Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
Vom Netzwerk:
sich. »Ein Mann könnte es weit schlechter treffen, als mit Eurem Bruder Gemeinsamkeiten zu haben. Und nun, auch wenn es sehr ergötzlich war, mit Euch zu plaudern, Hoheit, aber ich habe einige Freunde draußen, die sicherlich bereits von einem Fuß auf den anderen treten. Wenn Ihr mich daher bitte entschuldigen würdet…«
    In anderen, vielleicht wichtigeren Punkten war sie ihres Vaters Töchter. Nachdem sie eine Angriffsstrategie verworfen hatte, wählte sie eine andere aus. Es lag im Leuchten ihrer Augen und in der starren Haltung ihres Kinns. »O nein, Asher, Ihr dürft noch nicht gehen!« Sie blies mit ihrem nach Pfefferminze riechenden Atem in die Glimmfeuerbälle; sie verwandelten sich in kleine, tanzende Schmetterlinge und flatterten davon. »Gar und ich haben ein besonderes Geschenk für den König.« Sie beugte sich über den Rand ihres Stuhls, suchte den Raum nach ihrem Bruder ab, fand ihn und hob die Stimme: »Gar!«
    Mitten im Gespräch entschuldigte Gar sich mit einer knappen Handbewegung bei seinem Publikum und drehte sich ein wenig in ihre Richtung. »Ja, Fane?« »Ich brauche dich!«
    Gar verabschiedete sich und bahnte sich einen Weg durch das Gedränge der redenden, lachenden und essenden Menschen, um vorsichtig einen Schritt von ihrem Stuhl entfernt stehen zu bleiben. »Was willst du?«
    Fanes Augen leuchteten vor Erregung. Sie beugte sich zu ihrem Bruder vor. »Hast du einen gefunden?«
    »Ja«, sagte Gar, »aber…«
    »Glänzend«, erwiderte sie. »Hol ihn.«
    »Das ist doch lächerlich«, murmelte Gar, aber er ging zu seinem offiziellen Platz, ließ sich auf ein Knie nieder und tastete nach etwas, das unter dem Stuhl lag. Eine Dienerin blieb stehen und bot Hilfe an; Gar schickte sie weg und kam einen Moment später mit einem toten, braunen Stock zurück.
    »Zeig ihn mir«, sagte Fane. Sie nahm den Stock entgegen, untersuchte ihn und reichte ihn dann mit einem strahlenden Lächeln der Zustimmung zurück. »Perfekt.«
    »Perfekt wofür?«, fragte Gar leicht verärgert. »Ich wünschte, du würdest aufhören, so geheimnisvoll zu tun, und mir einfach…«
    »Wenn ich es dir erzählen würde«, sagte seine Schwester streng, »würde das die Überraschung ruinieren.« Sie erhob sich anmutig von ihrem Stuhl, schlang die geschickten Finger um Gars Taille und zog ihn hinter sich her. »Komm.«
    Während Bruder und Schwester sich einen Weg zu ihrem Vater bahnten, zog Asher sich wieder in den Schutz der Farne zurück und kaute an seiner Unterlippe. Was immer Fane auch vorhatte, er wollte nichts damit zu tun haben. Schlimm genug, dass er anschließend mit Gar würde fertig werden müssen. Der Prinz endete bei Fanes kleinen Ränken stets in der Rolle des Zweitbesten. Warum Gar sich glauben machen wollte, sie könne jemals etwas anderes im Schilde führen, als ihn zu kränken, begriff er nicht. Er hatte es längst aufgegeben, mit dem Prinzen darüber zu diskutieren.
    Fane ließ einen Arm über ihren Kopf kreisen und entzündete damit einen Sturmschauer, der ihr sofort alle Aufmerksamkeit sicherte und alle im Pavillon Anwesende zum Schweigen brachte. Aller Augen waren auf sie gerichtet, und sie lächelte. »Eure Majestäten. Meistermagier Durm. Meine Damen und Herren. An diesem Festtag möchten mein Bruder und ich den König mit einem ganz besonderen Geschenk ehren. Gar?«
    Gar sah sie verwundert an. Asher beobachtete die versammelten Adeligen, suchte nach den Gesichtern, die zu reglos waren, nach Lippen, die zuckten, oder Augen, in denen jähe, unverhohlene Heiterkeit leuchtete. Er prägte sich Gesichter und Namen ein und hielt den Atem an, während sein Freund am Rand einer neuerlichen öffentlichen Demütigung zitterte.
    Fane drängte ihren Bruder sanft, zur Tat zu schreiten. »Unser Geschenk, Gar. Du hältst es.«
    Gar starrte zuerst sie an, dann den Stock. Es gab keinen Fluchtweg. »Alles Gute zum Geburtstag, Eure Majestät.«
    Borne nahm den ihm dargebotenen Stock entgegen. »Vielen Dank, mein Sohn. Ich weiß nicht recht, was ich sagen soll.«
    »Bitte«, erwiderte Gar, dessen Wangenknochen scharf unter der Haut hervortraten, »sagt gar nichts.«
    Fane durchbrach das gequälte Schweigen. »Dieser Stock, Eure Majestät, steht für unser Leben ohne Euch. Tot. Trocken. Leblos. Gar hat ihn selbst ausgesucht. Und wenn ich jetzt bitten darf?« Sie nahm ihrem Vater den Stock ab. Hielt ihn zwischen den Händen, schloss die Augen und konzentrierte sich.
    Zuerst geschah gar nichts. Dann zitterte der Stock.

Weitere Kostenlose Bücher