Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
Vom Netzwerk:
des Totenraums, wo er sich in eine kalte, weiße Ecke zurückzog und den Mund hielt.
    Holze entzündete die Barlskerze in der Nische der Kapelle, die in eine der grellweißen Wände gehauen war. Bekleidet mit seinen würdevollsten Roben in Dunkelrot, Creme und Gold wirkte er fahl und ungeheuer alt, beinahe durchscheinend vor Trauer und Müdigkeit. Als sei der Mantel seines Amtes ihm zu schwer. Bei ihrem Eintritt drehte er sich um. »Eure Hoheit!« Mit einem angestrengten Atemzug blies er die Kerze aus, warf sie auf den Boden und ging mit ausgestreckten Armen auf Gar zu. »Mein lieber, lieber Junge. Wie geht es Euch an diesem traurigen Morgen?«
    Gar ließ Holzes Friedensumarmung ohne Protest über sich ergehen, trat jedoch zurück, sobald der ältliche Geistliche ihn losließ. »Gut genug, Herr. Und wie geht es Euch?«
    In Holzes rot geränderten Augen stiegen Tränen auf. »Mein Herz ist wahrhaft schwer.«
    »Was hat Eure Untersuchung der Leichen meiner Familie offenbart?« Holze tauschte einen unbehaglichen Blick mit Nix. »Ah… ja. Die Untersuchung. Pother Nix…?«
    Nix räusperte sich. »Hauptmann Orrick hat verfügt, dass wir unsere Ergebnisse geheim halten, bis sein letzter Bericht vollendet ist.«
    Gar nickte. »Asher. Schick nach Hauptmann Orrick und befiehl ihm, seinen Bericht in zwei Stunden dem verbliebenen Kronrat vorzulegen. Ich möchte, dass du ebenfalls zugegen bist. Kleide dich geziemend.«
    »Ich?«, rief Asher erschrocken.
    Gar ignorierte ihn. »Nix«, fuhr er fort, »soweit es die Durchführung und die Ergebnisse der Untersuchung betrifft, wird Holze für Euch beide sprechen. Eure erste Pflicht muss Durm gelten. Kehrt jetzt zu ihm zurück, und verlasst ihn nicht noch einmal, es sei denn, um mir mitzuteilen, dass er wach ist und bereit, seine Aufgabe als mein Meistermagier zu erfüllen.«
    Nix starrte ihn sprachlos an. »Eure Hoheit«, sagte er schließlich schwach. »Ich wäre jetzt gern ungestört«, erklärte Gar und ließ einen kalten Blick über ihrer aller Gesichter wandern. »Geht.«
    Das Vorzimmer des Totenraums verfügte nur über eine einzige weitere Tür. Gar öffnete sie, trat in das Gemach dahinter und zog die Tür mit einem vernehmlichen Knall hinter sich zu.
    In der folgenden Stille blies Pother Nix die Wangen auf und sagte:
»Nun!Von
allen hohen und mächtigen…«
    »Armer Junge«, meinte Holze kopfschüttelnd. »Er ist offensichtlich ganz gebrochen von Trauer. Man muss vorsichtig mit ihm umgehen, das ist der Schlüssel. Barl weiß, er ist ein prächtiger junger Mann, aber er hat durchaus Temperament, obwohl er es selten zeigt. Ich frage mich, wie wir ihn am besten davon überzeugen können…«
    Sie tauschten einen Blick, dann drehten sie sich um und sahen Asher an. Er verschränkte die Arme vor der Brust und starrte unbeeindruckt zurück. »Schaut nicht mich an«, riet er ihnen säuerlich. »Ich verspüre nicht den Wunsch zu sterben. Ihr seid sein geistlicher Ratgeber, Barlsmann Holze, und Ihr sein offizieller Arzt, Pother Nix. Dies sind geheiligte Berufungen, nicht wahr. Ich? Ich arbeite nur hier. Und jetzt schlage ich vor, Ihr tut, was der brave Prinz gesagt hat, hm? Es sei denn, Euch steht der Sinn nach neuen Positionen und einem Tapetenwechsel.«
    Und mit diesem weisen Rat überließ er die beiden ihren Angelegenheiten, damit er sich um die seinen kümmern konnte.
    Kronrat?
Kronrat?
Hah! Was führte Gar
jetzt
schon wieder im Schilde? Im Totenraum war es kalt. Nun, das musste es auch sein, nicht wahr? Totes Fleisch verweste. Selbst wenn es auf magische Weise erhalten wurde, verweste es. am Ende dennoch. Also war es das Beste, der Natur keinen Vorsprung zu geben. Das Beste, die Zerstörungen des Verfalls so lange wie möglich mit allen zu Gebote stehenden Waffen aufzuhalten.

Die Kälte war das Erste.
    Zitternd stand Gar, die Schulterblätter an die schwere Tür des Raums gedrückt, da und hielt die Augen geschlossen. Ein Blick auf diese drei mit Leichentüchern bedeckten Gestalten war genug gewesen. Sie waren hier im Totenraum, aufgebahrt auf schlichten Holztischen. Was sonst musste er wissen? Musste er es wirklich sehen?
    Ihre Gesichter, die nicht lächelten. Ihre Lippen, die sich nicht bewegten. Ihre reglosen Körper, die nicht atmeten.
    Wenn er es nicht tat, würde er dann jemals glauben, dass dieser Albtraum wahr war? Oder würde er den Rest seines Lebens jeden Morgen aufwachen und denken, nein, nein, es stimmt nicht! Es war nur ein Traum!
    Diese Vorstellung war

Weitere Kostenlose Bücher