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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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auf eine unsachgemäße
Handhabung der Gasheizung zurück. Mit ihrer Recherche, dass das Haus tatsächlich
eine Ölheizung besaß, spielte sie allerdings einen echten Trumpf aus und schuf damit
im Folgenden Raum für ihre eigenen Spekulationen. Schließlich, so die Journalistin
in ihrem Text, sei es nicht die erste Explosion in diesem Monat gewesen. Verena
äußerte sich in ihrem Artikel nicht darüber, ob es sich bei den Räumen in der Vogelsanger
Straße um ein ähnliches Extremistennest wie dasjenige handelte, welches Jahre zuvor
in Madrid nach den verheerenden Anschlägen auf die Pendlerzüge von den Attentätern
selbst in die Luft gejagt wurde, oder um eine weitere Tat von Terroristen, um ihre
Spuren zu verwischen, sondern ließ beide Möglichkeiten offen. Marius klickte den
Artikel weg, ohne wirklich zu wissen, was er davon halten sollte. Dann widmete er
sich dem zweiten Anhang, einem PDF-Dokument mit einer Liste von sechs Namen.
    Marius runzelte die Stirn. Verena
Talbot hatte Ali Ökçan nicht auf ihrer Liste mit aufgeführt. Er war in den Augen
der Medien immer noch Täter, kein Opfer. Unter den jeweiligen Namen fand er kleine,
stattdessen ausgesprochen hilfreiche und gut durchdachte Dossiers mit der letzten
Anschrift des jeweiligen Opfers, dazu Namen und Adressen von nahen Verwandten und
guten Freunden. Hinzu kamen die Angaben über Internetseiten und -profile, die die
Opfer unterhalten hatten. Marius fiel auf, dass zwischen den Dossiers und den folgenden
Namen große Abstände klafften. Vermutlich hatte Verena einige Informationen gelöscht,
bevor sie die Liste an ihn geschickt hatte. Er nahm sich die Zeit und recherchierte
die Angaben, die Verena Talbot über die Internetpräsenzen zusammengestellt hatte.
Auf den Pinnwänden der Online-Profile sammelten sich Beileidsbekundungen, Solidaradressen
mit den Familien neben Äußerungen der Wut über Ökçan im Speziellen und Muslime im
Allgemeinen.
    Mit verschiedenen Suchmaschinen
sammelte Marius weitere Informationen über die Opfer. Auf einem der Profile erkannte
er die Blonde wieder, die er auf Hans’ Fotos bereits gesehen hatte. Ihr Facebook-Profil
war für Fremde gesperrt. Auf Verena Talbots Liste gab es kaum Angaben über sie.
Nur ihre Eltern waren bei Anja Binhold als Kontakt angegeben. Keine Freunde, kein
Lebenspartner. Nicht einmal Google konnte etwas über sie preisgeben. Umso neugieriger
war der Detektiv.
     
    Bergkamps »Hallo, Kevin« hing einige Zeit im Raum. Dann nickte Schultze
dem Hauptkommissar kurz zu und schob sich aus der Tür. Paulas Angebot, ihn zurück
nach Zollstock fahren zu lassen, lehnte er ab.
    »Woher kennst du Kevin Schultze?«,
fragte Paula, als der Junge den Flur heruntergerollt und außer Hörweite war. Statt
einer Antwort tippte Bergkamp auf seinem Computer herum und drehte den Bildschirm
zu Paula. Sie blickte auf eine Schwarz-Weiß-Version von Kevins Gesicht, daneben
eine lange Liste mit Nummern und Aktenzeichen.
    »Kevin Schultze ist ein guter, alter
Bekannter von uns und war in seiner Gegend gefürchtet, bis er einen Unfall hatte
und im Rollstuhl gelandet ist. Kategorie Intensivtäter.«
    »Hatte er mit Maassen, Lembach oder
Schweller zu tun?« Der Hauptkommissar nickte und klickte auf ein Aktenzeichen ganz
unten auf der Liste. Paula überflog rasch den Bericht über einen Rollerdiebstahl
mit anschließender Verfolgungsjagd, die für den Verdächtigen an einer Hauswand auf
der Vorgebirgsstraße geendet hatte. Verfolgt von einem Streifenwagen, war er bei
Rot und zu schnell aus der Straße Am Vorgebirgstor abgebogen, von einem PKW erfasst
und gegen die Wand geschleudert worden. Seitdem war er querschnittsgelähmt. Für
Paula war es keine Überraschung zu lesen, wer in dem Streifenwagen gesessen hatte:
Kurt Maassen und Stefan Schweller. Ihr Zeuge war wertlos.

25
    Vor einigen Jahren noch war die heutige ›Bar Orange‹ ein Friseursalon
gewesen. Jetzt war es eine durchgestylte Cocktailbar mit dem unvermeidlichen Lounge-Sound
aus den Verstärkerboxen, der leise bis auf die Straße hinausdrang. Marius Sandmann
drückte die alte Glastür aus den 50er-oder 60er-Jahren, die den Renovierungsschub
von Salon zu Bar überlebt hatte, mit dem Ellbogen auf, da er mit Tüten und dem Laptop
bepackt war.
    Jessica saß in einer Ecke an der
Glasfront zum Sudermanplatz und lächelte Marius aufrichtig erfreut an, obwohl er
einige Minuten zu spät war, da er verzweifelt versucht hatte, sich in der Toilette
eines italienischen Restaurants um die

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