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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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meinen, Sie vermissen den Streifendienst.«
    Doch statt Paula Wagner antwortete
Lembach. »Lass uns allein, Franka!«, sagte er. Schilling schaute ihn zornig an.
Das hier war nicht sein Wagen. »Bitte!«, schob er hinterher. Die Streifenbeamtin
runzelte die Stirn, öffnete die Tür wieder und stieg aus. Sie ging ein paar Schritte,
ohne die Augen von den beiden Polizisten im Wagen zu lassen, die sie aus ihrem Gespräch
ausgeschlossen hatten.
    Paula Wagner hatte stumm gewartet.
Jetzt, nachdem Franka Schilling ausgestiegen war, setzte sie das zuvor begonnene
Gespräch fort.
    »Kurz: Ich weiß, was in der Nacht
vom 11. auf den 12. November am Rheinufer geschehen ist. Und ich kann es beweisen.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
Lembachs Augen waren auf einen imaginären Punkt an der Ziegelwand gegenüber gerichtet.
    »Ich rede davon, dass drei Polizeibeamte
einen Mann zusammenschlagen und im Rhein …«, sie überlegte kurz das nächste Wort,
»… entsorgt haben, weil er sie ein paar Stunden zuvor am Heumarkt mit Flaschen beworfen
hat.«
    »Totaler Quatsch!«
    Paula studierte die hervorstehenden
Adern auf Lembachs Händen. »Ich würde es nicht Quatsch nennen, wenn Polizisten ihre
persönlichen Rachefeldzüge führen und dabei vor Mord nicht zurückschrecken.«
    »Sie können nichts, gar nichts davon
beweisen!« Lembach zwang sich zur Ruhe. Paula Wagner lehnte sich in ihrem Sitz zurück.
    »Ich kann.«
    Lembach wandte ihr sein Gesicht
zu. Die Augen schienen tiefer in den Höhlen zu liegen und ließen das sonst jungenhafte
Gesicht mit einem Mal sehr alt wirken. »Maassens Wagen! Der Diebstahl! Das waren
Sie!«
    Die Kommissarin lächelte leicht.
»Ich war zu dieser Zeit in der Kneipe um die Ecke und habe mit ein paar Nachbarn
geflippert.« Lembach blickte sie verwirrt an. Sie ging darüber hinweg. »Die Frage,
die ich mir danach gestellt habe, war ganz einfach: Warum läuft jemand mit einer
Hantelstange durch die Stadt?« Lembachs Stirn sackte auf das Lenkrad. »Sie wissen,
warum, nicht wahr?« Der Streifenbeamte schwieg. »Und als ich es wusste, war mir
klar, wer Peter Kopf umgebracht hat. Nur jemand, der Angst hat, trägt so etwas als
Waffe mit sich. Ich gebe zu, es gibt elegantere Verteidigungsinstrumente. Ich, zum
Beispiel, schwöre auf das gute, alte Reizgas. Sehr wirkungsvoll, wenn auch vielleicht
ein wenig weibisch. Nur: Wenn man Angst hat, nimmt man mit, was da ist. Und weder
Maassen noch Schweller scheinen mir sehr ängstliche Männer zu sein.«
    Lembach schwieg, die Stirn immer
noch auf dem Lenkrad. Schließlich richtete er sich auf und setzte an, etwas zu sagen.
In diesem Augenblick wurden die beiden hinteren Türen aufgerissen, und bevor Paula
Wagner reagieren konnte, drückte der Lauf einer Pistole an ihren Hals. Draußen sah
sie Franka Schilling, die etwas zu aufmerksam die Preisliste der Pommesbude studierte.
    »Ich finde, seit wir mehr Frauen
im Polizeidienst haben, klappt die Kommunikation viel besser. Findest du nicht auch,
Stefan?« Der Mann, der hinter Lembach saß, grinste nur, anstatt zu antworten. Paula
erwiderte nichts. Kurt Maassen fuhr fort. »Machen wir eine kleine Spazierfahrt und
unterhalten uns ein wenig, Frau Kommissarin.« Er wandte sich Georg Lembach zu, der
die Szene bewegungslos und stumm verfolgt hatte. »Fahr los!«, kommandierte Maassen,
und mechanisch startete Georg Lembach den Wagen, verließ den Parkplatz, bog links
ab und fuhr die Venloer Straße stadtauswärts, vorbei an Paula Wagners geparktem
Civic.
     
    Nach etwa 20 Minuten Fahrt, bei der Lembach stur Kurt Maassens Anweisungen
gefolgt war, bogen sie auf eine Betontrasse ab, zwischen deren schweren, hellen
Platten die Reste eines sommerlichen Grüns wuchsen und dem ersten lockeren Schnee
zu trotzen schienen. Auf einem Stück Brachland ließ Maassen anhalten und befahl
allen, auszusteigen. Die Kälte wirkte intensiver nach der Wärme von vier Menschen
in einem Auto. Es nieselte leicht, und schon nach wenigen Augenblicken fühlte Paula,
wie die Feuchtigkeit sie durchdrang. Um sie herum erstreckte sich die Freifläche
mehrere hundert Meter weit. An manchen Stellen wuchsen Birken aus den gesprungenen
Betonplatten empor, die teilweise noch braune Blätter trugen. Am Rande des Geländes
wuchsen die Bäume höher, zwischen ihnen konnte sie einen alten, circa zwei Meter
hohen Maschendrahtzaun ausmachen. Sie versuchte, irgendwo zwischen oder hinter den
Bäumen Anzeichen menschlichen Lebens zu entdecken, aber da war nichts zu

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