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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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enormen Mühe, die sich Chase gibt. Er leistet Phantastisches. Sagen Sie ihm bitte, wie sehr ich das zu würdigen weiß, und auch, daß ich ihm alles zuschicken werde, was ich hier aufstöbern kann. Wenn ihn die Schadensersatzklage interessieren sollte, ließen sich vielleicht in der Morgan Library ein paar Nachschlagewerke finden, aber ich werde schon bald alle hier und in Rom zu Rate gezogenen Quellen für die Bibliographie zusammengestellt haben, die ein imponierendes Bauwerk abgeben wird, wenn wir erst einmal durch sind. Ich bekomme immer mehr ein Gefühl für die damalige Zeit. Wenn er The Merchant of Prato von Iris Origo, im Verlag Jonathan Cape, 1957 {*} , noch nicht gelesen hat, sagen Sie ihm bitte, es würde ihn sicher interessieren. Es sind sozusagen die toskanischen Paston Letters, zusammengestellt aus 150000 Briefen eines Handelshauses in Prato, im 14. und frühen 15. Jahrhundert geschrieben, und eine hervorragende Arbeit. Ich besitze ein Exemplar davon und werde es ihm schicken, sollte er Schwierigkeiten haben, es aufzutreiben. Übrigens finde ich, es wäre ratsam, die von mir gesammelten Bücher nach Hause zu Chase zu senden, sobald ich mit ihnen fertig bin. Wir werden, sobald wir durch sind, eine ziemlich imposante Bibliographie beisammen haben, und ich könnte nicht glücklicher darüber sein.

    AN ERO UND CHASE – ROM, 26. APRIL 1957
    Ich hatte Briefe von der Amerikanischen Botschaft und von Graf Bernardo Rucelai aus Florenz, der ein alter Freund des Kustos ist. Infolgedessen wurde ich sehr gut aufgenommen. Das Archiv ist das Unglaublichste, was man je gesehen hat, meilenweit nichts als reine Information. Es fiel mir schwer, mich davon loszureißen. Ich suche nach bestimmten Dingen, die ich brauche, und die US Information Agency will mir jemanden zur Verfügung stellen, der nachsieht, ob das Material, das ich haben möchte, vorhanden ist. Übrigens, Chase, mit Florenz und jetzt Rom vergrößert sich die Bibliographie sprunghaft. Vielleicht finde ich ja nicht, was ich möchte, aber der Versuch kann nicht schaden, und offenbar hat bisher hier oder in Rom noch niemand gesucht.
    Ich habe in der letzten Zeit alle gelehrten Arbeiten über den Morte und über die Gründe für die verschiedenen Einstellungen Malorys gelesen, und dabei trieb sich in meinem Kopf immerfort ein Gedanke herum, lästig und einfach nicht ganz zu erwischen; ich wußte, irgend etwas war an all den Untersuchungen verkehrt, konnte aber nicht genau sagen, was. Warum blieb Lancelots Suche erfolglos, und warum hatte Galahad Erfolg? Wie ist die Einstellung zur Sünde oder die Einstellung zu Guinevere? Wie steht es mit der Rettung vor dem Scheiterhaufen? Wie sieht die Beziehung zwischen Arthur und Lancelot aus? All das ist so oft hin und her gewendet worden, und bis heute scheint, wie in der Causa Alger Hiss, etwas zu fehlen. Dann wachte ich heute morgen gegen fünf Uhr auf, war sofort hellwach, aber mit dem Gefühl, irgendeine gewaltige Aufgabe sei geleistet. Ich stand auf, schaute hinaus, wo gerade die Sonne über den Dächern von Rom hochstieg, und versuchte zu rekonstruieren, was das für eine Aufgabe gewesen und wie sie, wenn überhaupt, gelöst worden war, und plötzlich kam alles zurück, ganz und in einem Stück. Und ich glaube, es beantwortet meine nagenden Zweifel. Es kann keine Theorie sein, weil es sich nicht beweisen lassen wird. Es muß leider ganz und gar intuitiv bleiben, und deshalb wird die Wissenschaft es nie ernsthaft in Betracht ziehen.
    Man hat sich mit Malory als Übersetzer beschäftigt, als Rebellen, mit seiner religiösen Einstellung, mit Malory als einem Experten in Courtoisie, in beinahe allen Eigenschaften, die einem nur einfallen, nur nicht mit dem, was er war – ein Schriftsteller. Der Morte ist der erste und einer der größten Romane in englischer Sprache. Ich werde versuchen, das so klar und einfach auszudrücken, wie ich es vermag. Und nur ein Schriftsteller konnte ihn erschaffen. Ein Romancier schreibt nicht nur eine Geschichte auf, sondern er geht selbst in diese Geschichte ein. Er erscheint, in einem stärkeren oder einem geringeren Maß, in jeder einzelnen seiner Figuren. Und weil er in der Regel ein Mann mit moralischer Intention ist und als ein ehrlicher Mann zu Werke geht, schreibt er die Dinge so wahrheitsgetreu auf, wie es ihm möglich ist. Grenzen ziehen ihm seine Erfahrungen, seine Art der Beobachtung, sein Wissen und seine Gefühle.
    Man kann sagen, ein Roman, das ist der Mensch, der ihn

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