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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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hinein und deutete weitere Schläge an.
Anstatt sie wie zuvor gesehen mit den Unterarmen abzuwehren, wich Marius ihnen ruckartig
aus. Sein Gesichtsfeld reduzierte sich auf den Ausschnitt zweier Fäuste, die ein
ums andere Mal auf ihn zuflogen. Kurt variierte nun seine Schlagtechnik. Er verpasste
Marius ein paar kräftige Ohrfeigen, denen der Privatdetektiv nicht ausweichen konnte.
Erst nach einer Weile nahm er schützend die Hände vors Gesicht. Kurt tänzelte wie
ein Boxer bester Laune vor ihm herum, um eine Lücke in Marius Deckung zu finden.
    »Abwehren, abwehren, Junge, wir
sind hier nicht beim Boxen«, feixte er. Seine Kumpels hatten die Übung mittlerweile
ebenso wie einige andere Kursteilnehmer beendet und beobachteten die Szene. Ein
schriller Pfiff ließ den Rest innehalten, doch erst der zweite, energischere Pfiff
stoppte Kurt. »Halt dich aus anderer Leute Angelegenheiten raus«, zischte er Marius
zu, drehte sich um und klatschte seine Kumpels lachend ab. Marius wischte sich mit
dem T-Shirt den Schweiß von der Stirn und holte die Brille aus dem Etui. Um ihn
herum packten die Leute ihre Sachen, manche sahen ihn fragend an, als sie an ihm
vorbeigingen. Um ihren Blicken zu entgehen, stemmte Marius die Arme auf die Oberschenkel
und bückte sich, als würde er durchschnaufen. Nur die Dunkelhaarige beugte sich
kurz zu ihm.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
Marius nickte, ohne wirklich aufzusehen. Das Mädchen wandte sich zum Gehen, berührte
ihn jedoch noch einmal kurz an der Schulter. »Danke«, sagte sie und ging. Marius
verharrte in seiner gebückten Haltung. Erst als er merkte, dass ein Mann neben ihm
stehen geblieben war, richtete er sich wieder auf. Es war der Trainer, der den kräftigen
Privatdetektiv kritisch musterte.
    »Körperlich hättest du ihn dir locker
vom Hals halten können.« Marius antwortete nicht. »Blockierst du, wenn du angegriffen
wirst?« Der Detektiv nickte. »Schon mal erlebt?«
    Er nickte erneut. »Deswegen bin
ich hier.«
    Mit einem Klaps auf die Schulter
ließ ihn der Trainer stehen. »Mutiger Mann«, sagte er. Dann war Marius allein.
     
    Im Büro versuchte er den Frust über das Geschehen in einem zusätzlichen
Krafttraining zu vergessen. Aber es gelang ihm nicht. Er war zu erschöpft und seine
Gedanken kreisten weiter um die Auseinandersetzung zuvor. Also setzte er sich erneut
an den Rechner, um zu schauen, was online Neues über das Attentat geschrieben worden
war. Er stieß auf die erwarteten Stellungnahmen, Betroffenheit hier, Pläne für zusätzliche
Sicherheitsmaßnahmen dort. Marius verstand nicht wirklich, was verschärfte Einreisebestimmungen,
wie sie ein Politiker forderte, mit dem angeblichen Attentat eines in Deutschland
geborenen Türken zu tun hatten, er vermutete aber, dem Politiker ging es ähnlich.
Er nutzte einfach die Gelegenheit, um Verschärfungen welcher Sicherheitsgesetze
auch immer zu fordern.
    Auf den Online-Portalen Kölner Medien
wurde hingegen eifrig über andere mögliche Anschlagsziele in der Stadt diskutiert.
Das am häufigsten genannte Szenario war natürlich ein Anschlag auf den Rosenmontagszug,
aber auch die in wenigen Wochen eröffnenden zahlreichen Weihnachtsmärkte der Stadt
galten als mögliches Ziel terroristischer Aktivitäten. Ein Marktbetreiber wies lakonisch
daraufhin, dass sich ein Attentäter auch einfach am Samstagvormittag auf der Schildergasse
in die Luft sprengen könnte. Marius musste an den Wirt denken, dessen Stellungnahme
er am Vortag gelesen hatte.
    Er wechselte auf eine Videoplattform.
Hier war der Kölner Anschlag ebenfalls das Hauptthema auf der Startseite. Zahlreiche
Videos der verschiedensten Anbieter wurden ihm gleich am Anfang regelrecht angepriesen.
Marius ließ die Filme professioneller Anbieter beiseite und klickte sich durch eine
Reihe von Videos, die Schaulustige vor der Kneipe aufgenommen hatten. Nur ein sehr
kurzer Film zeigte das Geschehen im Inneren, von der Theke aus. Der Detektiv sah
eine Gruppe älterer Lappenclowns singen, dann wackelte das Bild, Rauch breitete
sich aus und nach wenigen Sekunden war der Film bereits zu Ende. Eine längere Sequenz
hatte jemand draußen vor der Tür aufgenommen. Marius sah eine Gruppe von Forensikern
in weißen Schutzanzügen aus zwei Kleintransportern steigen, die von einem jungen,
elegant gekleideten Mann begrüßt wurden. Dann wandte sich der junge Beamte einem
älteren, weißhaarigen Mann zu, der neben ihm stand und scheinbar auf ihn einredete.
Der Jüngere nickte,

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