Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
Vom Netzwerk:
dem Detektiv. »Lies
das am besten in Ruhe. Es wird dir gefallen.« Mit diesen Worten stand sie auf, verabschiedete
sich und verließ das Café. Von draußen winkte sie Marius noch einmal kurz zu, der
war allerdings in die Unterlagen über den Weißhaarigen vertieft.
    Verena Talbot zuckte mit den Achseln.
Spätestens, wenn er ihren Kakao bezahlen musste, würde er sich wieder an sie erinnern.
     
    Die Karriere des Mannes war bemerkenswert. Geboren wurde Kurt Bronckhorst
1957 in einem Dorf nahe der heutigen Landeshauptstadt Schwerin. 1977 floh er mit
20 Jahren aus der DDR in den Westen, wo er noch im selben Jahr in die Bundeswehr
eintrat und rasch Karriere machte. Ende der 80er-Jahre übernahm er ein Bataillon,
das für die Bewachung der Pershing-Raketen in der Nähe von Geilenkirchen bei Aachen
verantwortlich war. Als die Raketen Anfang der 90er-Jahre verschrottet wurden, wechselte
Bronckhorst von der Bundeswehr zum Militärischen Abschirmdienst. Was genau er dort
tat, ergab sich aus Verenas Dossier nicht. Zum Ende des Jahrzehnts verließ er den
MAD jedenfalls wieder und war einer der ersten Offiziere der neu gegründeten Krisensonderkräfte
KSK. Marius war bisher davon ausgegangen, dass nur Soldaten aus dem laufenden Dienst
dort begannen. Vielleicht war ein Soldat wie Bronckhorst mit seiner militärischen
und geheimdienstlichen Erfahrung genau der richtige Mann für die KSK? In den folgenden
Jahren war Bronckhorst überall dabei, wo die KSK eingesetzt wurden, im Kosovo, am
Kap Hoorn, im Irak, in Afghanistan, und der Detektiv wunderte sich nicht wenig,
wo deutsche Soldaten überall kämpften und noch mehr, wie, zum Teufel, Verena Talbot
an die Unterlagen gelangt war, die der höchsten Geheimhaltungsstufe unterlagen.
Doch er konzentrierte sich weiter auf Bronckhorst. Er zog eine Augenbraue hoch,
als er von seinem letzten Karrierewechsel las: Anfang November diesen Jahres verließ
der hochrangige Offizier die KSK, um zum Militärischen Abschirmdienst zurückzukehren.
Zuvor hatte er eine Kampfeinheit in Afghanistan befehligt. Marius schloss die Mappe,
verstaute sie in ihrem Umschlag, holte seinen Laptop hervor und las online die Nachrichten
zum aktuellen Anschlag von Kunduz. Tatsächlich zählte das Verteidigungsministerium
Rolf Schuster zu den Opfern. Auf der Homepage waren Fotos der insgesamt drei getöteten
Soldaten veröffentlicht. In dem Mann auf dem mittleren Bild erkannte der Detektiv
einwandfrei Anjas Freund, den Mann, den ihm Eckhard Binhold auf dem aus seinem Küchenfenster
geschossenen Foto gezeigt hatte. Doch etwas anderes machte Marius Sandmann stutzig.
Er las die Nummer der Einheit, in der Schuster zuletzt gedient hatte. Er las sie
ein zweites Mal und holte daraufhin Verenas Mappe erneut hervor. Sie bestätigte,
was er gedacht hatte: Schuster war einer von Bronckhorsts Männern gewesen.

36
    Für einige Sekunden überlegte Paula Wagner einfach die Augen zu schließen.
Wie ein Kind, das sich fürchtet und hofft, alles wäre gut, sobald es die Augen nach
einer Zeit wieder aufmachen würde. Aber sie wusste, dass nichts gut sein würde.
Das war es nie. Nein, sie würde ihrem Mörder in die Augen sehen. Helle, blaue Augen.
Schöne Augen, schoss es ihr durch den Kopf. Als Kind hatte sie davon geträumt, solche
Augen zu haben und nicht dieses dunkle, verwaschene Braun. Nur ein wenig klarer,
nicht so flackernd. Das wäre schön. Erstaunlich, woran man dachte, wenn man sterben
sollte. Dann donnerte der Schuss und aus den Bäumen am Rande des Brachlandes flatterten
laut krächzend ein paar Krähen empor.
    Für einige Sekunden war Paula Wagner
schwarz vor Augen. Dann blickte sie überrascht auf Kurt Maassen, der sich vor ihr
im Schnee krümmte. Ihr Kinn hatte er losgelassen, die Waffe hielt er immer noch
krampfhaft umklammert, während er zugleich versuchte, die Blutung in seinem Oberschenkel
mit den Händen zu stoppen. Doch das Blut verfärbte bereits den Schnee. Wie im Märchen.
Paula Wagner griff, ohne auf den Schmerzensschrei des Mannes Rücksicht zu nehmen,
nach seiner Hand und wand ihm die Pistole aus den Fingern. Anschließend stieß sie
Maassen von sich und sah zu, wie er auf dem Boden liegend fluchend sein Bein umklammerte.
Die Kommissarin richtete Maassens Waffe auf Stefan Schweller, der seine Pistole
noch in der Hand hielt.
    »Fallen lassen!«, brüllte sie. Schweller
sah sie überrascht an. »Fallen lassen!«, wiederholte sie lauter als zuvor. Der Polizist
gehorchte und legte die Waffe vorsichtig vor sich

Weitere Kostenlose Bücher