König Artus
dieser das Schlachtfeld verlassen mußte. Gryfflet und Sir Kay kämpften zu beiden Seiten ihres Königs und gewannen mit Schwerthieben gegen die Leiber ihrer Feinde Ruhm.
Nun ritten Ulfius und Brastias und Sir Ector gegen den Herzog Estance, Clarivaus, Carados und den König mit den hundert Rittern und trieben sie aus dem Kampfgetümmel hinaus. Hinter der Masse der Kämpfenden besprachen sie ihre Lage. König Lot war schwer verwundet, sein Herz bedrückt von den schrecklichen Verlusten, und es nahm ihm den Mut, daß kein Ende der Schlacht abzusehen war. Und so sprach er zu den anderen Lords: »Wenn wir von unserem Plan durchzustoßen nicht abgehen, werden wir in dem Engpaß allmählich aufgerieben werden. Ich schlage vor, daß fünf von uns zehntausend Männer aus der Schlacht führen, damit sie frische Kraft schöpfen können. Zugleich sollen die anderen Lords den Engpaß halten, den Feinden möglichst viel Schaden zufügen und sie ermüden. Dann, wenn sie abgekämpft sind, wollen wir sie mit den zehntausend Männern, frisch und ausgeruht, angreifen. Wenn wir sie schlagen wollen, ist das die einzige Chance, die ich sehen kann.«
Dieser Vorschlag fand Zustimmung, und die sechs Lords kehrten aufs Schlachtfeld zurück und kämpften mit verbissenem Einsatz, um den Feind zur Ader zu lassen und zu ermatten.
Nun gehörten zur Vorhut der in ihrem Versteck wartenden Streitmacht von Ban und Bors zwei Ritter, Sir Lyonse und Sir Phariance. Sie erspähten König Idres allein und anscheinend kampfesmüde. Und entgegen ihren Befehlen brachen die beiden französischen Ritter aus ihrer Deckung und sprengten auf ihn zu. König Anguyshaunce sah die Angreifer, rief den Herzog von Cambenet und eine Schar Ritter zu sich, und zusammen umzingelten sie die beiden, so daß sie sich nicht in den Wald zurückziehen konnten. Wiewohl sie sich tapfer verteidigten, wurden sie schließlich aus dem Sattel geworfen.
Als König Bors, der aus dem Wald zusah, das leichtsinnige Ungestüm seiner zwei Ritter bemerkte, erfaßte ihn Kummer wegen ihres Ungehorsams und ihrer bedrängten Lage. Er sammelte einen Trupp und stürmte wie ein Blitz aus dem Wald, so daß er einen schwarzen Streifen in die Luft zu brennen schien. König Lot sah ihn, erkannte ihn sogleich an dem Wappen auf seinem Schild und schrie auf: »Jetzt steh uns Jesus bei in Todesgefahr! Dort sehe ich einen der besten Ritter auf der ganzen Welt mit einer Schar ausgeruhter Ritter kommen.«
»Wer ist der Mann?« wollte der junge König mit den hundert Rittern wissen.
Lot sagte: »Es ist König Bors von Gallien. Wie mag er in unser Land gekommen sein, ohne daß wir es erfahren haben?«
»Vielleicht war das Merlins Werk«, sagte ein Ritter.
Aber Sir Carados sagte: »Ein großer Held mag er ja sein, aber ich werde Euren König Bors von Gallien zum Kampf herausfordern, und Ihr könnt mir ja Hilfe schicken, sollte ich welche nötig haben.«
Dann ritten Carados und seine Männer langsam dahin, bis sie nur noch eine Bogenschußweite von König Bors entfernt waren, und erst dann trieben sie ihre Pferde zu einem halsbrecherischen Galopp an. Bors sah sie heranstürmen und sagte zu seinem Patensohn, der sein Bannerträger war: »Jetzt werden wir sehen, wie diese Briten aus dem Norden mit ihren Waffen umgehen.« Und er gab seinen Männern das Zeichen zum Angriff.
König Bors nahm sich einen Ritter vor, durchbohrte ihn mit seiner Lanze, zog dann sein Schwert, hieb um sich wie ein Berserker, und die Ritter folgten seinem Beispiel. Sir Carados wurde zu Boden gestreckt, und es bedurfte des jungen Königs und einer großen Ritterschar, um ihn herauszuhauen.
Dann brachen König Ban und seine Gefolgschaft aus ihrer versteckten Position hervor; Bans Schild trug grüne und goldene Streifen. Als König Lot den Schild sah, sagte er: »Jetzt sind wir in doppelter Gefahr. Ich sehe dort den angesehensten und tapfersten Ritter von der Welt, König Ban von Benwick. Es gibt nicht noch einmal zwei solche Brüder wie die Könige Ban und Bors. Wir müssen den Rückzug antreten, sonst werden wir getötet.«
Ban und Bors stürmten mit ihren zehntausend ausgeruhten Männern so ungestüm heran, daß die Reserven des Nordens abermals in die Schlacht geworfen werden mußten, obwohl sie noch nicht ausgeruht waren. Und König Lot weinte vor Mitgefühl, als er sah, wie viele wackere Ritter tot vom Pferd sanken.
Nun kämpften König Artus und seine Bundesgenossen Ban und Bors Schulter an Schulter und teilten unentwegt
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