
Rechtsmediziner drängen? Einige Stunden Aufschub brachten ihr die Zeit, um ein paar
Leuten wichtige Fragen zu stellen. Der zweite Anruf galt der Zentrale des Präsidiums.
Dort teilte man ihr mit, dass Lembach und Schilling das nächste Team am Tatort gewesen
waren. Ein ganz normaler Vorgang. Es sei denn, Lembach wäre zuvor bereits dort gewesen.
Der dritte Anruf galt Marius Sandmann. Sie erreichte den Detektiv in überraschend
guter Laune. »Nach allem, was ich weiß, traue ich ihm einen Selbstmord durchaus
zu. Trauriges Schicksal, irgendwie«, schob der Detektiv nachdenklich hinterher.
»Hatte er irgendwelchen Ärger? Vielleicht
mit der Polizei?«
Noch bevor Marius antworten konnte,
hörte die Kommissarin einen fürchterlichen Knall. Dann war die Verbindung unterbrochen.
Teil 2– Liebe
22
Stimmen dröhnten in der Dunkelheit und versuchten das Rauschen und
Pfeifen in seinen Ohren zu übertönen, doch er verstand kein Wort von dem, was ihm
die Stimmen sagten. Dumpfes Poltern – ohne feste Quelle um ihn herum. Nur sehr langsam
erkannte er in diesem Poltern Schritte. Leute liefen hektisch hin und her. Er hätte
die Augen öffnen müssen, um etwas sehen zu können, aber ihm fehlte die Kraft. Jemand
schlug ihm ein paar Mal beherzt auf die Wangen, genervt und mit einem leichten protestierenden
Stöhnen drehte Marius Sandmann das Gesicht zur Seite. Aber dieser Jemand ließ nicht
locker. Widerwillig schlug der Detektiv die Augen auf. Er sah nur einen grauen Schleier.
Der Mann knipste eine kleine Taschenlampe an, das Licht blendete und Marius schloss
wieder die Augen. Erneut schlug ihm der Mann auf die Wange, dieses Mal ein wenig
fester.
»Blind ist er in jedem Fall nicht«,
sagte er. Marius sah, wie er die kleine Lampe zurück in einen Notfallkoffer packte.
Dann wandte er sich wieder ihm zu. »Können Sie mich hören, Herr Sandmann?«
Marius versuchte etwas zu sagen,
brachte lediglich ein paar kehlige Laute zustande. Stattdessen hustete er heftig
und nickte.
»Lassen Sie mal. Die Stimme kommt
schon wieder.« Der Notarzt erhob sich und drehte sich zu jemandem um, der schräg
hinter ihm stand. »So weit ich das sehe, hat er nur ein paar Beulen und Schrammen
abbekommen. Er kann froh sein, dass die Tür
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