König 02 - Königsmacher
seinem ungestümen Lauf der Katastrophe inne und betrachtete den Rüpel. »Du hast deine Meinung, was Cygnet betrifft, nicht geändert, oder? Dir wäre vielleicht nicht doch ein anderes Pferd lieber?«
Darran erstickte fast. Ein
Pferd?
Zusätzlich zu allem anderen schenkte Seine Hoheit diesem Bauern ein
Pferd?
Ein Pferd, das ein absolutes
Vermögen
wert war? O liebe Barl, steh ihnen bei!
»Nein, Herr«, sagte der Rüpel. »Cygnet ist wunderbar.«
»Also schön«, sagte der Prinz nickend. »Darran, lasst Matt wissen, dass er soeben einen Stallburschen verloren hat und dass Cygnet von jetzt an Asher gehört. Ist das alles? Ja, ich denke, das ist es.«
»Der Lohn«, sagte der Rüpel mit gerunzelter Stirn.
»Ah ja. Wie konnte ich das vergessen?« Seine Hoheit nahm Willer die Feder aus der Hand, suchte sich ein Stück Papier, kritzelte etwas darauf, faltete das Blatt und hielt es Darran hin. »Hier ist Ashers neuer Lohn, Darran. Es ist eine vertrauliche Angelegenheit, haben wir uns verstanden?«
Darran nahm das Papier mit tauben Fingern entgegen. »Natürlich, Eure Hoheit«, sagte er hölzern. »Eure Hoheit, eine Frage, wenn ich so kühn sein darf.«
Der Prinz zog die Brauen zusammen. »Natürlich. Seit wann braucht Ihr meine Erlaubnis, um eine Frage zu stellen?«
Seit Ihr mir diesen ungebildeten Aufschneider aufgezwungen und ihn Euren Kämpen genannt habt!
Irgendwie brachte Darran ein unterwürfiges Lächeln zustande. »Es tut mir leid, Eure Hoheit. Ich bin nur ein klein wenig verwirrt, was die korrekte Etikette betrifft. Um es unverblümt auszudrücken, Herr, ist dieser - Euer - ist Asher mir unterstellt? Oder bin ich ihm unterstellt?«
»Weder noch«, antwortete der Prinz. »Ihr seid beide mir unterstellt. Gelegentlich wird Asher Grund und Erlaubnis haben, mit meiner Stimme zu sprechen. Ihr werdet es wissen, wenn dieser Fall eintritt. Davon abgesehen erwarte ich, dass Ihr als Gleichgestellte mit getrennten Pflichten zusammenarbeitet. Ist das klar?« Darran neigte den Kopf. »Vollkommen klar, Herr. Danke. Und noch eine letzte Frage, eine bloße Kleinigkeit, aber es ist das Beste, diese Dinge von Anfang an klarzustellen, meint Ihr nicht auch?«
Der Prinz seufzte. »Was?«
»Wie genau passt Willer in diese… neuen Arrangements?«
»Willer?«, wiederholte Seine Hoheit verständnislos. »Überhaupt nicht. Willer ist Euer Gehilfe. Asher ist meiner. Aber falls er Hilfe benötigen sollte, wird Willer ihm natürlich mit Freuden zu Diensten sein. Nicht wahr, Willer?« Willer errötete. »Ja, Eure Hoheit. Natürlich, Eure Hoheit.«
Der Prinz nickte. »Wunderbar. Nun, dann werden wir Euch jetzt verlassen, damit Ihr den Boten ihre Aufträge geben könnt. Vielen Dank, dass Ihr ein wenig Zeit erübrigen konntet, Darran.«
Darran machte eine tiefe Verbeugung, trotz des Schmerzes in seiner Leibesmitte. »Keine Ursache, Herr. Meine Zeit gehört wie immer Euch.«
Die Tür fiel mit einem dumpfen Aufprall hinter dem Prinzen und seinem bäuerlichen Gefährten zu.
Willer stieß mit erstickter Stimme ein Lachen aus, in dem sich Entsetzen und Gehässigkeit mischten, und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. »Darran, ich kann es nicht fassen. Könnt Ihr es fassen? Seine Hoheit ist
verrückt
geworden! Soll ich vielleicht nach Pother Nix schicken?«
Da die Situation so ernst war, beschloss Darran, Willer wegen seines ungebührlichen Ausbruchs nicht zu tadeln. In Wahrheit war es eine Erleichterung zu wissen, dass der andere Mann ganz genauso empfand wie er. Mit hämmerndem Herzen und trockenem Mund faltete er das Stück Papier auseinander, das der Prinz ihm gegeben hatte, und las die dort verzeichnete Summe Geldes, die Seine Hoheit jede Woche für diesen primitiven Rüpel verschwenden wollte, den er unerklärlicherweise in seinen Dienst genommen hatte.
Fünfzig Trin.
Nur fünfundzwanzig Trin weniger, als er selbst bekam, nachdem er dem Königshaus ein Leben lang treu gedient und immense persönliche Opfer gebracht hatte.
Heißer Hass regte sich in ihm. Wer war er, dieser Lümmel, dieser Rüpel, dieser
Fremde,
in ihrer aller Leben zu marschieren und es auf solche Weise auf den Kopf zu stellen? Der Kämpe des Prinzen? Der Verteidiger des Friedens? Wohl eher der Unruhestifter des Prinzen. Der Störer des Friedens. Die große Fehleinschätzung des Prinzen, und wenn er das sagen konnte, würde er es tun, nur dass er seinen Prinzen gut genug kannte, um zu erkennen, wann sich eine unkluge Idee in seinem Kopf festgesetzt hatte. Zu
Weitere Kostenlose Bücher