Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
Vom Netzwerk:
dabei,
wie sie die Hände faltete und auf die Knie legte. Brandt nahm hinter seinem Schreibtisch
Platz, Paula beugte sich nach vorn.
    Auf der Fahrt hierher hatte sie
überlegt, wie sie das Gespräch beginnen sollte. »Ich brauche deine Hilfe«, sagte
sie einfach. Brandt nickte, fast ein wenig zufrieden. In der nächsten halben Stunde
hörte er ihr schweigend zu. Nur gelegentlich unterbrach er sie, um Details abzuklären
und um zu überprüfen, wie stabil Paula Wagners Gedankengebäude zu Peter Kopfs Tod
wirklich war.
    »Warum kommst du damit zu mir?«,
fragte er, als sie geendet hatte.
    »Weil du der Einzige bist, der mir
helfen kann.«
    »Du solltest dich an Bergkamp halten,
nicht an mich.«
    Statt direkt zu antworten, stand
sie auf und holte sich an einem großen Wasserspender einen Becher und füllte ihn
auf. Brandt belauerte sie durch sein metallenes Brillengestell mit den scharf geschliffenen,
in der oberen Hälfte leicht blau getönten Gläsern.
    »Ich würde Bergkamp gerne ein wenig
heraushalten.«
    »Er ist dein Vorgesetzter. Du musst
mit ihm darüber reden!«
    Paula zerdrückte den durchsichtigen
Plastikbecher. Dann warf sie ihn in den Papierkorb und ging ans Fenster. Sie blickte
auf die kahlen Bäume, die den Melatengürtel in eine Allee verwandelten, ohne ihm
irgendeine Schönheit zu vermitteln. Schließlich drehte sie sich zu Brandt um.
    »Er ist mit Kurt Maassen befreundet.«
    Brandt starrte einen Moment still
geradeaus. Dann hob er den Kopf und blickte sie streng an. »Das sollte ihn nicht
interessieren«, sagte er mit fester Stimme.
    »Ich fürchte, das tut es. Anfangs
habe ich noch gedacht, er sei einfach nur faul.«
    »Vielleicht ist er es? Bergkamp
war nie ein großer Ermittler. Wenn du mich fragst, dann gibt es in eurem Beruf zwei
Arten von Menschen. Beamte und Ermittler. Bergkamp ist ein Beamter.«
    »Und was bin ich?«
    »Du bist ein Ermittler. Von der
allerschlimmsten Sorte.« Er grinste bei seinem zweiten Satz, nicht ganz aufrichtig,
wie Paula schien. »Du lässt dich von deinen Toten auffressen.«
    Sie setzte sich wieder. »Du hast
alles gut kategorisiert, nicht wahr?«
    Der Rechtsmediziner faltete die
Hände hinter dem Kopf und lehnte sich zurück. »Nur so funktioniert alles.«
    »In welche Kategorie fällst du?«
    Überrascht von dieser Frage beugte
sich Brandt zu ihr. »Wie meinst du das?«
    »Bist du Beamter oder Ermittler?«

29
    Zum zweiten Mal in den vergangenen zwölf Stunden nutzte Marius Sandmann
den Fitnessraum im Keller der Ökçan’schen Villa. Vor allem die Gewichte hatten es
ihm angetan. Die klassische Brusthantel hatte er in den letzten Jahren kaum nutzen
können, einfach weil er keine besessen und keinen Platz dafür gehabt hatte. Umso
mehr genoss er das Pumpen in seinen Brustmuskeln und suchte in Gedanken den richtigen
Weg, um mehr über Anja Binhold zu erfahren. Er beendete seine Übung, duschte wieder
ausgiebig und ging angenehm munter durch das stille Haus zurück in sein Zimmer.
    15 Minuten später verließ er die
Villa mit seinem Laptop und seinen wenigen verbliebenen Habseligkeiten. Er brauchte
einige Zeit, ehe er eine Bushaltestelle fand, von wo er ins Zentrum zurückkehren
konnte. Am Neumarkt stieg er in die Straßenbahn 9 in Richtung Universität und setzte
sich auf die hinterste Bank. Es war noch früh am Morgen, in der Uni würde er einen
Platz finden, um in Ruhe zu telefonieren.
    Tatsächlich waren im Philosophikum,
einer tristen Betonpyramide aus den 60er-oder 70er-Jahren, in der die Universität
die meisten geisteswissenschaftlichen Fakultäten untergebracht hatte, die Arbeitsplätze
im Flur des dritten Stockwerks weitgehend leer. Niemand störte sich an dem kräftigen
Mann Ende 20, der mit seinem Laptop an einem der weißen Fenstertische saß, mit Blick
in einen zehn Meter tiefer gelegenem und mit Efeu und Gestrüpp zugewucherten Innenhof.
    Der Detektiv nahm sein Handy heraus
und tippte eine der Nummern auf Verena Talbots Liste. Niemand ging ran. Auch bei
der zweiten Nummer hatte er keinen Erfolg. Schließlich versuchte er sein Glück bei
den vermutlich unangenehmsten Gesprächspartnern. Nach dem vierten Schellen meldete
sich eine ältere männliche Stimme, zurückhaltend, abwartend.
    »Binhold.«
    Marius Sandmann hatte sich genau
zurechtgelegt, was er in diesem Augenblick sagen wollte und womit er hoffte, die
Binholds dazu zu bringen, mit ihm zu reden. Irgendetwas in der Stimme irritierte
ihn dermaßen, dass er sich anders besann.
    »Marius Sandmann ist mein

Weitere Kostenlose Bücher