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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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selbst einen Blick auf das Buch. »Nun, ich verstehe mich nicht annähernd so gut wie Gar auf die Alte Sprache, aber ich denke, er könnte Recht haben. Mach dir nichts draus. Ich war ohnehin auf der Suche nach etwas Neuem zum Lesen, und ich hatte schon immer eine Schwäche für Liebesgeschichten. Dies wird eine nette Abwechslung von Vev Gertsik sein. Sie schreibt mir etwas zu schwülstig.«
    »Reg dich nicht auf, Fane«, riet Borne ihr. »Such lieber weiter. Wenn du etwas von weniger frivoler Natur findest, schlage ich vor, dass du es auf den Tisch dort drüben legst, damit wir es uns zu gegebener Zeit genauer ansehen können.«
    »Hu«, sagte Fane. »Liebesromane.« Während sie noch immer leise vor sich hin murrte, wandte sie sich wieder den Bücherregalen zu.
    Ein Schweigen, das nur hie und da von einem geflüsterten Wort durchbrochen wurde, senkte sich über den Raum, während sie sich daranmachten, die Regale ernsthaft abzusuchen. Nach und nach wuchs der Bücherstapel auf dem Tisch, während ein je der von ihnen etwas fand, das interessant oder aufregend zu sein schien. Durm selbst ging umsichtig vor. Er verschloss seine Sinne vor dem kurzen Gelächter, den Triumphschreien und den lautstarken Äußerungen des Staunens und suchte schweigend und entschlossen nach seinem Herzenswunsch. Um den äußeren Schein zu wahren, wählte er willkürlich einige Bände aus und legte sie zu der Sammlung auf dem Tisch. Geschichtsbücher. Märchen. Folklore. Das alles war von einem gewissen Interesse, durchaus, aber von nur geringem Wert, verglichen mit dem Schatz, den er suchte. Von dem er
wusste,
dass er hier irgendwo sein musste.
Niemand
versiegelte einen Raum über sechshundert Jahre lang, um Märchen zu schützen. Gewiss keine Magierin wie Barl.
    Fane balancierte ihren letzten Fund auf einer Ecke auf dem Tisch, auf der schon reichlich andere Bücher lagen, und machte einen Schmollmund. »Keine magischen Abhandlungen bisher«, sagte sie traurig. »Und wir sind jetzt fast drei Stunden hier.«
    »Es gibt immer noch eine Menge Regale zu erkunden«, tröstete die Königin sie. »Du darfst dich nicht so leicht entmutigen lassen.«
    Fane ließ sich mit einem trostlosen Seufzer auf einen Stuhl fallen. »Aber was ist, wenn wir
überhaupt nichts
Nützliches finden?«
    Gar lachte. »Nur du kannst so kurzsichtig sein, Fane. Die meisten dieser Bücher handeln auf die eine oder andere Weise von dem ursprünglichen Dorana. Dem Land unserer Vorfahren. Unserer Heimat in gewisser Weise.«
    »Es könnte mir gar nicht gleichgültiger sein, was vor sechshundert Jahren in einem Land geschehen ist, das höchstwahrscheinlich gar nicht mehr existiert«, gab sie zurück. »Das einzige Land, das jetzt wichtig ist, ist Lur. Und das Einzige, was zählt, ist die Suche nach einem Buch, das uns mehr über die Beschwörungen verrät, die unsere Vorfahren kannten. Diejenigen, die wir verloren haben. Diejenigen, von deren Existenz wir niemals etwas wussten. Durm hat Recht«, fügte sie hinzu und sah ihn anerkennend an. »Das ist unser wahres Erbe. Das einzige Erbe, das zählt. Nicht dass du das verstehen könntest.« Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, zog sie die oberste Schublade des Schreibtischs heraus und knallte sie heftig wieder zu.
    Etwas in der Schublade klapperte. Rollte. Neugierig geworden, zog sie sie wieder auf und schob die Hand hinein. Als sie die Finger herauszog, hatte sie etwas Durchsichtiges und Rundes in der Hand, etwas von der Größe einer Orange.
    Gar, der mit schmalen Lippen und wundem Herzen dastand -obwohl sie nur die Wahrheit gesagt hatte und es höchste Zeit wurde, dass er die Tatsachen akzeptierte und aufhörte, gegen den Wind zu spucken -, legte das Buch, das er in der Hand hielt, beiseite. »Was ist das?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie und öffnete die Finger. »Ein Porträt.« Ein weiterer ermüdender Streit abgewandt. Borne und die Königin tauschten einen erleichterten Blick und gesellten sich zu ihren Kindern an den Tisch. Dana sah sich die Kugel genauer an und verzog vor Abscheu das Gesicht. »Bei Barls Barmherzigkeit! Sieh zu, dass du das loswirst, Fane. Leg es zurück in die Schublade.«
    Fane beachtete sie nicht. Stattdessen hob sie die Kugel vor die Augen und starrte das Gesicht darin durchdringend an. Es war ein auf kalte Weise hübsches Gesicht, ja, mit eisblauen Augen und Haar, so bleich, dass es silbern aussah. Kräftig ausgeprägte Wangenknochen. Eine herrische Nase. Lippen, die zu voll und zu sinnlich

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