König Artus
Nachwelt davon lese und sie im Gedächtnis behalte.
Nachdem Merlin dies getan hatte, kehrte er zur Burg Bedgrayne im Wald von Sherwood zurück, wo sich König Artus aufhielt. Er traf dort am Morgen nach Lichtmeß ein, verkleidet, wie er es so gerne tat. Er war, als er vor König Artus trat, in ein schwarzes Schaffell gehüllt, trug ein rostbraunes Gewand, und seine Füße steckten in großen Stiefeln. In der einen Hand hielt er einen Bogen und einen mit Pfeilen gefüllten Köcher, in der anderen ein Paar Wildgänse. Er ging zum König und sagte dreist: »Sir, wollt Ihr mir nicht ein Geschenk machen?«
Artus fiel auf die Verkleidung herein. Er sagte ärgerlich: »Wie käme ich dazu, einem Mann deinesgleichen etwas zu schenken?«
Und Merlin sagte: »Ihr wäret gut beraten, mir etwas zu schenken, was sich nicht in Eurer Hand befindet, statt Reichtümer zu verlieren. An der Stätte, wo die Schlacht stattfand, ist ein Schatz in der Erde vergraben.«
»Woher willst du das wissen, du Flegel?«
»Merlin, mein Meister, hat es mir gesagt.«
Da erkannten Ulfius und Brastias, daß er wieder einmal einen Streich spielte. Lachend sagten sie: »Herr, er hält Euch zum Narren. Es ist Merlin selbst.«
Da war der König beschämt, weil er Merlin nicht erkannt hatte, und ebenso erging es Ban und Bors, und sie lachten alle, weil er sie gefoppt hatte. Merlin war über den gelungenen Schabernack glücklich wie ein Kind.
Nun, da die Schlacht Artus’ Königtum etwas mehr befestigt hatte, erschienen große Herren und Damen, um ihm zu huldigen, und unter ihnen war auch das holde Edelfräulein Lyonors, die Tochter des Grafen Sanam. Als sie vor den König trat, sah er, daß sie schön war. Er wurde sogleich von Liebe zu ihr ergriffen, und sie erwiderte seine Liebe, und es zog sie zueinander hin, und Lyonors empfing einen Knaben, der den Namen Borre erhielt und später ein wackerer Ritter der Tafelrunde wurde.
Nun wurde Artus gemeldet, daß König Royns von Nord-Wales König Lodegrance von Camylarde, Artus’ Freund, angegriffen habe. Artus beschloß, Lodegrance Beistand zu leisten. Doch zuvor noch wurden die französischen Ritter, die es nach Hause zog, nach Benwick geschickt, um bei der Verteidigung der Stadt gegen König Claudas mitzuhelfen.
Als sie fort waren, zogen Artus und Bors und Ban mit zwanzigtausend Männern nach dem Land Camylarde, wofür sie sieben Tage brauchten, töteten zehntausend von König Royns’ Mannen, schlugen die übrigen in die Flucht und erretteten König Lodegrance von seinem Feind. Lodegrance dankte ihnen und bewirtete sie in seiner Burg und gab ihnen Geschenke. Und bei dem Festmahl sah König Artus zum erstenmal König Lodegrances Tochter. Sie hieß Guinevere, und Artus liebte sie sogleich und immerdar, und später machte er sie zu seiner Königin.
Nun war für die französischen Könige die Stunde des Aufbruchs gekommen, denn die Nachricht hatte sie erreicht, daß König Claudas ernstlich Krieg gegen ihre Länder führe. Und Artus erbot sich, sie zu begleiten.
Doch die Könige anworteten ihm: »Nein, Ihr dürft dieses Mal nicht mitkommen, denn Ihr habt hier viel zu tun, um Ordnung und Frieden in Eurem Königreich zu schaffen. Und wir bedürfen derzeit Eurer Hilfe nicht, weil wir dank der vielen Geschenke, die Ihr uns gemacht habt, wackere Ritter anwerben können, die uns gegen Claudas beistehen werden.« Und sie fuhren fort: »Wir versprechen Euch bei unserem gnädigen Gott, daß wir nach Euch schicken werden, wenn wir Hilfe brauchen, und wenn Ihr des Beistands bedürft, braucht Ihr nur nach uns zu schicken, und wir werden Euch ungesäumt zu Hilfe kommen. Das schwören wir.«
Dann sprach Merlin, der in der Nähe stand, eine Prophezeiung aus. »Diese beiden Könige«, sagte er, »brauchen nie mehr zum Kämpfen nach England zurückzukehren. Gleichwohl werden sie nicht lange von König Artus getrennt sein. Binnen ein, zwei Jahren werden sie seines Beistands bedürfen, und er wird ihnen gegen ihre Feinde zur Seite stehen, so wie sie ihn gegen seine Feinde unterstützt haben. Die elf Lords des Nordens werden alle an ein und demselben Tag sterben, von der Hand zweier mutvoller Ritter, des Balin le Savage und seines Bruders Balan.« Dann schwieg Merlin.
Als die aufrührerischen Lords vom Schlachtfeld abgerückt waren, zogen sie zu der Stadt Surhaute in König Uryens’ Land, wo sie Rast machten, sich erquickten und ihre Wunden verbanden, und das Herz war ihnen schwer, weil sie so viele ihrer Getreuen
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