König Artus
eingeschlagen hatte. Dann wurden Männer ausgesandt, die das flache Land vor dem heranrückenden Heer verwüsten sollten, damit weder Mensch noch Tier Nahrung finden könne.
Zu dieser Zeit hatte der junge König mit den hundert Rittern einen wundersamen Traum, den er seinen Genossen erzählte. Er hatte geträumt, ein schrecklicher Sturmwind sei über das Land gefegt, habe Städte und Burgen verheert, und darauf sei eine Flutwelle gefolgt, die alles mit sich fortgerissen habe. Als die Lords von dem Traum erfuhren, sagten sie, er sei das Vorzeichen einer großen Entscheidungsschlacht.
Des jungen Königs Traum von dem Sturmwind und der verheerenden Flutwelle drückte sinnbildlich aus, was jedermann spürte: daß der Ausgang der Schlacht darüber entscheiden werde, ob Artus als König von England das ganze Reich in Frieden und Gerechtigkeit regieren oder ob der chaotische Hader ehrgeiziger Kleinkönige und damit die unselige Finsternis fortdauern würde, die sich mit Uther Pendragons Tod auf das Land gesenkt hatte.
Weil sie ihren Feinden zahlenmäßig unterlegen waren, überlegten König Artus und die mit ihm verbündeten Könige aus Frankreich, wie sie den Invasoren aus dem Norden entgegentreten könnten. Merlin beteiligte sich an ihren Gesprächen. Als die Späher die Route der herannahenden Feinde und die Stelle meldeten, wo sie das Lager für die Nacht aufschlagen würden, trat Merlin für einen nächtlichen Angriff ein, denn eine kleine und bewegliche Streitmacht sei gegenüber einem ruhenden, vom Anmarsch ermüdeten Heer im Vorteil.
Darauf zogen Artus, Ban und Bors mit ihren wackeren und erprobten Rittern in aller Stille los, und um Mitternacht griffen sie die schlafenden Feinde an. Doch die Wachtposten schlugen Alarm, und die Ritter aus dem Norden mühten sich verzweifelt, auf ihre Pferde zu kommen und sich zu verteidigen. Während Artus’ Männer durch die Lager tobten, die Zeltleinen kappten und alles daran setzten, den Feind zu überwältigen. Doch die elf Lords waren geübte und disziplinierte Kämpen. Sie stellten ihre Krieger rasch in Schlachtordnung auf, und das wütende Ringen dauerte in der Finsternis fort. In jener Nacht wurden zehntausend wackere Männer erschlagen, und als die Morgendämmerung heraufzog, durchbrachen die Lords aus dem Norden mit ihren Mannen König Artus’ Linien, und er gab ihnen den Weg frei, um seinen Männern eine Ruhepause zu gewähren und neue Pläne für die Schlacht zu ersinnen.
Merlin sagte: »Jetzt können wir ausführen, was ich mir zurechtgelegt habe. Zehntausend Männer, frisch und nicht ermüdet, halten sich im Wald versteckt. Laßt Ban und Bors das Kommando über sie übernehmen und sie zum Waldrand führen, aber so, daß sie dem Feind verborgen bleiben. König Artus soll seine Männer vor den Augen der Eindringlinge aus dem Norden in Schlachtordnung aufstellen. Wenn sie sehen, daß Ihr nur zwanzigtausend gegen ihre fünfzigtausend habt, werden sie jubeln, übermütig werden und in den Engpaß hineinziehen, wo Eure kleinere Streitmacht eine gleich große Chance haben wird.«
Die drei Könige stimmten dem Schlachtplan zu, und ein jeder begab sich auf seinen Posten.
Als die Heere im Frühlicht einander sahen, stellten die Männer aus dem Norden befriedigt fest, wie klein Artus’ Streitmacht war. Dann begannen Ulfius und Brastias mit dreitausend Kriegern den Angriff. Sie stießen in die Reihen der Feinde aus dem Norden, hieben nach rechts und links und fügten ihnen große Verluste zu. Als die elf Lords sahen, daß so wenige Männer es schafften, so tief in ihre Schlachtordnung einzudringen, erfüllte sie Scham, und sie begannen einen furiosen Gegenangriff.
Sir Ulfius’ Pferd wurde unter ihm getötet, aber er deckte sich mit seinem Schild und kämpfte zu Fuß weiter. Der Herzog Estance von Cambenet griff ihn an, um ihn zu töten, doch Sir Brastias, der seinen Freund in Gefahr sah, nahm sich Estance vor, und die beiden prallten mit solcher Wucht aufeinander, daß den Pferden die Knie bis zu den Knochen aufplatzten und die Männer herunterstürzten und betäubt liegenblieben. Dann trieb Sir Kay mit sechs Rittern einen Keil in das feindliche Heer, bis ihnen die elf Lords entgegentraten und Gryfflet und Sir Lucas, der Mundschenk, aus dem Sattel geworfen wurden. Nun entwickelte sich die Schlacht zu einem Getümmel herumwirbelnder, angreifender, mit den Schwertern dreinschlagender Ritter, und jeder Mann suchte sich einen Feind aus und nahm ihn sich wie im Zweikampf
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