Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
Vom Netzwerk:
getötet und seinen Harnisch angelegt«, sagte Gilmere. »Jedenfalls, jetzt sind wir dran. Wir haben ihn zum Kampf herausgefordert, und jetzt gibt es kein Zurück mehr.«
    Dann griffen die beiden Sir Lancelot an und wurden beide aus dem Sattel geworfen, und alle drei wurden zu dem Schwur gezwungen, an den königlichen Hof zu gehen und sich als von Sir Kay Besiegte der Königin zu unterwerfen.

    Dann setzte Sir Lancelot – wie es in den französischen Büchern und auch bei Malory, sowie bei Caxton und Southey, Sommer und Coneybear, Tennyson, Vinaver und vielen anderen heißt – seine Ausfahrt fort. Er stieß einen Ritter nach dem andern aus dem Sattel, und auf der Straße zu Artus’ Hof drängten sich die besiegten Männer, die in Sir Kays Namen bedingt Gnade erhalten hatten und zu Guinevere gesandt worden waren. Sir Lancelot ritt heiter gestimmt dahin, vergnügt über sein Spiel, aber auch von der Hoffnung bewegt, daß dieser neugewonnene Ruhm Sir Kay aus seiner Hoffnungslosigkeit heraushelfen möge. Und unterwegs stieß Lancelot auf edle Ritter von der Tafelrunde, die Gefangene von Sir Tarquin gewesen waren – Sir Sagramor le Desyrus, Sir Ector de Marys, Sir Ewain und Sir Gawain. Er tat gegen jeden von ihnen einen Gang und warf sie alle vom Pferd, und als er weiterritt, sprach Sir Gawain, der mit Prellungen und übel mitgenommen auf der Erde saß, zu den anderen:
    »Wir sind Narren«, sagte er. »Ich muß den Verstand verloren haben. Schaut, wie dieser Ritter zu Pferde sitzt. Erinnert euch, daß er tief übers Pferd gebeugt und ganz locker ritt. Denkt an die Lanzenspitze, die keinen Augenblick unsicher schwankte, und vor allem daran, wie er den Gestürzten mit der Hand seinen Gruß entbot. Also – wer ist’s? Narren sind wir!«
    Und die anderen drei riefen: »Lancelot und kein anderer.«
    »Natürlich«, sagte Gawain. »Hätten wir Augen im Kopf gehabt, wären uns unsere Beulen erspart geblieben. Wenn wir jetzt einen Ritter mit Lancelots Waffenbild begegnen, können wir ihn getrost attackieren, und mir jedenfalls wird es eine Freude sein, Sir Kay auf die Knie zu zwingen.«
    Sir Ewain sagte: »Zunächst aber müssen wir unser Wort einlösen und uns in diesem mitgenommenen Zustand in Sir Kays Namen der Königin unterwerfen.«
    Während Lancelot weiter durchs Land ritt, mußte er eine Veränderung an den Menschen feststellen, denen er begegnete. Es kam nicht mehr vor, daß Ritter auf ihn zustürmten, um gegen ihn zu kämpfen. Manche behandelten ihn mit höflicher Friedfertigkeit oder triefend vor Respekt, andere fanden dringliche Gründe, das Weite zu suchen. Lancelot fand am Wegesrand aufgeschlagene Zelte verlassen vor, Brücken waren unbewacht, die Straßen nicht mehr von übermütigen fahrenden Rittern unsicher gemacht. Unkriegerische Männer grüßten ihn beim Namen. Dazu erschienen Fräulein, Damen und Edelfrauen von Gott weiß woher, um seinen Beistand in seltsamen, unbegreiflichen Angelegenheiten zu erflehen – verwundete Ehemänner, unrechtmäßig weggenommene Ländereien. Bekümmerte und ausgeraubte Jungfrauen schossen am Wegesrand wie Pilze aus dem Boden und suchten wortlos, errötend und mit gesenkten Augen sein Mitgefühl zu gewinnen. Lancelot staunte, daß man ihn erkannte, obwohl sein Visier geschlossen war und an seiner Schulter Sir Kays Schild hing. Er wußte nicht – und es hatte dieses Wissens auch nie bedurft –, daß Worte wie auf Schwalbenschwingen weit-, weithin fliegen können.
    Vielleicht hörte ein Knappe Gawains Worte, teilte sie einem vorüberkommenden Mönch mit, der sie, zusammen mit der Absolution, an ein beichtendes Mädchen weitergab, welches sie seinem Vater sagte, was wiederum ein zu einer Hochzeit eilender Spielmann mithörte. Strolche, entlaufene Leibeigene, geächtete Bogenschützen, die durch die grünen Wälder schlichen, fürstliche Äbte mit ihrem Gefolge wohlberittener Mönche hörten die Kunde und gaben sie weiter und weiter. Sogar die Vögel und die Schmetterlinge und die gelben Wespen trugen sie singend und flatternd weiter, bis selbst die Stimmen der funkelnden Bäche davon berichteten, daß Sir Lancelot mit Sir Kays Schild Abenteuer suchte. Zwerge und Landleute und Köhler grüßten ihn bei seinem Namen. Wandernde Kesselflicker, die mit Kram beladene Maultiere führten, Wollsammler mit ihren Wergsäcken, stolze Kaufleute mit purpurfarbenem Tuch aus dem goldenen Tuscien sprachen, vorbeiziehend, Lancelots Namen aus. Wundersam und geheimnisvoll ist es, wie Worten

Weitere Kostenlose Bücher