König Artus
fliehen versucht, des Todes sein soll. Es ist besser, einen Feigling zu töten, als durch einen Feigling umzukommen. Was meint Ihr dazu?« schloß Lot. »Antwortet mir – jeder von Euch!«
»Ihr habt wohl gesprochen«, sagte Sir Nentres, und die anderen Lords pflichteten ihm bei. Dann schworen sie, im Leben und im Tod zusammenzuhalten. Nach diesem feierlichen Gelöbnis besserten sie die Geschirre ihrer Rösser aus, säuberten und reparierten ihre Ausrüstung. Und dann stiegen sie in den Sattel, stellten neue Lanzen aufrecht auf ihre Schenkel und saßen regungslos und starr wie Felsen auf ihren Pferden. Als Artus, Ban und Bors sie dort auf ihren Rössern sitzen sahen, konnten sie dieser Disziplin und solch ritterlichem Mut ihre Bewunderung nicht versagen.
Dann baten vierzig von König Artus’ besten Rittern um die Erlaubnis, gegen den Feind reiten und seine Aufstellung sprengen zu dürfen. Und diese vierzig Männer spornten ihre Pferde zu vollem Galopp an, die Lords senkten ihre Lanzen, stürmten ihnen entgegen, und das erbitterte, tödliche Ringen ging weiter. Artus, Ban und Bors griffen wieder ein und töteten rechts und links von sich Feinde. Das Schlachtfeld war mit verstümmelten Männern übersät, die Pferde glitten im Blut aus, und ihre Beine waren bis über die Fesseln davon gerötet. Doch allmählich wurden Artus’ Mannen von der unbeugsamen Disziplin der Männer aus dem Norden zum Zurückweichen gezwungen, bis sie wieder über den kleinen Fluß gingen, über den sie gekommen waren.
Nun kam Merlin auf einem großen Rappen herbeigeritten und rief König Artus zu: »Wollt Ihr denn nie ein Ende machen? Habt Ihr noch nicht genug getan? Von sechzigtausend Männern zu Beginn der Schlacht sind nur noch fünfzehntausend am Leben. Es ist an der Zeit, dem Blutbad Einhalt zu gebieten, sonst wird Gott Euch zürnen.« Und er fuhr fort: »Die aufrührerischen Lords haben geschworen, das Feld keinesfalls lebend zu räumen, und wenn Männer dazu entschlossen sind, können sie viele andere in den Tod mitnehmen. Ihr vermögt sie jetzt nicht zu bezwingen. Ihr könnt sie nur unter schweren Verlusten töten. Deshalb, Herr, zieht Euch so rasch wie möglich vom Schlachtfeld zurück und gönnt Euren Männern Erholung. Belohnt Eure Ritter mit Gold und Silber, denn sie haben es verdient. Kein Lohn ist zu reich für sie. Noch nie haben sich so wenige Ritter ehrenvoller und tapferer gegen einen überlegenen Feind gehalten. Eure Ritter haben sich heute den besten Kämpen der Welt als ebenbürtig erwiesen.«
Die Könige Ban und Bors riefen: »Merlin spricht die Wahrheit!«
Dann hieß Merlin sie gehen, wohin sie wollten. »Drei Jahre lang, kann ich Euch versprechen, wird dieser Feind Euch nicht behelligen«, sagte er zu König Artus. »Diese elf Lords haben mehr auf dem Hals, als sie ahnen. Über vierzigtausend Sarazenen sind an ihren Küsten gelandet und ziehen sengend, brennend und mordend umher. Sie belagern die Burg Wandesborow und verwüsten alles Land. Deshalb habt Ihr von diesen Rebellen lange Zeit nichts zu befürchten. Sie werden zu Hause alle Hände voll zu tun haben.« Und Merlin fuhr fort: »Sobald die Beute auf dem Schlachtfeld eingesammelt ist, übergebt sie König Ban und König Bors, damit sie ihre Ritter belohnen können, die für Euch gekämpft haben. Die Kunde von diesen Geschenken wird sich verbreiten, und wenn Ihr in Zukunft Bedarf an Männern habt, werden sie sich einstellen. Eure eigenen Ritter könnt ihr später belohnen.«
König Artus sagte: »Dein Rat ist gut, ich werde ihn befolgen.«
Dann wurde der Beuteschatz auf dem blutgetränkten Schlachtfeld eingesammelt – Rüstungen und Schwerter und Edelsteine aus dem Besitz der Gefallenen, Sättel, Pferdegeschirre und Zaumzeug von den Kriegsrössern. Diese wertvollen Trophäen wurden den Königen Ban und Bors übergeben, und diese wiederum verteilten sie an ihre Ritter.
Danach nahm Merlin von König Artus und den königlichen Brüdern von der anderen Seite des Meeres Abschied und machte sich auf den Weg zu Meister Blayse, dem Chronisten. Merlin erzählte ihm die Geschichte der großen Schlacht und ihres Ausgangs und berichtete die Namen und Waffentaten jedes Königs und jedes tapferen Ritters, der dabei gekämpft hatte, und Meister Blayse schrieb in seine Chronik Wort für Wort, wie Merlin es ihm sagte. Und auch in Artus’ künftigen Tagen brachte Merlin die Kunde von Schlachten und Abenteuern zu Meister Blayse, der sie in sein Buch schrieb, damit die
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