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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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Hemdsärmel waren hochgekrempelt. Mit den Ellbogen breit
auf dem Tisch setzte sich Goldberg Marius gegenüber, legte das Aufnahmegerät vor
sie beide und trank einen Schluck Kaffee aus einem weißen Plastikbecher, ohne Marius
etwas anzubieten. Dann betrachtete er den Detektiv lange und schweigend.
    »Fangen wir an«, sagte Goldberg
schließlich und drückte auf einen Knopf an dem kleinen digitalen Aufnahmegerät.
Daraufhin sprach er ein paar allgemeine Angaben zu Zeit und Ort sowie den beteiligten
Personen aufs Band. So erfuhr Marius, dass er sich in der Zentrale des Militärischen
Abschirmdienstes befand. Irgendwann hatte er einmal davon gehört, dass der MAD in
Köln saß, dem aber nie weitere Beachtung geschenkt.
    »Können Sie mir erklären, wieso
in Ihrem Büro eine Bombe explodiert, die baugleich ist mit der Bombe, mit der am
11. November ein Anschlag auf eine Kneipe in der Kölner Südstadt verursacht wurde,
Herr Sandmann?«
    »Ich vermute, jemand wollte mich
damit umbringen.«
    »Warum sollte Sie jemand umbringen
wollen?«
    »Das wissen Sie genauso gut wie
ich. Ich ermittle in dem Anschlagsfall vom 11. November.«
    »Wir haben den Fall bereits aufgeklärt.«
    »Sind Sie sich da sicher?«
    »Glauben Sie vielleicht, Sie als
privater Ermittler finden etwas heraus, was wir – die Profis – nicht längst herausgefunden
haben? Das große Geheimnis, die mysteriöse Verschwörung?« Goldberg versuchte ein
spöttisches Lächeln. »Was glauben Sie eigentlich, was wir hier machen? Wir haben
Möglichkeiten, davon ahnen Sie nicht einmal was! Selbst wenn Sie sie kennen würden,
Sie wüssten gar nichts damit anzufangen. Wir wissen, was wir tun, Sandmann. Und
wir machen es gut.« Goldberg schlug mit der Hand auf den Tisch. Marius hob überrascht
eine Augenbraue. Dann antwortete er so ruhig wie möglich.
    »Vielleicht haben Sie etwas übersehen?«
    »Wir haben nichts übersehen!«, brüllte
der BKA-Mann. »Und ich lasse mich von Ihnen auch nicht für dumm verkaufen.« Halb
erhob sich Goldberg und beugte sich zu Marius hinüber. »Wir beobachten Sie schon
eine ganze Weile, Sandmann. Ihr Sportprogramm, Ihre Nahkampfausbildung, Ihre Kontakte
zu Taner Caglar und nicht zuletzt Ihr auffälliges Interesse an unseren Ermittlungen.«
Zufrieden setzte sich Goldberg wieder auf seinen Stuhl und zupfte sich den Hemdkragen
zurecht. »Sie sitzen in der Falle«, ergänzte er zufrieden. »Ganz schön dumm, die
Bombe für Ihren nächsten Anschlag im eigenen Büro zu verstecken.«
    Marius überlegte kurz, ob Goldberg
das ernst meinte. Hielt man ihn hier wirklich für einen Terroristen? Dann antwortete
er dem BKA-Mann. »Sie sind ein Idiot, Goldberg.«

26
    Paula Wagner stand vor dem zweistöckigen, mit grauen Betonplatten verkleideten
Gebäude in Poll. Sie hatte drinnen warten wollen, um vor dem unangenehmen Nieselregen
und der Kälte geschützt zu sein, aber der Pförtner hatte sie nach draußen verwiesen.
Nicht einmal ihre Dienstmarke hatte ihn beeindrucken können. Eher im Gegenteil.
Schließlich hatte sie darauf bestanden, mit einem der Sozialarbeiter zu sprechen.
Der hatte sich immerhin bereit erklärt, Kevin Schultze zu informieren, dass Paula
draußen auf ihn wartete und ihn sprechen wollte.
    Jetzt fuhren drei weiße Kleinbusse
vor, mit routinierten Handgriffen bereiteten ihre Fahrer den Einstieg für ihre Passagiere
vor. Schließlich kamen die ersten Rollstühle die Rampe hinunter. Kevin Schultze
ließ sich Zeit, er war einer der Letzten, die das Gebäude verließen. Die Busse hatten
den Parkplatz bereits verlassen. Er wich dem Blick der Kommissarin aus, tat, als
habe er sie nicht gesehen, doch Paula ließ sich nicht beirren.
    »Du kanntest Maassen und Schlösser
bereits.«
    »Das geht Sie nichts an.«
    »Das tut es sehr wohl! Wie stehe
ich da, wenn ich dich als Zeugen präsentiere? Gegen die Polizisten, die an deinem
Unfall beteiligt waren? Glaubst du, irgendwer kauft dir die Geschichte ab?«
    Anstatt zu antworten, fuhr Schultze
schneller. Paula folgte ihm. An einer Bushaltestelle vor den Werkstätten holte sie
ihn ein.
    »Ich sage sowieso nichts«, erklärte
Kevin. »Was spielt es dann für eine Rolle, was ich gesehen habe?«
    »Du ziehst deine Aussage zurück?«
Der Junge nickte und raffte den Kragen seiner Jacke gegen die Kälte und den Regen,
der von hinten durch einen Spalt zwischen Dach und Wand des gläsernen Haltestellenhäuschens
prasselte. Paula setzte sich auf einen der beiden kalten Stahlsitze. Zum Glück waren
sie die

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