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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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sagte der Mann, der hinter dem Schreibtisch saß und in einen großen
Laptop tippte.
    Marius ging in die Hocke und schaute
sich die Skulptur aus der Nähe an. »Ewald Matare, um 1930.«
    Der Mann hinter dem Schreibtisch
nickte, als Marius sich wieder aufrichtete. »Sie verstehen etwas von Ihrem Fach.«
    »Allerdings ist es kein Original.«
    »Ich weiß. Es ist eine Replik. Das
Original steht in einem Wiener Museum, glaube ich. Mir geht es weniger um die Kunst,
wie Sie sich sicher denken könnten. Sie unterscheiden zwischen dieser liegenden
Kuh und den Bildern im Wohnzimmer. Für mich haben sie die gleiche Bedeutung. Sie
erinnern mich daran, wo ich herkomme.« Mit einer Handbewegung wies er auf einen
der Besuchersessel vor dem Schreibtisch. »Setzen Sie sich!«
    In den nächsten 60 Minuten informierte
Marius seinen Auftraggeber über den Stand seiner Ermittlungen. Anschließend ging
er in den Fitnessraum und nutzte nach einem einstündigen Training ausgiebig die
daneben liegende Dusche. Irgendjemand hatte ihm in der Zwischenzeit frische Wäsche
hingelegt. Als er aus der Dusche kam, hörte er im Erdgeschoss die lauten Stimmen
des Ehepaars Ökçan. Offenbar stritten die beiden, aber Marius verstand nicht, worum
es ging. Als er zurück in Alis Zimmer wollte, um sich etwas auszuruhen, winkte ihn
die schweigsame Hausangestellte weg und führte ihn zu einem Gästezimmer am anderen
Ende des Flurs.
    Kurz nachdem sie gegangen war, schlich
sich Marius zurück auf den Flur und ging leise zu Alis Zimmer. Als er die Klinke
herunterdrückte, stellte er fest, dass die Tür verschlossen war.

28
    Paula Wagner saß zu Hause und überlegte, was sie mit dem Abend anfangen
sollte. Sie hatte sich angewöhnt, einmal in der Woche in die Kneipe um die Ecke
zu gehen. Ursprünglich nur aus sentimentalen Gründen. In der Kneipe stand ein alter
Flipper, ähnlich dem, der im Jugendzentrum der Pfarrgemeinde ihres Heimatdorfes
die einzige echte Abwechslung gewesen war. Über den Flipper hatte sie langsam die
Stammgäste kennengelernt, einige Leute aus der Nachbarschaft, eine willkommene Gelegenheit,
um abzuschalten. Auf der anderen Seite war sie sich gerade nicht sicher, ob sie
abschalten konnte oder überhaupt wollte, während irgendjemand im Polizeipräsidium
ihr illegal nachspionierte. Was ihren Verdacht erhärtete, dass Maassen, Lembach
und Schweller in irgendeiner Form in die Sache verwickelt waren. Rastlos zappte
sie sich durch das abendliche Fernsehprogramm, blieb aber nirgends hängen. Vielleicht
täte ihr eine Flipperrunde ganz gut.
    Fünf Minuten später donnerte sie
die erste Kugel über das Spielfeld. Einer ihrer Nachbarn, den sie als Frederick
kannte, gesellte sich zu ihr. Sie flipperten, redeten belangloses Zeugs und tranken.
Für einen Moment konnte Paula Wagner vergessen, dass sie Polizistin war. Schließlich
verlagerten sie ihr Gespräch an die Bar. Frederick erzählte weiter von seinem Beruf
als Therapeut; Paula mochte ihn, obwohl er wie viele Männer dazu neigte, seine Rolle
zu überzeichnen. Möglicherweise lag das am Alkohol. Paulas Handy beendete ihren
Ausflug in die Normalität. Sie nickte kurz zum Abschied, warf das Geld für ihre
Getränke auf die Theke und verließ, das Telefon am Ohr, die Kneipe.
    »Seltsame Zeit, um mich anzurufen,
Karsten.«
    »Es ist ja auch ein ungewöhnlicher
Auftrag, den ich für Sie erledige, Frau Kommissarin. Und er hat nur halb mit der
Arbeit zu tun. Störe ich Sie?«
    »Nein, ich bin gerade auf dem Heimweg.«
    »Ja, ja, wenn wir anfangen unsere
Überstunden zu zählen, kann man sich nur noch an den Kopf packen.«
    »Da haben Sie wohl recht.« Paula
sah keinen Anlass, dem Systemadministrator zu erzählen, wo sie gerade herkam.
    »Wenn Sie nicht zu weit auf Ihrem
Weg nach Hause gekommen sind, könnten wir noch etwas trinken gehen? Was meinen Sie?«
    »Ich glaube, ich bin einfach zu
müde heute.«
    »Schade, ich könnte Ihnen nämlich
bei einem Kölsch erzählen, was ich herausgefunden habe. Ich würde Sie sogar einladen.
Na, ist das ein Angebot?«
    Einer der Vorteile von Telefonen
lag für Paula Wagner darin, dass sie ihren Gesichtsausdruck nicht unter Kontrolle
halten musste. Sie konnte mit den Augen rollen, wenn ihr danach war. Und ihr war
gerade danach.
    »Was haben Sie denn herausgefunden?«
    »Ich weiß, dass jemand von Ihrem
Computer zur fraglichen Zeit zwei Mails verschickt hat.«
    »Und Sie wissen bestimmt an wen,
oder?«
    »Natürlich. In einer halben Stunde
am Deutzer Bahnhof?«
    »Ich

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