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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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dieser Richtung war offensichtlich nicht zu erwarten. Asher kam nicht. Asher war wahrscheinlich tot. Vom Blitz getroffen, in einem Graben ertrunken, verschlungen von der hungrigen Erde. Ashers Überleben wäre eine Art Wunder gewesen.
    Nur Narren glaubten an Wunder, und Pellen Orrick war nie ein Narr gewesen. Benommen von Verzweiflung, taumelte er zu den Überresten des Springbrunnens hinüber. Den Überresten der armen Narren, die an Wunder geglaubt hatten, die seine Hilfe brauchten, so wenig er ihnen jetzt auch von Nutzen sein konnte. Aber er war ein Wachmann, Hilfe war seine Pflicht, und die Pflicht war alles, was er noch hatte.
    »Es hat keinen Sinn!«, rief Veira, während die von panischem Schrecken erfüllten Pferde sich aufbäumten und drohten den Wagen und alle Menschen darin zu zertrampeln. »Wir werden den Rest des Weges zu Fuß zurücklegen müssen!« Asher, der sich neben die alte Frau auf die Sitzbank des Wagens gezwängt hatte, damit Dathne sich hinten ein wenig ausruhen konnte, konnte ihre Worte im Heulen des Windes kaum hören. Sie waren an der Stelle, an der die Schwarzwaldstraße auf die Hauptdurchgangsstraße nach Dorana traf. In der Ferne konnten sie den schäumenden Gant sehen, dessen Ufer übergetreten waren, sodass er sich zu beiden Seiten wie ein See ausbreitete. Ein Strom von Karren und Kutschen ergoss sich an ihnen vorbei aus der Stadt heraus.
    Dorana war jetzt nur noch knappe zwei Meilen entfernt. Hinter der Stadt ragten vor dem aufgewühlten Himmel die fadenscheinigen Reste der Mauer auf. Asher stöhnte, während seine Eingeweide sich vor Mitgefühl zusammenzogen. Sein Kopf war wie in einen Schraubstock gespannt, der immer weiter zugedreht wurde, je näher sie der Stadt kamen. Nichts konnte Barls Mauer jetzt noch retten, denn sie war zerfetzt und zerrissen. Er fühlte sich, als würde er mit ihr zerfetzt; all die Macht in ihm gerann und kochte, blubberte wie die Säure eines Graveurs auf einer nackten Flamme.
    »Halte durch, Kind«, sagte Veira, die kalten Lippen auf sein Ohr gepresst. »Es dauert jetzt nicht mehr lange.«
    Als frische Hagelkörner vom Himmel prasselten, zog er sie an sich und barg ihr Gesicht an seiner Brust. Er hörte, wie die Plane des Wagens riss, dann folgte ein unterdrückter Aufschrei, als das scharfkantige Eis auf nacktes Fleisch traf; es klang so, als sei der Schrei von Gar gekommen. Dann war die Luft erfüllt von einem Kreischen und herumfliegenden Splittern, als der Blitz direkt neben ihnen in einen hohen Djelbabaum einschlug. Die Pferde brüllten abermals und wühlten mit ihren Hufen den Schlamm auf.
    »Bitte, Veira, du musst mich irgendetwas
tun
lassen!«, bat er. »Wenn es so weitergeht, werden wir es niemals bis in die Stadt schaffen!«
    Er spürte, dass sie den Kopf schüttelte. »Nein, Kind«, antwortete sie; obwohl ihre Stimme gedämpft war, duldete sie dennoch keinen Widerspruch. »Er wird dich hören und auf dich gefasst sein. Sorge dich nicht. Die Prophezeiung hat uns bisher geschützt, sie wird uns jetzt nicht im Stich lassen.«
    Weitere rote Blitze peitschten die Luft und zuckten zur Erde, in den Fluss und trafen irgendwo, wo sie es nicht sehen konnten, einige der flüchtenden Städter. »Hör nicht hin«, befahl Veira grimmig, als er ruckartig den Kopf in die Richtung wandte, aus der die schrecklichen Schreie kamen. »Deine Aufgabe liegt vor dir, nicht hier. Wir müssen weiter!«
    »Sie hat Recht!«, rief Matt, der mit aller Kraft die Pferde unter Kontrolle hielt. Seine Lederhandschuhe waren zu Lumpen zerfetzt, und heißes Blut tropfte ihm auf die Knie. »Jetzt hilf mir, diese verdammten Pferde auszuspannen, bevor sie stürzen und uns alle zu Hackfleisch zerquetschen!«
    Asher ließ Veira los und sprang zu Boden. Als seine Stiefel den Schlamm berührten, erzitterte die Erde und stieg unter ihm auf, als säße etwas Monströses, Lebendiges direkt unter der Oberfläche und kämpfte um seine Befreiung. Die Pferde versuchten durchzugehen, und der Wagen machte einen Satz nach vorne. »Halt ihre Köpfe fest, Asher!«, brüllte Matt. »Halt sie fest, bis ich dich erreiche! Veira, runter! Und ihr da hinten im Wagen, springt!«
    Asher, der durch den schleimigen Schlamm rutschte, erreichte den Kopf des ersten Pferdes und schlang die Finger in das Zaumzeug. Bleib stehen, dachte er mit aller Willenskraft, die er in sich hatte, bleib stehen, bleib
stehen,
du
Bastard.
Er bohrte die Fersen in den Boden und klammerte sich fest, bis er dachte, der Arm würde ihm

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