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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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und Stoffproben um ihn herumgekrochen, mit Baumwolle, Batist und Brokat, mit Wolle, Leinen, Samt, Seide und Leder, und die meisten Stoffe hatten Farben, bei denen er sich nicht ganz sicher war, ob ein Mann sie tragen sollte. Als er etwas Derartiges zu dem Schneider bemerken wollte, einem kleinen Mann mit flinken Fingern und einer Stimme wie dem Knall einer Bullenpeitsche, klopfte dieser ihm mit seiner großen Schere auf die Knöchel und hieß ihn, die Zunge im Zaum zu halten, was wisse ein wirrköpfiger Klotz von einem Muskelprotz schon über die Feinheiten der Mode, bitte schön?
    Mit brennenden Knöcheln und brodelnd vor Ärger, hatte er den Mund gehalten. Gar, der verwünschte Kerl, war vor Lachen beinahe umgefallen, bevor ein missbilligender Darran ihn ablenkte, indem er ihn auf eine neue Krise irgendwo in der Stadt hinwies.
    Als der Schneider und seine umherhuschenden Lakaien fertig waren, hatten sie Pläne für zwölf verschiedene Ausstattungen entworfen, dazu zusätzliche Hemden, Wämser, karierte Hosen und zwei lederne Reitmonturen. Noch während er dastand und sich befingern und hin und her schubsen und mit Nadeln stechen ließ, hatten drei der schwitzenden Handlanger zwei Nähmaschinen und einen transportablen Zuschneidetisch aufgestellt, Stoffballen in Braun und Schwarz, in Blau und Grün und einem dumpfen Bronzeton ausgerollt und anhand einiger schneller Zeichnungen ihres Dienstherrn vorläufig drei Hemden und zwei Reithosen für ihn genäht. Als sie fertig waren, kleidete Asher sich in Blau und Schwarz und betrachtete mit schockiertem Schweigen sein unvertrautes Bild im Spiegel. Solch prächtige Kleider! Er sah geradezu schnieke aus. Wenn seine Brüder ihn jetzt hätten sehen können, hätten sie sich
übergeben.
Er grinste. Nun, in einem Jahr würden sie ihn sehen. Und er würde ganz gewiss das protzigste Wams tragen, das er dann besaß, allein um des Vergnügens willen, ihre bedepperten Gesichter zu sehen. Während der Schneider und seine Handlanger letzte Verbesserungen vornahmen, erschien der Stiefelmacher. Es wurden noch mehr Maße genommen. Ein Diener wurde in die Werkstatt des Stiefelmachers geschickt, um einige fertige Stiefel und Schuhe zu holen, die fürs Erste ihren Zweck erfüllen würden, bis die maßgefertigten Stücke fertig waren. Als Asher die Füße in das butterweiche, dunkelblaue Leder gleiten ließ, konnte er sich nicht vorstellen, dass irgendein Stiefel besser sein konnte. Aber der Stiefelmacher verzog das Gesicht und erklärte, dass so einfache Exemplare für irgendeinen dahergelaufenen Olken gut und schön seien, während sie für eine so erhabene Persönlichkeit wie - wie den Vizetribun des Prinzen, nun ja, kaum als akzeptabel gelten konnten. Asher sah den Mann fassungslos an. In diesem Moment bekam er zum ersten Mal eine vage Vorstellung davon, dass sein Leben sich vielleicht auf eine viel deutlichere Weise verändern würde, als er erwartet hatte.
    Endlich verließ der letzte katzbuckelnde Untergebene den Raum, und er blieb allein in seinem prächtigen, neuen Quartier zurück. Ein Bote brachte ihm eine Nachricht vom Prinzen: Familiäre Angelegenheiten würden ihn an diesem Abend im Palast festhalten; er solle sich frei fühlen zu speisen, wann immer er Hunger hatte.
    »Ha!«, sagte Asher und starrte auf die hastig hingekritzelten Sätze. Was sollte er jetzt mit sich anfangen? Zur Antwort auf diese Frage begann sein Magen fordernd zu knurren, daher ging er in die Küche, um sein Abendessen zu sich zu nehmen. Dort schickte ihn der entrüstete Koch fort, nachdem er ihm eine Strafpredigt über die ernsten Konsequenzen gehalten hatte, die es nach sich zog, wenn wichtige Persönlichkeiten selbst niedere Arbeiten verrichteten.
    Geziemend getadelt und unterwiesen in der Verwendung der Lakaien des Turms, ging er wieder nach oben und unterhielt sich bis zum Eintreffen seines Abendessens mit der Neuordnung der Möbel.
    Nach dem Essen - einem köstlichen Hühnereintopf mit überbackenem Lauch und einer Himbeerpastete zum Nachtisch - setzte er sich in sein einsames Wohnzimmer und trank den letzten Rest von dem frischen, weißen Wein, den man ihm zum Essen serviert hatte. Irgendein kluger Kopf hatte einen Stapel Bücher auf seinen Nachttisch gelegt - höchstwahrscheinlich Gar, der witzig sein wollte -, aber er verspürte nicht die geringste Lust, sich mit geeichten Maßen und Gewichten im
Olkischen Recht
zu beschäftigen. Dieses Buch würde er heute Abend nicht lesen… wahrscheinlich würde

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