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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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nichts. Wenn Anja Binhold
Rolf Schuster nicht auf anderem Wege ihre Trennungsabsichten mitgeteilt hatte, dann
hätte der Soldat ahnungslos in Afghanistan gesessen, während seine Freundin in Deutschland
längst eine Affäre mit einem anderen Mann begonnen hatte. Er dachte darüber nach,
wie er darauf reagiert hätte. Als er das Mailprogramm geschlossen hatte, durchsuchte
er den Computer nach weiteren aufschlussreichen Dateien. Fand allerdings nichts,
was ihn weiterbrachte. Unzufrieden schaltete er den Laptop aus und legte ihn zurück
in den Karton, aus dem er ihn geholt hatte. Dann schaute er in ein paar weitere
Kisten, ohne irgendetwas von Interesse zu entdecken. Schließlich stellte er alles
wieder an seinen Platz. Von der Tür aus blickte er auf die 20 Kartons und die zum
Teil zerlegten Möbelstücke. Das also blieb übrig. Er löschte das Licht und schloss
leise die Tür.
    Als er den oberen Absatz der Kellertreppe
erreicht hatte, empfing ihn Eckhard Binhold.
    »Haben Sie etwas gefunden?« Marius
verneinte.
    Resigniert nickte Binhold. »Sie
konnte sehr verschwiegen sein, unsere Anja. Sehr diskret.« Sein Ton wechselte. »Haben
Sie alles wieder an seinen Platz gestellt?« Nachdem Marius ihm das versichert hatte,
entschuldigte sich Anjas Vater noch einmal. »Wir sollten wirklich darüber nachdenken,
ihr ihr altes Zimmer zurückzugeben.«
     
    Er traf Verena Talbot in einem Café in der Nähe des Neumarkts. Sie
saß auf einer gepolsterten Bank vor einem Bücherregal und telefonierte, als Marius
das Lokal durch eine Schiebetür aus Richtung Richmodstraße betrat. Sie schaute kurz
zu ihm hinüber, telefonierte weiter. Das Café erstreckte sich über die gesamte Seite
des Hauses und Marius schätzte die Länge auf sicher 15 Meter. Verena saß am anderen
Ende des Raumes, genau am mittleren Tisch, wie eine Königin, die Hof hielt. Der
Detektiv hätte eine Wette darauf abgeschlossen, dass sie genau deswegen dort saß.
Es half nichts, er musste lächeln.
    »Bereit zur Audienz?«, fragte er,
als er sich zu ihr setzte. Die Journalistin schenkte ihm ein vorgetäuscht genervtes,
ihr Wie-kannst-du-nur-so-etwas-von-mir-denken-Lächeln. Sie hatte es noch nie gemocht,
wenn jemand ihre Spielchen durchschaute. In Ruhe beendete sie ihr Telefonat und
widmete sich dann ihrem Kakao und ihrem Gesprächspartner – in dieser Reihenfolge.
»Hast du die Nachrichten schon mitbekommen?«
    »Nein, ich war die ganze Zeit unterwegs.«
    »Es gab einen Anschlag.«
    »Hier in Köln?« Marius erster Gedanke
galt Ali Ökçans Mutter, die Schuster besucht hatte.
    Verena Talbot schüttelte den Kopf.
»Nicht hier. Irgendwo auf einer Landstraße hinter Kunduz. Das liegt in Afghanistan«,
ergänzte sie erklärend.
    »Ich weiß, wo das liegt. Gibt es
dort nicht dauernd Anschläge?«
    »Das schon, aber dieser dürfte dich
interessieren.«
    »Warum?«
    »Das Verteidigungsministerium hat
die Namen der getöteten Soldaten vor zwei Stunden bekannt gegeben. Unter ihnen ist
ein gewisser Rolf Schuster.«
    »Das kann nicht sein. Vier Leute
haben Rolf Schuster hier in Köln gesehen. Zuletzt gestern Morgen. Ich glaube nicht,
dass Schuster so schnell wieder in Afghanistan sein kann. Vielleicht handelt es
sich um einen anderen Rolf Schuster? Den Namen dürfte es öfter geben.«
    Verena Talbot wärmte ihre Hände
an der Kakaotasse und schüttelte den Kopf. »Ich habe das schon überprüft. Es ist
dein Mann. Du hast Mist gebaut.«
    »Unmöglich.«
    Verena Talbot grinste breit. »Ich
dachte, ich wäre hier für gepflegtes Selbstbewusstsein zuständig?«
    Marius rollte die Augen. Niemand
konnte ihm schneller auf die Nerven gehen als die schöne Journalistin. »Das meinte
ich nicht. Wie ich schon sagte: Vier Leute haben Schuster in den letzten Tagen gesehen.«
    »Vielleicht haben sich deine vier
Leute geirrt? Das wäre doch denkbar. Kannten sie Schuster gut genug, um ihn einwandfrei
zu identifizieren?«
    »Zwei auf jeden Fall«, bestätigte
Marius. »Das waren die Eltern seiner Freundin.«
    »Ich weiß nicht, ob meine Eltern
jeden meiner Freunde erkennen würden«, antwortete Verena.
    »Wahrscheinlich würden sie manchmal
nicht einmal dich wiedererkennen. Eltern neigen dazu, ihre Kinder zu idealisieren.«
    Verena zog eine beleidigte Schnute.
»Manche Sachen sollten Eltern gar nicht von ihren Kindern wissen. Apropos – Wissen.
Du wolltest etwas über diesen weißhaarigen Mann erfahren, der dich beim MAD verhört
hat.« Sie zog einen Umschlag aus der Tasche und reichte ihn

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