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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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hier eine ganze Menge. Und ich verliere immer mehr meinen scheuen Respekt davor. Ich glaube, ich darf nicht übervorsichtig oder allzu respektvoll sein, sonst verliere ich, was er sagt. Aber ich möchte doch zunächst sehr langsam und sorgfältig arbeiten und sehr aufpassen, daß mir nichts von dem entgeht, was er sagt. Vermutlich werde ich im Laufe der Arbeit rascher werden.
    Jetzt möchte ich einen Augenblick über Arthur als Helden sprechen. Für mich besteht kein Zweifel daran, daß Malory in ihm einen Helden sah, aber er war auch ein gesalbter König. Diese zweite Eigenschaft führte eher dazu, ihn Malory zu entrücken. Im 15. Jahrhundert hatte die Anschauung, daß der König kein Unrecht tun könne, noch unverminderte Gültigkeit. An seinen Irrtümern waren seine Ratgeber schuld. Das war nicht nur eine Idee – es war Faktum. Wenn er kein Unrecht begehen konnte, ist der Faktor des Mitgefühls aus dem Spiel. Trotzdem aber läßt Malory ihn eine Sünde mit seiner Halbschwester begehen, und damit sein Schicksal auf sich herabbeschwören. Ich weiß, daß in einigen der späteren Erzählungen Arthur uns nur als eine Art Scheherazade erscheint, aber er war auch das Herz der Bruderschaft. Ich glaube, daß ich daran etwas machen kann. Begreiflicherweise war Malory wohl mehr an fehlbaren Menschen interessiert – Menschen, die imstande waren, Irrtümer und sogar Verbrechen zu begehen. Auch uns Menschen von heute interessieren ja Verbrechen mehr als Tugenden. Doch für den heutigen Menschen ist nicht mehr nachvollziehbar, daß Malory die Bedeutung des Herrschers nie aus den Augen verlor. Hier gewinnt Elizabeths Idee vom Kreis besonderes Gewicht. Der Kreis konnte ohne Arthur nicht bestehen. Er verschwand ja auch, als Arthur nicht mehr da war. Nun, das sind einfache Dinge – aber warum hat niemand diesen Mann gelesen? Ich komme immer mehr zu der Überzeugung, daß die Philologen ihn überhaupt nicht gelesen haben – zumindest nicht mit der Absicht zu verstehen, was Malory sagen wollte und was er seinen Zuhörern vermittelte. Ich könnte mich darüber endlos auslassen und werde es vermutlich auch tun, weil es mir selbst die Dinge klarmacht, wenn ich sie zu erklären versuche. Außerdem: Je tiefer ich eindringe, desto lohnender erscheint es mir. Der Text wird mitnichten kleiner – er bauscht sich größer und größer auf. Das Problem sind die einfachen Dinge, von denen manche in unserer Zeit nicht verstanden werden und manche vielleicht nicht verstanden werden können. Das Kostbare des Bluterbes – das ist eine Sache, an der ich arbeiten muß. Die Vorstellung, daß das einfache Volk eigentlich eine andere Spezies war, von Menschen aus dem Adel so verschieden wie Kühe. Hier ist kein Snobismus im Spiel. So war es einfach. Ich werde das jetzt für eine kleine Weile beiseitelegen.

    AN CHASE – NEW YORK, 14. JULI 1958
    Danke für Ihren guten Brief und auch für die Bücher, die ständig eintreffen. Man kann wohl nie genug Bücher haben.
    Ich denke, ich werde weiterhin diese Arbeitsbriefe an Sie und Elizabeth schicken. Es ist sehr nützlich, sie zu schreiben, während ich am Arbeiten bin, finden Sie nicht?

    AN CHASE – NEW YORK, 28. JULI 1958
    Ich war in der letzten Zeit ziemlich unaufmerksam zu Ihnen, aber nicht undankbar. Die Bücher, die Sie mir geschickt haben, sind großartig. Nur war hier ein solcher Wirbel, daß ich immer mehr durcheinandergeraten bin. Das ist alles. Heute soll mit meinem Häuschen angefangen werden. Ich denke, danach wird alles ganz anders aussehen. Zumindest wird es mit dem Trubel ein Ende haben. Es ist alles aus Fertigbauteilen, so daß es innerhalb von nur ungefähr drei Tagen zusammengesetzt werden kann.

    AN ERO UND CHASE – NEW YORK, 11. AUGUST 1958
    Joyous Garde ist jetzt fertig. Zumindest ist es soweit fertig, daß ich darin arbeiten kann. Nach der Arbeit bleiben natürlich noch hundert kleine Verfeinerungen, die ich vornehmen und anbringen werde. Ich hatte noch nie einen Arbeitsraum wie diesen.
    Ich werde jeden Tag am Morgen hier sein und arbeiten, bis ich finde, daß mein Tagewerk getan ist. Daß ich in jede Richtung sehen kann, lenkt mich ganz und gar nicht ab. Im Gegenteil. Daß ich in alle Richtungen sehen kann , erspart mir das Hinschauen. Das liest sich vielleicht widersprüchlich, ist es aber nicht. Es ist schlicht und einfach die Wahrheit. Nun ist es vorbei mit dem Herumtrödeln, mit den Ausreden und den Klagen. Jetzt bestehe ich darauf, daß ich an die Arbeit gehe, und es gibt

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