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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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Kräuselte sich einmal über die ganze trockene, braune Länge des Holzes. Kräuselte sich abermals. Dann war er plötzlich umgrünt, als hätte jemand einen unsichtbaren Farbkrug umgestülpt und die Farbe von einem Ende zum anderen über den Stock gegossen.
    »Ah«, hauchte ihr fasziniertes Publikum und drängte noch ein wenig näher heran.
    Gar verzog die dünn gewordenen Lippen zu etwas, das eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Lächeln hatte, zwang sich, nicht die Fäuste zu ballen, und ließ die Hände scheinbar entspannt herabhängen. Asher stöhnte leise und schloss kurz die Augen.
    Auf dem toten, braunen Stock, der jetzt grün und geschmeidig war, schwollen Knospen. Die Knospen schlugen aus. Zarte Blätter entfalteten sich. Ein Ende des Stocks schwoll an, immer größer und größer, bis es sich zu einer Blüte von perfektem Ebenmaß entfaltete und den Raum mit einem herrlichen Parfüm durchtränkte. Silbern und goldfarben und schimmernd, erstrahlte er von kraftvollem Leben.
    Während Fanes Publikum in wilden Applaus ausbrach, hielt sie das lebende Wunder ihrem Vater hin und machte einen Knicks. »Und diese süße Rose, Majestät, steht für all das, was wir durch Euch als unseren König haben.«
    Borne nahm die lebenssprühende Blume entgegen, und seine grünen Augen waren dunkel vor Rührung. »Nun, jetzt bin ich wahrhaft sprachlos. Vielen Dank, Tochter. Und dir auch, Gar. Ich danke euch beiden.«
    »Nicht der Rede wert, Herr«, sagte Gar. Und trat zurück, während Fane sich, zitternd vor Triumph, erneut von ihrem Vater umarmen ließ.
    »Ich hatte solche Angst, dass es nicht funktionieren würde!«, rief sie aus, während die Rose von einer eifrigen Hand in die nächste weitergereicht wurde und der versammelte Adel einen Chor der Bewunderung anstimmte. »Durm und ich haben wochenlang geübt, nicht wahr, Durm?«
    Der Meistermagier lächelte; seine gewohnheitsmäßig strenge Miene wurde weicher und wirkte schließlich ein wenig zugänglicher. »Ich habe niemals an Euren Fähigkeiten als Schülerin gezweifelt, Hoheit.«
    Borne schlug ihm sachte auf die Schulter. »Oder an Eurer eigenen Fähigkeit als Lehrer, Ihr alter Gauner! Vielen Dank! Es ist ein wunderschönes Geschenk.« Im Schutz des allgemeinen Jubels drehte Fane sich in dem stolzen Kreis des väterlichen Arms und lächelte ihren Bruder an. Dann fiel ihr Blick auf Ashers Gesicht. Er hätte nicht genau sagen können, was sie dort sah, aber es tötete ihr Lächeln so sicher, wie eine Harpune einen Fisch tötete. Einen Moment lang trat ihr eine unvertraute Röte der Scham in die Wangen. Dann reckte sie das Kinn vor, ihre Augen wurden wieder kühler, und sie drehte ihnen beiden den Rücken zu. Die Menge schloss sich um Fane, den König und Durm und verbarg ihn und Gar barmherzigerweise vor neugierigen Blicken.
    Als Asher einen Schritt auf Gar zutrat, hob der Prinz in entschiedener Abwehr ruckartig die Hand, eine Geste scharf wie ein Schlag.
    »Tu's nicht«, sagte er. Seine Stimme hätte Eis zum Zerspringen bringen können. Nach mehr als einem Jahr war Asher gegen dergleichen immun. »Lächelt, oder sie gewinnt«, sagte er, und es war kaum mehr als ein Wispern.
    »Sie hat bereits gewonnen«, erwiderte Gar reserviert. Er war sehr bleich. »Wie immer.«
    »Nur wenn Ihr es zulasst. Nur wenn Ihr Euch anmerken lasst, dass es etwas bedeutet.«
    Gar zuckte die Achseln. »Es bedeutet tatsächlich etwas. Wenn ich das leugnen wollte, würde ich mich nur umso törichter dastehen lassen.«
    »Und wenn Ihr es nicht leugnet, macht sie das sehr glücklich!«, gab Asher zurück.
    Gar musterte ihn von Kopf bis Fuß. »Ein schäbiger Bruder wäre ich, wollte ich meiner Schwester ihr Glück missgönnen.«
»Gar…«
    »Genug«, unterbrach ihn der Prinz. »Du verstehst nicht. Ich bezweifle, dass du es jemals verstehen wirst.«
    Asher runzelte die Stirn und hielt anderswo Ausschau nach Hilfe. Dann begegnete er dem erschütterten Blick der Königin. Sie verstand. Dana kam mit umwölktem Blick auf ihren Sohn zu - bis ein Aufschrei sie innehalten ließ. »Zu Hilfe! Der König! Der König!«
    Es war Dürrns vor Entsetzen beinahe unkenntliche Stimme. Die Adeligen, die sich um den König geschart hatten, taumelten erschrocken zurück, und Borne wurde sichtbar. Er war aschfahl, taumelte und griff sich an die Brust. Benommen beobachteten die Menschen im Raum, wie er zu Dürrns Füßen zusammenbrach.
»Majestät!«
    Als Gar seinem Vater zur Seite sprang und Durm auf die Knie fiel, um

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