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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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was im Übrigen ein Jammer ist! Ich schwöre, wenn Ihr
mir
unterstellt wäret, würdet Ihr die Bedeutung guter Manieren kennen. Dann würde es Euch nicht einmal im Traum einfallen, die offizielle Residenz Seiner Hoheit in solchen Kleidern zu betreten wie ein Straßenräuber -, wenn Ihr nicht in hohem Bogen wieder hinausfliegen wolltet! Barl stehe uns bei! Hättet Ihr nicht zumindest
baden
können, bevor Ihr aus den Ställen hierhergekommen seid? Ihr stinkt nach Schweiß und Pferden!« Asher feixte. Oh, wie sehr Willer sich danach sehnte, dem Emporkömmling diesen Ausdruck aus dem Gesicht zu wischen! »Besser, als nach Lavendelwasser zu stinken«, kam die unerträgliche Antwort. »Oder nach Rosenwasser oder alten Teeblättern oder womit Ihr Euch sonst jeden Morgen überschüttet. Kein Wunder, dass Ihr Liebesbriefe bekommt, wie? Oder sind es nur Eure übel riechenden Rezepturen, hinter denen sie her sind?«
    Mit einer Zurückhaltung, die beinahe seine Adern bersten ließ, schluckte Willer seine spontane Erwiderung herunter. Darran hatte es ihm bei vielen, vielen Gelegenheiten überdeutlich klargemacht: Der Prinz würde keine Respektlosigkeit dem Vizetribun gegenüber dulden. Also klammerte er sich stattdessen an seinen kostbaren Talisman, an Darrans Versprechen:
Gib ihm nur genug Seil…
    Was für wunderbare Träume er hatte, Träume von einem in die Länge gezogenen braunen Hals und Füßen, die hilflos in der Luft zuckten! »Ich bin sehr beschäftigt mit einigen Arbeiten für Darran«, sagte er mit steifen Lippen. »Seid so gut und bringt diese Nachricht unverzüglich zu Seiner Hoheit. Sie kommt vom Meistermagier.«
    Ein Teil der Arroganz wich aus Ashers Zügen. Selbst sein gewaltiger Stolz geriet bei der Erwähnung des zweitmächtigsten Magiers des Königreiches ins Wanken. »Also schön«, murmelte er und streckte die Hand aus. »Dann gebt her.«
    Mit schweigender Verachtung händigte Willer ihm die Nachricht aus, wartete, bis Asher die erste Biegung der Turmtreppe hinter sich gelassen hatte, und eilte dann hastig durch den Seiteneingang hinaus. Wenn er
sehr
schnell ging, würde er vielleicht doch noch rechtzeitig bei Fingles eintreffen.
    Asher lief stirnrunzelnd die Wendeltreppe hinauf, wobei er immer zwei Stufen auf einmal nahm. Er konnte glücklich mit dem ehrlichen Gestank von Schweiß und Pferden in der Nase leben, aber wenn er auch nur fünf Minuten in der Gesellschaft dieser gezierten Meeresschnecke von Willer verbrachte, juckte es ihm in allen Fingern nach heißem Wasser und Seife.
    Gar arbeitete an seinem Schreibpult in der Bibliothek, umringt von Türmen uralter Bücher und Stapeln gelber, an den Rändern zerbröckelnder Pergamente und Notizen. Abgehetzt und mit Tintenflecken an den Händen, murmelte er leise vor sich hin und fuhr sich mit den Fingern wieder und wieder durch das blonde Haar, in dem bereits die ersten bläulichen Strähnen zu sehen waren. Asher blieb in der Tür stehen und zog die Brauen zusammen. Das war langsam kein Witz mehr.
    Ohne von der Arbeit aufzublicken, knurrte Gar: »Darran! Um Barls Liebe willen, Mann, ich habe gesagt, dass ich nicht…«
    »Vorsicht«, unterbrach Asher ihn milde, während er in den Raum trat. »Ihr werdet meine Gefühle verletzen, und das wollen wir doch beide nicht.« Als Gar sich blinzelnd aufrichtete, warf Asher sich in den nächstbesten bequemen Sessel und ließ ein Bein über die Armlehne baumeln.
    Gar verzog das Gesicht. »Entschuldigung. Er hat mich den ganzen Morgen geplagt.«
    »Dann versucht einmal, ihm zu sagen, er solle sich in einen Käfer verwandeln und abschwirren.«
    »Am Ende habe ich das tatsächlich getan«, gestand Gar. »Wenn auch nicht direkt mit diesen Worten. Hör mal, beschäftige dich einen Moment lang mit dir selbst, ja? Ich muss nur schnell diesen Absatz zu Ende lesen…«
    Asher seufzte. Bücher, Bücher und noch mehr Bücher. Seit dem Zusammenbruch des Königs hatte Gar sich in Pergamenten und Tintenfässern vergraben, Narr, der er war. Wenn er so weitermachte, würde er am Ende noch direkt neben seinem kränklichen Pa im Bett landen, und dann durfte man dreimal raten, wem man daran die Schuld geben würde. Seiner Schätzung nach hatte Gar seit sechs Tagen keinen Fuß mehr vor die Tür gesetzt. Ballodaire mangelte es derart an Bewegung, dass er Matt erst an diesem Morgen abgeworfen hatte; der mit grünen und blauen Prellungen übersäte, humpelnde Stallmeister fand das überhaupt nicht komisch.
    Und Gar machte den Eindruck, als

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