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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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absolut keine Ausrede mehr, nicht an die Arbeit zu gehen … Nie hatte jemand einen besseren Platz zum Schreiben.
    Ich habe jetzt so ungefähr alles, was sich nach meiner Vorstellung irgend jemand, insbesondere ich, nur wünschen kann. Ein Boot, ein Haus, Joyous Garde, Freunde und Arbeit. Dazu bleibt mir neben der Arbeit noch etwas Zeit für all das übrige. Ich habe in der letzten Zeit viel über meine Zeitnot gegrübelt, was wohl von der Frustration darüber kam, daß ich wegen einer immer mehr überhandnehmenden Unordnung nicht zum Arbeiten kam. Jetzt ist das alles beseitigt, zumindest heute vormittag. Ich habe in der letzten Zeit schrecklich viel gejammert.
    Das ist bei mir nichts Neues. Ich glaube, ich war schon immer so. Aber jetzt werde ich mir wirklich Mühe geben, damit das ein Ende hat. Zumindest ist das heute vormittag mein Vorsatz. Und ich hoffe sehr, daß er Bestand hat.

    AN CHASE – NEW YORK, 21.OKTOBER 1958
    Mir ist klar, nach all den Monaten unserer gemeinsamen Arbeit muß es recht primadonnenhaft wirken, daß ich mich so abgeschottet habe. Und es war mir nicht möglich, dafür eine einfache Erklärung zu geben, nicht einmal mir selbst. Sozusagen wie ein Motor, bei dem es in mehreren Zylindern nicht zündet, und ich kann nicht recht sagen, was daran schuld ist, obwohl ich – da ich von Motoren etwas verstehe – weiß, daß es nicht mehr als vier oder fünf Ursachen geben kann oder daß vielleicht mehrere Faktoren an den Schwierigkeiten beteiligt sind. Aber das ist mein Problem. Das einzige, was Sie tangiert, ist der Umstand, daß der Motor nicht läuft. Das Ganze muß etwas kränkend für Sie sein, und das möchte ich nicht. Es kommt von meinen eigenen Unsicherheiten.
    Sie werden sich erinnern, daß ich einmal mit meiner eigenen Arbeit unzufrieden war, weil sie etwas Flaches bekommen hatte, und mehr als ein Jahr nichts getan habe. Es war ein Versuch, dieser Flachheit eine Chance zu geben, daß sie vergeht, und ich hoffte, ich könnte danach einen neuen Anfang mit einer Sprache machen, die mir vielleicht wie neu vorkommen würde. Aber als ich mich dann dranmachte, konnte von einer neuen Sprache überhaupt keine Rede sein. Es war eine blasse Imitation der alten, nicht so gut wie diese, weil ich eingerostet war, weil die Schreibmuskeln verkümmert waren. Also pickte ich daran herum und war darüber sehr bekümmert, denn ich wollte unbedingt, daß diese Arbeit das Beste würde, was ich jemals geschrieben hatte. Meine eigene Stagnation und totale Unfähigkeit, etwas zu tun, machten mich völlig ratlos. Schließlich beschloß ich, die Sache liegenzulassen und zu versuchen, die Muskeln an etwas anderem zu kräftigen – an etwas Kurzem, vielleicht sogar Leichtgewichtigem, obwohl ich weiß, daß es leichtgewichtige Dinge nicht gibt. Aber auch das fruchtete nichts. Ich schrieb fünfundsiebzig Seiten von dem Neuen, las sie und warf sie in den Papierkorb. Dann schrieb ich fünfzig Seiten und warf sie ebenfalls weg. Und dann kam mir blitzartig die Erleuchtung, was diese neue Sprache war. Sie war die ganze Zeit herumgelegen, man brauchte nur die Hand danach auszustrecken, und noch niemand hatte sie literarisch genutzt. Bei meiner »leichtgewichtigen« Sache ging es um das Amerika der Gegenwart. Warum sie nicht auf amerikanisch schreiben? Das Amerikanische ist eine hochkomplizierte und überaus kommunikative Sprache. Es wurde in Dialogen, bei unernsten Dingen und vielleicht von ein paar Sportreportern verwendet. Benutzt wurde es auch, wenn ein Ich-Erzähler eine Geschichte erzählt, meines Wissens aber nicht als ein legitimes literarisches Idiom. Während ich darüber nachdachte, hörte ich den Klang in den Ohren. Und dann probierte ich es aus, es kam mir richtig vor, und es begann dahinzuströmen. Es ist keine einfache Sache, aber ich finde sie gut. Für mich. Und plötzlich empfand ich, was Chaucer empfunden haben muß, als er feststellte, daß er in der Sprache schreiben konnte, die um ihn herum gesprochen wurde, und niemand ihn ins Gefängnis sperrte – oder Dante, als er das Florentinische, das die Leute sprachen, doch nicht zu schreiben wagten, zu poetischer Würde erhob. Ich gebe zu, mit diesen beiden Beispielen greife ich etwas hoch, aber unsereiner darf auf Chaucer doch wenigstens einen Blick werfen.
    Jetzt scheint es in mir zu strömen, und ich stelle fest, daß ich abends nicht einschlafen kann, weil die Mythen immerfort an meinem akustischen Aufnahmeapparat vorbeifließen, und die Figuren wie

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