König Artus
vor.
Sir Kay sah Gryfflet zu Fuß ungestüm weiterkämpfen. Er stieß König Nentres vom Pferd, führte es Gryfflet zu und half ihm hinauf. Mit derselben Lanze traf Sir Kay den König Lot und verwundete ihn. Als der junge König mit den hundert Rittern dies sah, sprengte er auf Sir Kay zu, warf ihn aus dem Sattel und führte sein Pferd zu König Lot.
So ging es weiter, denn jeder Ritter betrachtete es als Pflicht und Ehrensache, seinen Freunden beizustehen und sie zu verteidigen, und ein gepanzerter Ritter zu Fuß war wegen des Gewichts seiner Ausrüstung doppelt gefährdet. Die Schlacht wogte hin und her, und keine der beiden Seiten wich zurück. Gryfflet sah seine Freunde Sir Kay und Sir Lucas vom Pferd geworfen und vergalt Sir Kay seine Gefälligkeit. Er suchte sich den wackeren Ritter Sir Pynnel aus, stieß ihn mit seiner großen Lanze aus dem Sattel und führte das Pferd Sir Kay zu. Der Kampf dauerte fort, und viele Männer wurden aus dem Sattel gestoßen und verloren ihre Pferde an Gegner, die ebenfalls zu Boden geworfen worden waren. Ohnmächtiger Grimm erfüllte die elf Lords, weil ihr größeres Heer gegen Artus nicht vorankam und ihre Verluste an Toten und Verwundeten sehr hoch waren.
Nun warf sich König Artus mit leuchtenden, kampflustigen Augen ins Getümmel, und er sah Brastias und Ulfius auf dem Boden und in großer Gefahr, weil sie sich im Geschirr ihrer gestürzten Pferde verheddert hatten, die mit den Hufen wie wild auf sie einschlugen. Artus stürmte wie ein Löwe gegen Sir Cradilment an, trieb seine Lanze dem Ritter in die linke Seite, packte die Zügel, führte das Pferd zu Ulfius und sagte mit der grimmig-fröhlichen Artigkeit von Kämpen: »Mein alter Freund, mir scheint, Ihr könntet ein Pferd gebrauchen. Bitte nehmt das hier.«
Worauf Ulfius antwortete: »Wahrhaftig, ich kann eines gebrauchen. Habt Dank, Herr.« Dann griff König Artus wieder in den Kampf ein, mit Hieben und mit Finten. Er ließ sein Pferd nach rechts und links tanzen und kämpfte so glorreich, daß man es staunenden Auges sah.
Der König mit den hundert Rittern hatte gesehen, wie Sir Cradilment zu Boden geworfen wurde, und nahm sich Sir Ector, Artus’ Pflegevater, vor, stieß ihn aus dem Sattel und bemächtigte sich des Pferdes. Als Artus sah, daß Cradilment, den er erst jüngst besiegt hatte, auf Sir Ectors Pferd saß, ergrimmte er. Er griff Cradilment neuerlich an und traf ihn mit einem solch wuchtigen Schwerthieb, daß die Klinge durch Helm und Schild und tief in den Nacken des Pferdes fuhr, worauf Mann und Roß augenblicklich zu Boden stürzten. Unterdessen kam Sir Kay seinem Vater zu Hilfe, stieß einen Ritter vom Pferd und half Sir Ector hinauf.
Sir Lucas lag bewußtlos unter seinem Pferd, und Gryfflet mühte sich mannhaft, seinen Freund gegen vierzehn Ritter zu verteidigen. Dann griff Sir Brastias, nun wieder beritten, helfend ein. Er stieß sein Schwert dem ersten so vehement gegen das Visier, daß die Klinge dem Ritter zwischen die Zähne drang. Den zweiten traf er mit einem weit ausholenden Streich am Ellenbogen und hieb ihm glatt den Arm ab, der auf die Erde fiel. Einen dritten erwischte er an der Schulter, wo der Harnisch an die Halsberge stieß, und hieb sie ihm samt Arm ab. Die Erde war übersät mit verstümmelten Toten und sich vor Schmerz windenden Verwundeten, tote und um sich schlagende Pferde türmten sich zu Haufen, und der Boden war glitschig vom Blut. Von Hügel und Wald hallte der Schlachtenlärm wider – das Klirren von Schwertern gegen Schilde, der dumpfe Aufprall von Lanzenkämpfern, die mit gleicher Wucht zusammenstießen, Kampfrufe und Triumphschreie und gellende Flüche, das Wiehern sterbender Pferde und das jammervolle Stöhnen tödlich verwundeter Männer.
Aus ihrer versteckten Position im Wald beobachteten Ban und Bors den wogenden Kampf. Sie sorgten dafür, daß ihre Männer sich still verhielten und Ordnung bewahrten, obwohl viele der Ritter vor Begierde zitterten und zappelten, sich ins Getümmel zu stürzen, denn die Kampfeslust ist für einen Kämpen eine ansteckende Sache.
Unterdessen nahm das Gemetzel seinen Fortgang. König Artus sah, daß er seine Feinde nicht niederzwingen konnte. Rasend wie ein verwundeter Löwe wandte er sich vorwärts und rückwärts gegen jeden, der sich ihm zum Kampf stellte, so daß alle ringsum des Staunens voll waren. Mit Schwertstreichen nach rechts und links tötete er zwanzig Ritter, und König Lot verwundete er so schwer an der Schulter, daß
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